UdZ 1-2011
39 Unternehmen der Zukunft 1/2011 UdZ Aktuelle Forschungsvorhaben Auf der Grundlage dieses Bewertungsmodells sollen bei durch den Kunden induzierter externer Varianz der Produktnachfrage im bestehen- den Produktionssystem diejenigen invarianten Gestaltungsgrößen identifiziertwerden, durchderen zielgerichtete Gestaltung ein möglichst hoher Grad an Standardisierung erzielt werden kann. Dazuwird das Scale-Scope-Dilemma eines Produktionssystems auf die vier Felder „Produktprogramm", „Produktarchitektur", „Produktion" und „kun- dengerichtete Supply-Chain" heruntergebrochen (siehe Bild 1, S. 38) und feldspezifisch interpretiert. Für jedes Feld werden Bewertungsgrößen aus- gewählt, die für die Auflösung des Scale-Scope- Dilemmas im Zusammenhang mit der Bewertung und Beherrschung von Produktkomplexität relevant sind [7; 8]. Beispielsweise wird der Supply-Chain-Quadrant anhand der dichotomen Bewertungsdimensionen der Supply-Chain- Leistungsfähigkeit (Scope-Dimension) und der Supply-Chain-Kosteneffizienz (Scale-Dimension) beschrieben. Die Supply-Chain-Leistungsfähigkeit spiegelt den Erfüllungsgrad der logistischen Anforderungender Kunden andie von ihnenbestell- ten Produkte hinsichtlich Menge, Liefertermin und Qualität wider. Die Supply-Chain-Kosteneffizienz hingegen gibt an, wie (kosten-) effizient diese Leistungen in der Supply-Chain erbracht werden. Die vier ausgewähltenBewertungsgrößen solltenbei einer gleichzeitigenMaximierung zu einer Auflösung des Scale-Scope-Dilemmas für das gesamte Produktionssystemführen. Eine kardinale Skalierung der Bewertungsgrößen mit den Wertebereichen 0 (minimaler Wert) bis 1 (maximaler Wert) der Quadranten ermöglicht somit die Einordnung, Bewertung und den Vergleich verschiedener Produktionssysteme. Integrative Gestaltung von Produktionssystemen Basierend auf den generierten Analyseergebnissen des Bewertungsmodells erfolgt die Gestaltung des Produktionssystems (siehe Bild 2). Mithilfe des integrativen Gestaltungsansatzes soll eine signifikante Verbesserung der Effektivität bewirkt werden. Der definierten Optimierungsrichtung zur Auflösung des Scale-Scope-Dilemmas soll ent- sprechend durch die Anwendung feldspezifischer Optimierungsmethoden und Lösungsprinzipien ein Optimum zwischen extern angebotener Produktkomplexität und intern zu beherrschender Produktkomplexität realisiert werden. Der Gestaltungsansatz läuft dabei abwie im Folgenden beschrieben: Zur Vorbereitung der integrativen Gestaltung erfolgt die systematische Analyse der Wirkbeziehungen und Abhängigkeiten zwi- schen den Produkt- und Prozessmerkmalen eines Produktionssystems. So können beispielsweise bestimmte Anforderungen an das Produkt (z. B. die maximale Rauheit der Produktoberfläche) lediglich durch bestimmte Produktionsprozesse realisiert werden. Darauf aufbauend findet die Identifikation von besonders kosten- und varianzsensitiven Merkmalen in den Prozessen der Produktion und der Supply-Chain statt. Der nächste Schritt um- fasst die Bewertung und Auswahl feldspezifischer Lösungsprinzipien, die eine Optimierung des aktuellen Betriebspunkts des Produktionssystems innerhalb des jeweiligen Quadranten bewirken. Für das Gestaltungsfeld der Supply-Chain wurden „Postponement" und „Collaborative Planning" als geeignete Lösungsprinzipien zur Erreichung höherer Wirkungsgrade identifiziert [7; 8; 9; 10; 11]. Diese Lösungsprinzipien verringern durch die zielgerichtete Verlagerung des kundenspezifischen Produktdifferenzierungspunkts sowie durch die Erhöhung der Prognose- und Planungsgüte in einer Kunden-Lieferanten-Beziehung durch eine Ex- und Intensivierung des Informationsaustauschs gezielt die externe (die Varianz der Bestellmengen) und interne Varianz (die Teile- und Variantenvielfalt). Der integrative Ansatz schließt mit einer erneu- ten Anwendung der Bewertung, um erzielte Veränderungen und eventuell weitere notwendige Verbesserungen zu identifizieren. Bild 2 Integrative Konfiguration eines Produktionssystems
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