UdZ 1-2011
52 Unternehmen der Zukunft 1/2011 UdZ Produktionsmanagement Gestaltung hybrider Wertschöpfungsketten Überwindung divergierender Zielsysteme in Unternehmens- netzwerken der Konsumgüterindustrie Statt den immer bedeutender werdenden Kundenanforderungen durch maßgeschneiderte logistische Systeme zu begegnen, setzen viele Unternehmen nach wie vor zu einseitig auf ein- gefahrene, oftmals unzureichend funktionierende Supply-Chains. Was in der Vergangenheit noch funktioniert hat, kann in einem immer härter umkämpften Markt unter der Maßgabe immer unterschiedlicherer Kundenanforderungen und Kundenverhaltensweisen zumHemmschuhwerden: Die „One-Size-fits-all-Supply-Chain“ wird dem Marktumfeld nicht mehr gerecht. Diversifizierte Kundenanforderungen erfordern eine vielfältige – oder hybride – Supply-Chain. Die Gestaltung einer unter den mannigfaltigen Kundenverhaltens- und -anforderungsmustern flexibel einsetzbaren hybriden Supply-Chain war Ziel des Forschungs- projekts „HybridChain“. Das Beispiel des Hybridantriebs veranschaulicht das Prinzip eines hybriden Systems. Während ein Verbrennungsmotor ein hohes Drehmoment, eine Die Konsumgüterindustrie ist stark durch Fehlmengen im Handel und in der Supply-Chain (sogenannten Out-of-Sock-Situationen) betroffen. Out-of-Stocks sind häufig gleichbedeu- tend mit einem direkten Umsatzverlust, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen, da diese selten Substitutprodukte in ihrem eigenen Produktportfolio führen. Eine der we- sentlichen Ursachen für die fehlende Lieferfähigkeit liegt in dem andauernden Zielkonflikt zwischen markt- und herstellungsorientierten Einheiten der Supply-Chain begründet. Das Forschungsprojekt „ HybridChain “ widmet sich diesem Problem und zielt auf eine Auflösung des Zielkonflikts durch die Gestaltung einer hybriden Supply-Chain. Durch die parallele Anwendung mehrerer Supply-Chain-Pipelines in einer hybriden Supply-Chain können die verschiedenen Kundenanforderungen und Kundenverhaltensweisen diversifiziert angespro- chen und befriedigt werden – ohne auf hohe Sicherheitsbestände zurückgreifen zu müssen. Das IGF-Vorhaben 16026 N der Forschungsvereinigung Forschungsinstitut für Rationalisierung e. V. - FIR an der RWTHAachen, Pontdriesch 14/16,52062 Aachenwurde über die AiF imRahmen des Programms zur Förderung der industriellen Gemeinschaftsforschung und -entwicklung (IGF) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert. Projekttitel HybridChain Projektträger AiF Projektpartner DALLI-WERKE GmbH & Co. KG, Aachen; ZITEC Industrietechnik GmbH, Plattling; BMK professi- onal electronics GmbH, Augsburg; LEHMANN Vertriebsgesellschaft mbH & Co. KG, Minden; SCHWARZ PHARMA Deutschland GmbH, Monheim; GNT International B.V., Mierlo, Netherlands; ELECTRONIC ARTS GmbH, Köln Ihr Kontakt am FIR Dipl.-Wirt.-Ing. Niklas Hering hoheGeschwindigkeit und eine hohe Reichweite bei gleichzeitig erheblichenAbgas- und Lärmemissionen aufweist, arbeitet ein Elektromotor abgasfrei und nahezu lautlos. Allerdings erreichen Elektromotoren weder eine hohe Geschwindigkeit noch bieten sie eine hohe Reichweite. Der Hybridantriebmacht sich – im Idealfall – dagegen die positiven Eigenschaften seiner beiden Teilsysteme zunutze und erreicht damit insgesamt bessere Eigenschaften als ein Teilsystem allein. Die unterschiedlichen Antriebsarten des Hybridantriebs finden imFalle der Supply-Chain ihre Entsprechung inmehrerenparallelen„Supply-Chain- Pipelines“ innerhalb eines Unternehmens, deren Konfigurationen auf die jeweiligen Anforderungen und Verhaltensweisen der Kunden zugeschnitten sind und die je nach Bedarf alternativ einge- setzt werden. Auch wenn jede Supply-Chain- Pipeline andere Mittel und Konzepte einsetzt – das Endziel ist allen Pipelines gemeinsam: Die bestmögliche Zufriedenstellung des Kunden und damit die Steigerung des Unternehmenserfolgs. Die Unternehmen stehen daher vor einer doppelten Herausforderung. Siemüssen nicht nur entscheiden, welche Supply-Chain-Konfiguration die richtige und zielkonforme ist, sondern auch, wie viele Supply- Chain-Pipelines innerhalb eines Geschäftszweigs notwendig, gleichzeitig aber auch wirtschaftlich einzusetzen sind. Ziel des Projekts HybridChainwar die Ableitung von Gestaltungsempfehlungen für die Schaffung einer hybriden Supply-Chain inder Konsumgüterindustrie, basierend auf einer die unterschiedlichen Kundenanforderungs- und Verhaltenstypen be- rücksichtigenden Segmentierung. Die Bildung ho- mogener Kundensegmente erlaubt die differenzierte Bild 1 Identifizierte heterogene Supply-Chain-Segmente
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