UdZ 1-2014

11 Unternehmen der Zukunft 1/2014 UdZ FIR-Forschungsprojekte Supply-Chain durchgeführt und in sogenann- ten Planungs- und Steuerungslandkarten sowie einer Informationsstrukturanalyse do- kumentiert. Die identifizierten potenziellen Einsatzfelder für die RFID-Informationen lassen sich in die zwei Teilfelder Planungsprozesse und Operative Prozesse unterteilen. Im Bereich der Planungsprozesse finden sich primär Maßnahmen, die zur Verminderung des so- genannten Bullwhip-Effekts beitragen sollen. So wird beispielsweise durch den Einsatz von RFID auf Umverpackungen möglich, auch Promotionsware zu identifizieren, die mit der gleichen Artikelnummer wie reguläre Ware ausgestattet ist. Das ermöglicht es Unternehmen beispielsweise, die Verkaufssteigerung durch die Promotionen oder durch Zweitplatzierungen auszuwerten. Weiterhin kann der Lieferant erkennen, welcher Bestand an Promotionsware noch vorhanden ist und wann voraussichtlich wieder reguläre Ware bestellt werden wird. Dem Bereich der Prozessverbesserungen ist z. B. die erleichterte Rückverfolgbarkeit vonWare, sogenanntes Tracking & Tracing, zuzuordnen: Da der Aufenthaltsort jedes einzelnen Kartons in der Supply-Chain jederzeit bekannt ist, können bei- spielsweise Rückrufaktionen effizienter durchge- führt werden. Gerade bei Lebensmitteln mit ih- ren Anforderungen zur Produktsicherheit ist die- se Einzelidentifizierbarkeit von Verkaufseinheiten ein großer Mehrwert. Da durch eine RFID- basierte Erfassung des Bestands in der Griffzone automatisiert Nachbefüllungen derselben ausgelöst werden können, kann außerdem die Warenverfügbarkeit gesteigert werden. Der Kunde steht damit seltener vor einem leeren Regal, wodurch zum einen die Abverkäufe, zum anderen aber auch die Kundenzufriedenheit und das Markenimage gesteigert werden können. Erkenntnisse und Herausforderungen Auf der Basis von Daten aus demersten Feldversuch sowie von Prognosen über den Abverkauf wurde ein Business-Case berechnet. Deutlich wurde, dass der zentrale Hebel für einen wirtschaftlich vorteilhaften Einsatz von RFID im FMCG-Bereich in der Durchdringung des Produktspektrums mit RFID-getaggter Ware liegt, damit sich die Investitionskosten und die laufenden Kosten amorti- sieren. Jedoch kann sich eine RFID-Implementierung auch schonbei einemgeringenDurchdringungsgrad lohnen, denn durch RFID getaggte Waren können Verderb und Schwund reduziert werden. Die Investitionskosten für RFID können sich in bestimm- ten Fällen bereits hierdurch amortisieren. Neben der Durchdringung mit getaggter Ware gibt es auch eine Untergrenze für den Waren- wert, ab der RFID-Tagging sinnvoll ist. Nimmt man beispielsweise an, dass die Kosten für den Tag allein durch den Mehrverkauf an Ware aufgrund höherer Warenverfügbarkeit gedeckt werden sollen und dass durch RFID-Tagging von Waren auf Umverpackungsebene das Auftreten von Schwund und Verderb jeweils um 50 Prozent gemindert wird, ergibt sich, dass bei ca. 0,1 Euro je Tag ein Mindestgewinn von ca. 3,5 Euro über die Supply-Chain erreicht werden muss (Addition der Gewinne je Stück aller Unternehmen in der Supply-Chain). Weitere Erkenntnisse wer- den im laufenden Projekt und im aktuellen Feldversuch erwartet, bei dem die Ergebnisse zur Verbesserung der Effizienz der Supply-Chain im Mittelpunkt stehen. Dipl.-Wirt.-Ing. Kerem Oflazgil (li.) FIR, Bereich Produktionsmanagement Fachgruppe Produktionsregelung Tel.: +49 241 47705-432 E-Mail: Kerem.Oflazgil@fir.rwth-aachen.de Dipl.-Inform. Christian Hocken (2. v. li.) FIR, Bereich Informationsmanagement Fachgruppe Informationstechnologiemanagement Tel.: +49 241 47705-503 E-Mail: Christian.Hocken@fir.rwth-aachen.de Dipl.-Wirtsch.-Ing. Jacob Andreae (2. v. re.) Ehemaliger wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Produktionsmanagement am FIR bis April 2014 Dipl.-Wi.-Ing. Theo Lutz (re.) Ehemaliger wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Informationsmanagement am FIR bis Mai 2014

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