UdZ 1-2014
37 Unternehmen der Zukunft 1/2014 UdZ FIR-Forschungsprojekte Anlaufkonforme Produktionsprogrammplanung Anwendung kybernetischer Prinzipien für anlaufintensive Unternehmen Aufgrund kürzer werdender Produktlebenszyklen und steigender Produktvielfalt werden produzierende Unternehmen mit einer zunehmenden Anzahl von Produktanläufen konfron- tiert. Der damit verbundene hohe Aufwand in der Produktionsplanung und -steuerung (PPS) anlaufender Produkte kannmangels verlässlicher historischer Daten bislang nur unzureichend durch den Einsatz von Planungssoftware reduziert werden. Diese Problematik ist für die Produktionsprogrammplanung (PPP) besonders groß, weil sie als Initialschritt der PPS unter einem besonders großen Informationsdefizit leidet. Ziel aktueller Forschungsaktivitäten ist es daher, anlaufintensive Unternehmen zu befähigen, verlässliche Produktionsprogramme in kurzer Zeit zu erstellen. Zur Erreichung dieser Zielsetzung wird ein Modell für eine ky- bernetische PPP bei Produktanläufen entwickelt. Aufgrund kürzer werdender Produktlebenszyklen und wachsender Produktvielfalt werden produ- zierende Unternehmen mit einer zunehmenden Dichte von Serienanläufen konfrontiert. Der Planung dieser Serienanläufe mangelt es jedoch an Planungsqualität, Planungseffizienz und Reaktionsfähigkeit, da sie nicht hinreichend in das Seriengeschäft integriert ist und nicht ausrei- chend durch Planungssoftware unterstützt wird. Ein Grund hierfür ist die mangelnde Deckung objektiver Informationsbedarfe im Anlauf. Diese Problematik ist für die Produktions- programmplanung (PPP) besonders gravierend, weil sie als Initialschritt der Produktionsplanung und -steuerung (PPS) ohne Vorgängerprozess un- ter einem besonders großen Informationsdefizit leidet. Gleichzeitig hat die PPP einen besonders großen Einfluss auf das Ergebnis der PPS, weil sich Fehler und Verzögerungen im anschließenden PPS-Prozess fortpflanzen. Ziel aktueller Forschungsarbeiten ist es daher, eine Gestaltungshilfe für die kybernetische PPP bei anlaufintensiver Programmfertigung in Form eines Referenzmodells zu entwickeln. Das Referenzmodell soll die Anforderungen an Planungsqualität, Planungseffizienz und Reaktionsfähigkeit erfüllen und so die natürliche Instabilität während der Anlaufphase beherrsch- bar machen. Zielgruppe des Referenzmodells sind die Bereiche Produktion und Vertrieb von Her- stellern diskreter Produkte mit varianten- reicher Programmfertigung. Der Fokus der Forschungsaktivitäten liegt in der kyberne- tischen Gestaltung der Aufgaben, Prozesse und Informationen der PPP. Dabei werden Produkte und Varianten über den vertrieblich relevanten Produktlebenszyklus unter Einbeziehung pro- duktionstechnischer Randbedingungen in eine ganzheitliche Planungslogik integriert. Das Referenzmodell setzt sich aus drei Lösungs- bestandteilen zusammen: • Beschreibung der Führungsgrößen und der Regelstrecke der PPP • Etablierungvonkybernetischen Mechanismen in der PPP • Gestaltung der PPP nach dem Viable-System- Model (VSM) Zur Beschreibung der Führungsgrößen wird ein Zielsystem für die anlaufintensive PPP entwi- ckelt. Neben den unternehmensweit gültigen Oberzielen auf der ersten Ebene des Zielsystems umfasst das Zielsystem auf der zweiten Ebene die Zwischenziele Planungsqualität, Planungseffizienz und Reaktionsvermögen. Von diesen Zwischen- zielen wurden auf der dritten Ebene die Unterziele Auftretenswahrscheinlichkeit, Er- kennungswahrscheinlichkeit und Bedeutung von Störungen abgeleitet. Zur Beschreibung der Regelstrecke wird die anlaufintensive PPP in vier Referenzsichten be- schrieben: der Aufgabensicht, der Prozesssicht, der Methodensicht und der Informationssicht. Verbunden werden diese Sichten durch ihre ein- heitliche Darstellung im Modellierungsstandard IDEF0 (Integrated Definition). Durch diesen Modellierungsstandard können bereits bei der Beschreibung der Regelstrecke wesentliche Anforderungen an die kybernetische Gestaltung der PPP vorbereitet werden. Zu ihnen zählen die Kaskadierbarkeit, die Darstellung verschiedener Detaillierungsebenen („Drilldown“) sowie die Möglichkeit der Informationsrückführung. Mit der Etablierung von kybernetischen Mecha- nismen in der PPP wird die Anfälligkeit der PPP gegenüber anlaufbedingten Störungen reduziert. Dazu wurde zunächst das GP-FMEA (Fehlermöglichkeits- und Einflussanalyse für Geschäftsprozesse) als Methode zur Risiko- bewertung von Störungen eingeführt. Außerdem wird die Anlaufsensitivität als Maß der Korrelation zwischen der vorliegenden Anlaufintensität und der Kritikalität des entsprechenden System- elements etabliert. Durch die eigentliche Entwicklung kybernetischer Mechanismen in Projekttitel Graduiertenkolleg Anlaufmanagement (GRK) Projekt-/ Forschungsträger DFG Förderkennzeichen 1491/2 Projektpartner RWTH Aachen; ZLW/IMA der RWTH Aachen; Deutsche Post Lehrstuhl für Optimierung von Distributions- netzwerken; Technology Innovation Management Group (TIM) RWTH; Lehrstuhl für Be- triebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Controlling Ansprechpartner Dipl.-Ing. Maik Schürmeyer, M.Sc. Internet www.anlaufmanagement. rwth-aachen.de Zugehörige Veranstaltung 2nd International Conference on Ramp- up Management 2014 (ICRM) vom 12. – 13.06.2014 im Campus-Cluster Logistik in Aachen Mehr Informationen unter www.icrm-aachen.com
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