UdZ 1-2013

78 Unternehmen der Zukunft 1/2013 UdZ Produktionsmanagement gende Ablaufabschnitte unterteilt werden konn- ten. Weiterhin ermöglichte dies, Vorgabezeiten mittels der MTM-Methode zu bestimmen. Hierzu wurden zuerst die Mitarbeiter umfangreich über den Vorgang und die anonyme Verwendung der Zeitdaten informiert, sodass es zu keinen Störungen des gewohnten Arbeitsablaufs kam. Da nicht alle aufgenommenen Zeiten exakt einem Auftrag zugeordnet werden konnten, mussten die verschiedenen Bezugsgrößen der einzelnen Prozessbausteine, welche im Rahmen der Prozessaufnahme ermittelt wurden, zur durchgängigen aufwandsorientierten Bewertung des Auftragsabwicklungsprozesses in einen ganz- heitlichen Wirkungszusammenhang gebracht werden (siehe Bild 1, S. 77). Dieser Sachverhalt zeigt sich anhand des Wareneingangs. Hier musste eine Vielzahl von Artikeln aus Containern entladen und in ein Lager eingelagert werden. Diese Tätigkeiten konnten keinem konkreten Auftrag zugeordnet werden, weshalb dem Wareneingang ein soge- nannter „Entkopplungspunkt“ folgte, da von nun an jedem Auftrag eine Prozesszeit zugeordnet werden konnte. Durch Analyse der im ERP-System vorhandenen Stamm- und Bewegungsdaten konnten genaue Zeiten und Verteilungsschlüssel für die auftragsun- abhängigen Teilprozesse ermittelt werden. Im Ergebnis konnte jedem Prozessbaustein eine eindeutige Vorgabezeit zugeordnet werden. Je nach Prozessbaustein variiert diese Vorgabezeit, da er verschiedene Variablen enthalten kann. Als Beispiel dient der Kommissionierungsprozess. Die Prozesszeit wird hier von der Anzahl der zu kommissionierenden Artikel pro Kommissio- nierungsgang, vom Gewicht der Artikel und von der Position beeinflusst. ImRahmen des Projektswurde eine Software entwi- ckelt, welche die im Prozess zu berücksichtigenden Variablen als Eingangsgrößen definiert. Durch ma- thematische Formulierungen der Prozesse konnten für die gegebenen Eingangsgrößen Vorgabezeiten für den gesamten Auftragsabwicklungsprozess be- rechnet werden. Da diese nicht auf Schätzwerten, sondern auf statistisch abgesicherten Vorgabezeiten beruhen, sind die Ergebnisse sehr exakt. Auswertung gewonnener Daten Die Prozess- und Zeitaufnahmen bilden den Ausgangspunkt für die systematische Auswertung der Daten und die Ableitung von Verbesse- rungsmaßnahmen. Auf Basis der ermittelten mo- dularen Prozesszeiten war es der L.W. Cretschmar GmbH & Co. KG möglich, die Dynamik der Markt- anforderungen zeitlich innerhalb der Prozesse abzubilden bzw. aufwandsarm zu analysieren sowie die relevanten Komplexitätstreiber im Auftragsabwicklungsprozess zu identifizieren. Mithilfe des angewandten Projektvorgehenswurden die bisher von der Geschäftsleitung geäußerten Vermutungen mit exakten Zahlen untermau- ert, unberücksichtigte Prozesse aufgedeckt und kontraintuitive Wirkungszusammenhänge von Prozesszeiten dargestellt. Insgesamt ließen sich vier Komplexitätstreiber identifizieren (siehe Bild 2). Die Struktur der eingelagerten Artikel stellte sich als einer der wesentlichen Faktoren für die benö- Bild 2: Komplexitätstreiber in der Auftragsabwicklung

RkJQdWJsaXNoZXIy NzcyMw==