UdZ 1-2014

34 Unternehmen der Zukunft 1/2014 UdZ Smart Logistic Grids: Entwicklung eines Risikomanagementsystems Anpassungsfähige multimodale Logistiknetzwerke durch integrierte Logistikplanung und -regelung Im Projekt „Smart Logistic Grids“ forscht das FIR an der RWTH Aachen zusammen mit namhaften Partnern aus Industrie und Wissenschaft an der Zukunft global operierender Logistiknetzwerke. Ziel des Forschungsprojekts ist, die stetig steigende Komplexität in der globalen Wertschöpfung und die zunehmende Dynamik auf den Beschaffungs- und Absatzmärkten durch eine intelligente Logistiksteuerung beherrschbar zu machen. Hierzu wird im Rahmen des Projekts ein Supply-Chain-Operations-Room entwickelt, der bei Störereignissen auf Grundlage einer verbesserten Informationsverfügbarkeit und der Integration von Prozess- und Umweltereignissen Handlungsalternativen ablei- tet und ganzheitlich bewertet. Eine ergänzende Supply-Chain-Event-Cloud stellt dabei Echtzeitinformationen zu Umweltereignissen zur Verfügung. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi ) gefördert. Die Logistikbranche ist, wie kaum eine andere Branche, hohem Wettbewerb und starkem Kostendruck ausgesetzt. Vor allem externe Einflüsse wie Verkehr, Unwetter, politische Unruhen oder Produktionsausfälle beeinflus- sen das Tagesgeschäft und verursachen einen hochkomplexen Planungsprozess. Durch die sich stetig verringernde Fertigungstiefe in produzierenden Unternehmen und der in Folge steigenden Zahl von Lieferbeziehungen wird die Komplexität in den kommenden Jahren auch weiter zunehmen [1]. Die Reaktionszeit wird dadurch stark verzögert, während Kunden- anforderungen an Lieferservice und Lieferzeit kontinuierlich steigen. Die Störanfälligkeit globaler Logistiknetz- werke lässt sich anhand der Folgen des Hurrikans Sandy nachvollziehen, der im November 2012 die Ostküste der USA ver- wüstet hat. Durch die Über flutung von Umschlagterminals und Warenhäusern sind viele Transportwege unpassierbar geworden und Wiederbeschaffungszeiten für zerstörte Waren verlängerten sich erheblich. In Folge kam es auch im Landesinneren zu Lieferengpässen und leeren Supermarktregalen, obwohl diese Region vom Sturm weitgehend verschont ge- blieben ist [2]. Umweltereignisse, wie diese zeigen, dass lokal begrenzte Ereignisse häufig globale Auswirkungen nach sich ziehen können. Im Falle von eintretenden Störungen müssen daher im Voraus entwickelte und auf die vorliegende Situation abgestimmte Gegenmaßnahmen e i ng e l e i t e t we r d en . E i n s og enann t e s Entstörungsmanagement stellt jedoch hohe Anforderungen an die Anpassungsfähigkeit des gesamten Logistiknetzwerks, jedoch besitzen die heutigen Systeme vielfach keine Konzepte, um auf Störungen unternehmensübergreifend und in Echtzeit reagieren zu können. Die mangelnde Integration von Realdaten und Umwelteinflüssen in die Informationssysteme der Logistikdienstleister ist dabei ein we- sentlicher Schwachpunkt in der heutigen Systemumgebung [3]. Die Einhaltung vereinbar- ter Service-Level-Agreements wird durch diese Informationsunterversorgung häufig gefährdet, was für den Dienstleister mittelbar hohe Kosten nach sich zieht. Aus diesen Gründen besteht ein hoher Bedarf an systematischer Schaffung von Transparenz bezüglich der Anfälligkeit von Logistiknetzwerken auf Störungen [4]. Das Ziel des Projekts Smart Logistic Grids ist da- her die Entwicklung eines Systems für ein unter- nehmensübergreifendes Störungsmanagement und die Gewährleistung einer verbesserten Informationsverfügbarkeit und reibungs- losen Integration aller Partner einer Supply- Chain. Das Verbundprojekt wird durch das Softwarehaus PSI Logistics koordiniert und for- schungsseitig durch den FIR e. V. an der RWTH Aachen und die TU Berlin unterstützt. Als Vertreter der Praxis sind die Logistikdienstleister Hellmann und TOP Mehrwert-Logistik sowie das Industrietechnikunternehmen ZITEC in das Projekt eingebunden. Die GS1 Germany begleitet in ihrer Rolle als Standardisierungsorganisation die Entwicklung einer branchenübergreifenden Lösung. Anforderungserhebung und Definition von Anwendungsfällen Das P rojek t wurde zunächs t mit einer Analyse der Ist-Situation der beteiligten An- wendungspartner eingeleitet. Der Schwer- punkt lag hierbei auf der Identifikation und Dokumentation der relevanten logis- tischen Planungs- und Steuerungsprozesse sowie auf der Identifikation bereits einge- Projekttitel Smart Logistic Grids Projekt-/ Forschungsträger BMWi Förderkennzeichen 19G13002C Projektpartner PSI Logistics GmbH; Bereich Logistik der TU Berlin; Hellmann Worldwide Logistics GmbH & Co. KG; TOP Mehrwert-Logistik GmbH & Co. KG; ZITEC Industrietechnik GmbH; GS1 Germany GmbH Ansprechpartner Dipl.-Inform. Christian Hocken Internet www.smart-logistic- grids.de FIR-Forschungsprojekte

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