UdZ 1-2012

66 Unternehmen der Zukunft 1/2012 UdZ Produktionsmanagement Termintreu durch transparente Projektsteuerung Restrukturierung der Auftragsabwicklung im konzerninternen Werkzeugbau der Muhr und Bender KG Ausgangssituationdes internenWerkzeugbaus Die Muhr und Bender KG (kurz: Mubea) ist ein auf Leichtbau spezialisierter Automobilzulieferer mit einer weltweit führenden Position in der Federindustrie. Dabei agiert der Zentralbereich Fertigung (ZBF) als konzerninterner Werkzeugbau und eigenes Profit-Center. Das Produktspektrum zur Versorgung der Tochtergesellschaften des Seriengeschäfts umfasst die Herstellung von Neuwerkzeugen, die Ersatzteilversorgung und die Erstellung hochautomatisierter Anlagen von der Projektierung bis zur Inbetriebnahme. Allein der ZBF-Standort Attendorn bearbeitet mit ca. 160 Mitarbeitern pro Jahr ca. 1 500 Aufträge vom kleinenWerkzeugteil bis hin zu hochautoma- tisierten, verketteten Fertigungsstraßen von über 60 Metern Länge. Diese heterogene Auftragsstruktur stellt hohe Anforderungen an die Steuerung einer Auftragsabwicklung – insbesondere, da Mubea als Automobilzulieferer an den Produktionsstart der OEM (Original-Equipment-Manufacturer) gebunden ist. „Als Servicedienstleister im Konzern stehen wir vor der Aufgabe, ein äu- ßerst heterogenes Auftragsspektrum terminge- recht abzuwickeln. Dabei fehlt uns häufig die Transparenz von aktuellen Prozesszuständen und damit die Möglichkeit, frühzeitig Problemen entgegenzuwirken bzw. diesen im besten Fall vorzubeugen“, beschreibt Manfred Schulte, Leiter des ZBF, die Situation. Regelmäßig muss zwischen Servicegedanken und Profit-Center- Ausrichtung abgewogen werden. Anfragen gehen über persönliche Beziehungen auf al- len Ebenen der Konzerntochter ein. Aufträge werden, der schnellstmöglichen Abwicklung geschuldet, teilweise am System vorbei gehand- habt. Auftragsänderungen fließen telefonisch direkt in die Produktion oder Montage ein. Eine zentralisierte Auftragssteuerung, die Störungen transparent macht und frühzeitig entgegenwirken könnte, ist unter diesen Rahmenbedingungen kaum handlungsfähig. Hinzu kommt, dass der ZBF IT-seitig bislang an das konzernweite, auf die Serienfertigung aus- gelegte ERP-System Infor XPPS gebunden ist, obwohl die benötigte IT-Unterstützung der eines Sondermaschinenbau-Unternehmens entspricht. Um die fehlenden Funktionalitäten abzude- cken, wird eine Vielfalt an Sekundärsystemen eingesetzt. So ist neben einer Vielzahl an Eigenprogrammierungen weiterhin auch das Alt-PPS-System in Betrieb. Strukturierung der Lösungsbausteine Im ersten Schritt der Prozessmodellierung konnten diese Probleme im Einzelnen im Auf- tragsabwicklungsprozess nachvollzogen und in ihren Wirkungsketten transparent gemacht werden. Gleichzeitig wurde der Ursachenbezug der einzelnen Schwachstellen aufgezeigt, der den Ansatzpunkt zur Maßnahmendefinition darstellte. So wurde deutlich, dass ein vorder- gründig erhöhter Aufwand durch ein standar- disiertes Angebotsmanagement weitreichende Vereinfachungen im gesamten Prozessverlauf Wie kann ein äußerst heterogenes Auftragsprogramm mit hohem Termindruck durch- gängig überwacht und kontrolliert gesteuert werden? Vor diesem Hintergrund iden- tifizierte das FIR mit einem abteilungsübergreifenden Kernteam im Werkzeugbau der Muhr und Bender KG die Stellhebel und Handlungsfelder auf dem Weg zu erhöhter Prozesstransparenz und Liefertermintreue und konzeptionierte eine handlungsfähige Auftragsleitstelle. Bild 1: Vergleich des Ist-Prozesses Angebotsbearbeitung (links) mit dem Soll-Prozess (rechts)

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