UdZ 1-2013

42 Unternehmen der Zukunft 1/2013 UdZ Produktionsmanagement InTime: Liefertermintreue in Produktionsnetzwerken des Maschinen- und Anlagenbaus Öffentliche Lieferantenbewertungen zur Verbesserung der Termineinhaltung Auf der größten italienischen Messe für Werkzeugmaschinen, Roboter und Auto- mationssysteme in Mailand („BIMU“) wurde im November 2012 das EU-Forschungsprojekt „inTime“ nach dreijähriger Laufzeit erfolgreich abgeschlossen. Das Projektkonsortium mit Partnern aus Spanien, Italien, der Schweiz undDeutschland entwickelte imRahmen des Projekts die internetbasierte EDI-PlattformmyOpenFactory © zu einemBusiness-Intelligence-Tool zur au- tomatisierten Lieferantenbewertungweiter. Ergänzt wird das Ergebnis durch einen europaweit gültigen, multilateralen EDI-Vertrag zur elektronischen Kommunikation im Geschäftsverkehr, der als europäischer Standardisierungsvorschlag eingereicht wurde. Dieses Projekt wurde im 7. EU-Forschungsrahmenprogramm unter der Fördernummer NMP2-SL-2009-229132 gefördert. Mittelständische Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus weisen heute eine starke Konzentration auf einzelne Wertschöpfungs- bereiche auf. Die Erfüllung der Kundenaufträge hängt damit längst nicht nur von der eigenen, sondern zunehmend von der Fähigkeit und Zuverlässigkeit der Zulieferer ab, Bestellun- gen pünktlich und in geforderter Qualität zu liefern. Das Forschungsprojekt inTime adressierte diese Herausforderung mit dem Ziel, Hebel zur Steigerung der Liefertermintreue im Maschinen- und Anlagenbau zu untersu- chen. Dabei besteht die größte Schwierigkeit der Auftragsabwicklung in den temporären, projektbezogenen Produktionsnetzwerken im Maschinen- und Anlagenbau, die sich nach Auftragsabschluss weitgehend wieder auflösen. In dieser Struktur besitzen die meist kleinen und mittelständischen Unternehmen weder ausreichend Macht gegenüber ihren Lieferanten, noch haben sie die Möglich- keit, Sicherheitsbestände für ihr Projektgeschäft aufzubauen. Der Lösungsansatz des Projekts inTime konzen- trierte sich daher auf Ansätze zur öffentlichen Lieferantenbewertung, die auch in diesen Konstellationen wirksame Anreizsysteme für Zulieferer schaffen können. Ziel des Projekts Ziel war es, ein Reputationssystem, wie es bei verschiedenen Internetplattformen, wie z. B. Ebay oder Amazon, eingesetzt wird, auch für den Zusammenhang der Liefe- rantenbewertung zu nutzen. Indem Kenn- zahlen wie Liefertermintreue, Reaktions- und Antwortzeit der Lieferanten, Lieferzeit und Lieferflexibilität auf einer Internetplattform öffentlich werden, sollen Lieferanten motiviert werden, ihre Leistungserbringung zu verbes- sern. Zur Unterstützung der Marktakzeptanz wurde dabei auf der Infrastruktur der webba- sierten myOpenFactory © -Integrationsplattform aufgesetzt, die speziell für die Auftrags- und Projektabwicklung kleiner und mittelstän- discher Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus entwickelt worden ist [1]. Im Rahmen des Projekts wurde die Plattform in zwei wesentlichen Dimensionen erwei- tert: Zum einen wurden Funktionalitäten zur automatisierten Bewertung der Liefer- antenleistung integriert. Diese setzt auf den Daten der Auftragsabwicklungsbelege auf, die über die Plattform übermittelt werden. Neben der nachträglichen Bewertung der Lieferantenleistung kann zusätzlich bereits in der Phase der Lieferantenauswahl eine kon- solidierte Gegenüberstellung und Bewertung der verschiedenen Lieferantenangebote er- zeugt werden. Diese wird um die Abbildung der historischen Bewertungen der Lieferanten ergänzt. Da diese Bewertungen auf Basis der übermittelten Belege stattfinden, bilden sie eine objektive Gegenüberstellung der verein- barten Daten, wie z. B. Lieferzeiten aus dem elektronisch übermittelten Angebot, und der realisierten Daten, wie z. B. dem Lieferavis im Auftragsverlauf. Damit bildet das entwickelte Verfahren eine Basis für eine mögliche öffent- liche Bewertung, da die Hemmschwelle eines subjektiven Bewertungseinflusses ausgeschlos- sen wird. Eine solche öffentliche Bewertung greift nicht nur unabhängig von Größenverhältnissen zwischen Lieferant und Kunde, sondern auch unabhängig von der Art des bestellten Artikels. Die Möglichkeiten des positiven Marketings bei guten Bewertungen auf einer solchen Plattform setzen ebenso wie die Gefahr des öffentlichen Reputationsverlusts hohe Anreize, unabhängig von der konkreten Konstellation zwischen Kunde und Lieferant Projekttitel InTime Projekt-/ Forschungsträger Europäische Kommission Förderkennzeichen NMP2-SL-2009-229132 Projektpartner Werkzeugmaschinen- labor (WZL) der RWTH Aachen; Deutsches Institut für Normung (DIN) e. V.; Danobat; FIDIA S.p.A.; Fujitsu Technology Solutions GmbH; IDEKO S. Coop.; Otto Junker GmbH; Politecnico di Milano; SAP AG; UCIMU; AFM Ansprechpartner Dipl.-Wirt.-Ing. Niklas Hering Internet www.fp7-intime.eu

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