UdZ 1-2012

86 Unternehmen der Zukunft 1/2012 UdZ Produktionsmanagement Praxis liegt ein durchgängiger Informationsfluss zwischen den vier Ebenen nur in einzelnen Ausnahmefällen vor. Die dadurch entstehende Intransparenz im Hinblick auf die Planung und Steuerung von Produktionssystemen ist eine der größten Schwachpunkte von ERP-, MES- und Supply-Chain-Management- (SCM)Systemen. Die Potenziale, welche sich durch eine integrierte IT-Systemlandschaft ergeben, lassen sich anhand der Befragung ableiten, wie in Bild 1 dargestellt (siehe S. 83). Die Integration der relevanten Planungssysteme eines Produktionssystems ver- setzt Unternehmen in die Lage, einen schnelleren Zugang zu relevanten Daten zu erhalten. Zwei Drittel der befragten Unternehmen geben an, dass sie schneller auf das dynamische Marktumfeld mittels vorgehaltener Reaktionsstrategien zielkonform reagieren können, wenn Sie zeit- nahe Informationen über eventuelle Störungen mittels des IT-Systems erhalten. Zudem geben mehr als 50 Prozent der Unternehmen an, dass sich durch eine Integration der IT-Systeme eine verbesserte Transparenz und durchgängige Planung und Steuerung der Produktionsprozesse realisieren lässt. Daraus resultiert neben einer Erhöhung der Planungsqualität ebenso eine ad- äquate Zielerreichung im Sinne des logistischen Zielsystems. Wettbewerbsfaktor 2: Echtzeitfähige Datenverarbeitung Eine integrierte IT-Systemlandschaft ist die Voraussetzung für eine schnelle Weiterleitung von Daten und Informationen vom Ort ihrer Entstehung (z. B. auf dem Shopfloor) zum Ort ihrer Weiterverarbeitung (z. B. im ERP-System). In diesem Zusammenhang besagt der Begriff der Echtzeitfähigkeit, dass Informationen ihren eigentlichen Nutzwert verlieren, wenn sie nicht innerhalb bestimmter Zeitgrenzen verarbeitet Bild 2: Zeitliche Planungsintervalle von produzierenden Unternehmen nach Planungsaufgaben (n=148) werden bzw. eine angemessene Reaktion aus- lösen. Aus diesem Grund sind für eine echtzeit- fähige Reaktion auf erwartete und unerwartete Ereignisse die zeitlichen Intervalle, in denen die verschiedenen betrieblichen Planungen durchge- führt werden, von besonderem Interesse. Produzierende Unternehmen wurden gefragt, in welchem Zeitintervall oder Zeitraster die jeweiligen Planungen durchgeführt werden (siehe Bild 2). Deutliche Unterschiede in der zeitlichen Granularität der Planung ergeben sich bei den befragten Unternehmen für die Produktionsbedarfsplanung, d. h. die zeitliche Grobplanung einzelner Erzeugnisse. Dies rührt daher, dass in unterschiedlichen Branchen auch unterschiedliche Durchlaufzeiten so- wie Parameter-Settings für die Produkte vor- herrschen. Feingranularer im Vergleich zur Produktionsbedarfs- wird die Fertigungsplanung durchgeführt, bei der die konkreten Kunden- in Fertigungsaufträge überführt, in eine Reihenfolge gebracht und Fertigungsressourcen zugeordnet werden. Diesen Planungsschritt führt ein Großteil der befragten Unternehmen (ca. 43 Prozent) täglich durch, gefolgt von einer wochenweisen Planung (ca. 32 Prozent). Ähnlich verhält es sich auch bei der Beschaffungsplanung, bei der die fremd zu beschaffenden Teile oder Komponenten verplant werden (je ca. 37 Prozent auf Tages- bzw. auf Wochenbasis). Im Hinblick auf eine echtzeitfähige Produktion müssen Unternehmen zunächst ermitteln, welche Aktualisierungsintervalle bzw. -raster für ihre Planungen und ihre Anforderungen jeweils not- wendig sind. Anschließend sind Maßnahmen zu ergreifen, die die Bereitstellung und Verarbeitung derjenigen Informationen sicherstellen, die auch für eine anforderungsgerechte Aktualisierung der Planungen benötigt werden.

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