UdZ 1-2014
38 Unternehmen der Zukunft 1/2014 UdZ der PPP wird die reine Regelstrecke zu einem ver- maschten Regelkreis auf verschiedenen Ebenen ausgebaut. Zur ganzheitlichen Gestaltung der kyberne- tischen PPP bei anlaufintensiver Programm- fertigung werden die zuvor entwickelten Elemente von Regelstrecke und Regler in ein gemeinsames Strukturmodell integriert. Als Strukturmodell wird das Referenzmodell des kybernetischen Managements wand- lungsfähiger Produktionssysteme gewählt, welches wiederum auf dem Viable-System- Model (VSM) basiert. Das VSM ist ein in den 1960er Jahren von Stafford Beer ent- wickeltes Referenzmodell für den Umgang mit komplexen Systemen. Es orientiert sich an Funktionsweisen des menschlichen Organismus und nutzt Prinzipien der Regelungstechnik. Zunächst wurden die Rekursionsebenen des Modells definiert und die Systemstruktur auf der zentralen Rekursionsebene festgelegt. Anschließend wird eine Gestaltungsempfehlung für die kybernetische PPP bei anlaufintensiver Dipl.-Ing. Maik Schürmeyer, M.Sc. FIR, Bereich Produktionsmanagement Fachgruppe Produktionsplanung Tel.: +49 241 47705-427 E-Mail: Maik.Schuermeyer@fir.rwth-aachen.de Programmfertigung in den oben genannten Referenzsichten erarbeitet. Auf Grundlage des Modells werden produzierende Unternehmen mit anlaufintensiver Programmfertigung befä- higt, ihre Produktionsprogramme verlässlicher und störungsrobuster zu gestalten. Indem Erfahrungswerte historischer und simulierter Störungen genutzt werden, werden Lerneffekte erzielt, die eine dynamische Anpassung der Planungslogiken in Echtzeit ermöglichen. Projektabschluss des BMBF -Forschungsprojekts WInD Wandlungsfähige Produktionssysteme durch integrierte IT-Strukturen und dezentrale Produktionsplanung und -regelung Der FIR e. V. an der RWTH Aachen erforschte von 2010 bis 2013 zusammen mit elf Konsortialpartnern im Rahmen des durch das BMBF -Rahmenkonzept „Forschung für die Produktion von morgen“ sowie die Förderinitiative „Standortsicherung durch wandlungsfä- hige Produktionssysteme“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) geför- derten Verbundprojekts „WInD – Wandlungsfähige Produktionssysteme durch integrierte IT- Strukturen und dezentrale Produktionsplanung und -steuerung (PPS)“ (Förderkennzeichen: 02PR2160) Methoden undModelle für die Gestaltungwandlungsfähiger Produktionssysteme. In dem Projekt wurde der Prototyp eines wandlungsfähigen Produktionssystems entwor- fen. Zum einen wurde die Integrationsfähigkeit bestehender IT-Planungssysteme durch die Definition von Standardschnittstellen erhöht. Zum anderen wurde eine auf Echtdaten basierende dezentrale Produktionsplanung und -regelung konzipiert. Unternehmen des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus sind auch zukünftig einer zuneh- menden Dynamik ausgesetzt, verursacht durch eineweiter steigende Kundenorientierung und da- mit verbundene Auftragseingangsschwankungen. Um die Kundenanforderung zu befriedigen, bie- ten Unternehmen eine große Variantenvielfalt, die wiederum zu einer hohen Produkt- und Prozesskomplexität führt. Damit entsteht die Herausforderung, komplexe Produktions- und Planungsprozesse unter Zuhilfenahme einer Vielzahl von Systemen zu beherrschen. In der Fachliteratur hat sich die Wandlungsfähigkeit als Eigenschaft einer Organisation, mit einer dyna- mischen Umwelt umzugehen, etabliert. Zur anforderungsgerechten Gestaltung sowie zum Betrieb wandlungsfähiger Produktions- systeme ist ein systematischer Ansatz erfor- derlich. Vor diesem Hintergrund wurde die Analogie zwischen einem wandlungsfähigen Produktionssystem und dem menschlichen Organismus zur theoretischen Fundierung der operativen Probleme der Praxis herangezogen. Der Mensch passt sich an Veränderungen an oder antizipiert Anpassungsnotwendigkeit, da ihm ein vielfältiges Repertoire an Handlungen zur Verfügung steht und er somit in der Lage ist, die adäquate Aktion oder Reaktion bewusst oder unbewusst auf Basis von Echtzeitinformationen auszuüben. Im Ana- FIR-Forschungsprojekte
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