UdZ 1-2012

58 Unternehmen der Zukunft 1/2012 UdZ Produktionsmanagement Schlanke Prozesse in der Aluminiumfertigung Wertstromorientierte Gestaltung der Produktionsplanung und -steuerung in der kontinuierlichen Fertigung Als einer der Weltmarktführer im Bereich gewalzter Aluminiumprodukte ist die Hydro Aluminium Rolled Products GmbH (kurz: Hydro ) in Grevenbroich einem permanent hohen Wettbewerbsdruck ausgesetzt. Die Kunden for- dern die termingerechte Lieferung hochwertiger Walzprodukte mit kurzen Lieferzeiten und hoher Flexibiltät. Die Rohstoffpreise für Aluminium sind hoch, was eine allzeit funktionierende Bestandskontrolle erfordert. Diesen Herausforderungen ist nur durch ein optimales Zusammenspiel aller Prozess- beteiligten sowie der jeweiligen IT-Systeme zu begegnen. Insbesondere die komplexen Planungsprozesse in der kontinuierlichen Fertigung (Kampagnenbildung, unterbre- chungsfreie Fertigungsprozesse usw.) müssen stabil und die Verantwortlichkeiten im Ablauf klar geregelt sein. Diesen Zustand zu opti- mieren, war Aufgabe eines Projekts des FIR gemeinsam mit der Schuh & Co. GmbH . Neben der Definition eindeutiger Planungsstrategien und -prozesse standen dabei die Verkürzung der Durchlaufzeit bei der Bearbeitung von Kundenaufträgen, die eindeutige Klärung von Rollen und Verantwortlichkeiten im Prozess so- wie eine Verbesserung der Einbindung des wich- tigsten Rohmaterialzulieferers im Vordergrund. Zu Beginn des Projekts sind zunächst die Grenzen des zu betrachtenden Unternehmensausschnitts eindeutig definiert worden. Als zunächst fokus- sierter Pilotbereich ist eine Fertigungslinie zur Folienherstellung mit der Maßgabe bestimmt worden, die Projektergebnisse so aufzuberei- ten, dass diese im Anschluss auch auf andere Fertigungsbereiche wie die Herstellung von Aluminiumdosen, -bändern oder Lithographiefolie übertragen werden konnten. Unter Anwendung der Wertstromanalyse sind in einem ersten Schritt sämtliche re- levanten Prozesse bei der Abwicklung von Kundenauf trägen mit einem Team von Prozessverantwortlichen bei Hydro visualisiert und auf Schwachstellen hin untersucht wor- den. Parallel dazu wurden die Läger zu Beginn und am Ende des Fertigungsbereichs sowie die Zwischenläger im Prozess mittels dem Bestandsanalysetool BESTPro des FIR analysiert. Ziel war es dabei, mittels Artikelklassifikation die regelmäßig verbrauchten Materialien zu identifizieren, um diese anschließend mit pass- genauen Verfahren exakter beplanen zu können sowie im Hinblick auf eine Prozessentzerrung Standardläger zu Supermärkten umzurüsten. Zur Unterstützung der operativen Prozesse bei der Auftragsabwicklung, vom Eingang der Kundenanfrage bis zum Versand des fer- tigen Erzeugnisses, kommen auch bei Hydro eine Reihe von IT-Systemen zum Einsatz. Auf Basis einer Befragung unter repräsentativen Nutzern ist in einem dritten Schritt der aktuelle Nutzungsgrad der jeweiligen IT-Funktionalitäten sowie die Zufriedenheit der Nutzer mit der be- reitgestellten IT ermittelt worden. Auf Basis der anschließend aus allen drei Bereichen (Prozesse, Läger und IT) konsoli- dierten Verbesserungspotenziale sind direkt Maßnahmen abgeleitet und zu Handlungsfeldern zusammengefasst worden. Die Handlungsfelder wurden dann anhand eines gemeinsam er- arbeiteten Schemas bewertet und priorisiert (siehe Bild 1) sowie unter Berücksichtigung der verfügbaren Kapazitäten bei Hydro in eine Umsetzungsreihenfolge gebracht. Die wich- tigsten Projektergebnisse mit ihren jeweiligen Potenzialen bzw. Effekten waren dabei: • Erhöhung der Prozessstabilität und der Planungsgenauigkeit durch Verlagerung der Kombinationsbildung an den Anfang des Auftragsabwicklungsprozesses, • Wechsel hin zu einer Make-to-Stock-Strategie im Wareneingangslager durch Einrichtung eines Supermarkts für Vormaterialien und da- durch Verringerung der Auftragsdurchlaufzeit für Fertigerzeugnisse um knapp die Hälfte der Tonnage (ca. 40 Prozent), • Herstellung einer realistischen Planungs- situation bzw. -basis durch Planung mit begrenzten Kapazitäten, Bild 1: Maßnahmenportfolio (gestrichelte Pfeile symbolisieren inhaltliche Abhängigkeiten unter den Maßnahmen)

RkJQdWJsaXNoZXIy NzcyMw==