UdZ 1-2012
64 Unternehmen der Zukunft 1/2012 UdZ Produktionsmanagement Optimierung der logistischen Prozesskette Erarbeitung und Implementierung von Maßnahmen zur Prozessoptimierung und -integration bei einem Hersteller von Konsumgütern Die Konsumgüterindustrie sieht sich zurzeit viel- fältigen Herausforderungen gegenüber. Die Verfügbarkeit von endverbrauchernahen Informationen (sogenannte Market-Intelligence) ist nur begrenzt gegeben, wird aber vonUnternehmen klar gewünscht. Mangelnde Auszüge von Point- of-Sale-Daten oder unzureichende Informationen über Aktionen im Handel erschweren die Planung in der Lieferkette der Konsumgüterindustrie. Dies äußert sich darin, dass die Bedarfsprognosen der Unternehmen entlang der Kette teils erheb- lich vom tatsächlichen Bedarf abweichen. Diese AbweichungenwerdendurchDifferenzender unter- nehmensinternen Angaben (Vertriebsprognose im Vergleich zur Produktionsprognose) verschärft. Diese unterschiedlichen Prognosen beruhen nicht zuletzt auf unterschiedlichen Zielsystemen inden relevanten Unternehmensabteilungenwie Vertrieb, Produktion und Einkauf. Lange Wiederbeschaffungszeiten für Rohwaren (z. B. aus Übersee oder Fernost) stehen im Gegensatz zu kundenseitig geforderten extrem kurzen Lieferzeiten. In der wissenschaftlichen Diskussion und der unternehmerischen Praxis existiert eine Vielzahl von Hilfsmitteln, um diesen Herausforderungen zu begegnen. Darunter fallen z. B. Ansätze des Bestandsmanagements wie artikelklassenspe- zifische Disposition und Prognose, dynamische Sicherheitsbestände oder die Bestimmung der optimalen Beschaffungsmenge. Diese sind den Unternehmen häufig aber nicht hinreichend be- kannt, weshalb im Rahmen des Projekts mit dem Unternehmen der Konsumgüterindustrie eine Untersuchung der logistischen Prozesse im Kontext der oben genannten Herausforderungen erfolgte. Die Zielsetzungbestand in erster Linie inder Senkung von Lagerbeständen und Bestandskosten sowie der Reorganisation der logistischen Planungsprozesse. Das Projektwurde in zwei Teilprojekten in zwei unter- schiedlichenGeschäftsbereichen des Unternehmens durchgeführt. Vorgehensweise DiegrundlegendeVorgehensweisebestanddarin, zu- nächst eine umfassende Prozessaufnahme auf Grob- undDetailebene vorzunehmen. Anschließendwurde aufGrundlageder identifiziertenSchwachstelleneine Potenzialanalyse durchgeführt und es wurden kon- kreteReorganisationsmaßnahmendefiniert.Dieseum- fassten imerstenGeschäftsbereich z. B. dieDefinition kundensegmentspezifischer Planungsverfahren und -intensitätenaufBasiseinerKlassifizierung derKunden hinsichtlich Absatzvolumen und Planungstreue. Eine weitere Maßnahme umfasste die Meldebestands- und Losgrößenoptimierung in der Produktion. Die Produktion des Unternehmens ist nach Kampagnen organisiert, sodass sich hier eine entsprechende umfangreiche Planungskomplexität einstellt. Des Weiteren wurde der Einkauf durch die Einführung eines neuen Planungstools unterstützt und der Vertrieb in seinem Kooperationsmanagement mit großen Handelskunden beraten. DieheutigeninternationalenSupply-ChainssinddurcheinezunehmendeKopplunginFolgevonredu- zierten Beständen und Reaktionszeiten gekennzeichnet. Der Umgangmit dieser Situation erfordert eine durchgängige Gestaltung der logistischen Prozesskette vom Lieferanten über alle Abteilungen eines Unternehmens bis hin zumKunden. Im Folgenden wird anhand eines exemplarischen Projekts dargestellt,welchenspezifischenHerausforderungensichinsbesonderedieKonsumgüterindustrieim heutigenMarktumfeldgegenübersiehtundwiediesedurcheineabteilungsübergreifendeIntegration der logistischen Planungsprozesse bewältigt werden können. Neben der Vorgehensweise werden beispielhafteVerbesserungsmaßnahmenundderenEffekteaufdielogistischenZielgrößenaufgezeigt. Bild 1: Ergebnisse der Kundensegmentierung
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