UdZ 1-2017

42 UdZ – Unternehmen der Zukunft 1/2017 FIR-Forschungsprojekte Projektabschluss: Entwicklung eines Modells zur Beherrschung und Planung komplexer Leistungsprogramme Entscheidungsmodell für die Planung von Angebotsvielfalt Die steigende Individualisierung von Kundenbedürfnissen und die Beherrschung der unternehmensinternen Komplexität sind zentrale Herausforderungen imPreiswettbewerbglobalisierterMärkte. InLeistungsprogrammen (hybrideBündel aus Sach- undDienstleistung) ist dieHerausforderungbesonders hoch, da dieVielfalt des Sachgutportfoliosmit der Vielfalt des Dienstleistungsportfoliosmultipliziertwird. Unternehmen haben aktuell nur in eingeschränktemMaße Überblick über die dem Kunden vorliegende Angebotsvielfalt und die daraus resultierende interne Komplexität. Ziel des hier vorgestelltemProjektswar die Entwicklung einesModells, welches denNutzen der Vielfalt in Formvon Preisbereitschaften den internen Kosten der Vielfalt gegenüberstellt. Mit einemOptimierungsalgorithmus kann das optimale Portfolio, beispielsweise bezogen auf den größten Deckungsbeitrag, ermittelt werden. Das Forschungsprojekt wurde gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und am 30.03.2017 erfolgreich abgeschlossen. Eine immer stärkereFokussierungdesKundenund eine fortschreitende technologische Entwicklung führen zu einem Anstieg der Anzahl angebote- ner Sach- und Dienstleistungsvarianten in den Portfolios vieler Unternehmen. Werden Sach- und Dienstleistungen auch noch in Kombination als sogenanntes Leistungsbündel angeboten, steigt die Angebotsvielfalt exponentiell an. Diese Angebotsvielfalt führt aber auch dazu, dass in Unternehmen nicht mehr transparent ist, welche Sach- und Dienstleistungsvarianten profitabel sind. Das hier vorgestellte Forschungsprojekt bot die Möglichkeit, das optimale Portfolio aus Leistungsbündeln vor dem Hintergrund eines Unternehmenszielszuidentifizieren.Alsklassisches Unternehmensziel ist beispielsweise der größte Deckungsbeitrag oder der größte Umsatz bzw. Marktanteil bei gerade keinem Verlust zu sehen. In einem ersten Schritt wurde untersucht, wo die Ursachen von Vielfalt liegen und welche Kostenarten maßgeblich beeinflusst werden können. Die sogenannten variantenbildenden Faktoren und relevante Kostenarten stam- men aus bereits bestehender Literatur. Im Umfeld der Dienstleistungsfaktoren konnte ein Ordnungsrahmen entlang der Ebenen eines Dienstleistungsproduktionssystems, Ressource, Prozess und Ergebnis [1], identifiziert und ange- wendet werden. Eine Validierung erfolgte anhand einer Fragebogenstudie, in der die Befragten ihre ZustimmungoderAblehnungmittelsEinschätzung auf einer Likertskala dokumentieren konnten. Des Weiteren war die Angabe von zusätzlichen Faktoren und Kostenarten möglich. An der Studie haben insgesamt 55 Unternehmen teilgenom- men. Im Ergebnis wurden 22 Faktoren und 11 Kostenarten der Dienstleistung sowie 6 Faktoren und9KostenartenderSachleistungverifiziert[2;3]. In einemweiteren Schritt galt es zu verstehen, wie Vielfalt im Portfolio mit den Deckbeiträgen eines Unternehmens zusammenhängen. Dabei konnte zuerst identifiziertwerden, dassmit zunehmender Vielfalt im Portfolio die Kosten progressiv zuneh- men. Im Gegenzug dazu läuft der Nutzen in Form von Preisbereitschaften degressiv gegen einen endlichen Wert. Werden diese beiden Graphen qualitativ über die Vielfalt in ein Diagramm ge- bracht, entsteht eine Zigarrenkurve (siehe Bild 1, S. 43). DieDifferenz zwischendenKostenunddem Nutzen beschreibt den Deckungsbeitrag. Folglich kann als Optimierungsziel der größte Abstand zwischen dem Kosten- und Nutzenverlauf gese- hen werden. Im Rahmen des Forschungsprojekts stellte sich dann jedoch die Frage, wie es zu den progressiven bzw. degressiven Entwicklungen kommt. Der degressive Verlauf des Nutzens kann im Rahmen von Conjoint-Analysen immer wieder beobachtet werden. Bei den Kosten hingegen bedarf es der genaueren Betrachtung. Hier wur- de die Aufteilung der Gesamtkosten jeweils für Sach- und Dienstleistungen auf den Einzel- sowie Gemeinkostenanteil untersucht [4]. Es leuchtet ein, dass die durch Vielfalt bzw. Komplexität verursachten Kosten im Gemeinkostenanteil auf- gehen müssen, da die Einzelkosten rein von der produzierten Stückzahl abhängig sind. Wird noch mal das Drei-Ebenen-Modell entlang der Ebenen Ressource, Prozess und Ergebnis herangezogen, so kann festgestellt werden, dass auf der einen Seite Ressourcenvielfalt großen Einfluss auf die Auslastung hat. Auf der anderen Seite bedingt die Prozessvielfalt die Lerneffekte. Darauf aufbauend wurdendiefolgendenzweiHypothesenaufgestellt, die es im Anschluss zu validieren galt. Erstens: Eine Steigerung der Variantenvielfalt führt zur Reduzierung der Auslastung und Lerneffekten. Zweitens: Die Reduzierung von Lerneffekten und Auslastung führt zu einer annähernd proportio- nalen Kostensteigerung. Um die zuvor genannten Effekte erkennbar zu machen, wurde im Rahmen desForschungsprojektseineKalkulationsmethode für die vielfaltsbedingten Kosten erarbeitet, sodass sich am Ende die Kosten eines jeden belie- bigen Portfolios, bestehend aus verschiedenen Leistungsbündeln, ermitteln lassen. Fließen auch die Preisbereitschaften für Leistungsbündel als Nutzenwerte in die Kalkulationsmethode ein, können sogar die Deckungsbeiträge pro Leistungsbündel ermittelt werden. Da die Variantenanzahl bei Leistungsbündeln jedoch Projekttitel Planung der Angebotsvielfalt industri- eller Leistungsprogramme – Komplexitätsorientiertes Entscheidungsmodell auf Basis evolutionärer Algorithmen. Projekt-/Forschungsträger DFG Förderkennzeichen Schu 1495/79-1 Ansprechpartner Dipl.-Ing. JanKuntz Internet angebotsvielfalt- industrieller- leistungsprogramme.fir.de

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