UdZ 2-2011
28 Unternehmen der Zukunft 2/2011 UdZ Informationsmanagement weiteren Verlauf die Identifikation der benötigten Hardware und erlaubt eine Analyse der tech- nischen Anforderungen. Im Anschluss an die Definition der Soll-Prozesse ist die präzise Ausgestaltung des Technologie- einsatzes auszuwählen. In dieser frühen Phase eines Projekts zur Technologieeinführung gilt es, möglichst schnell, kostengünstig und trotzdem fundiert die technischeMachbarkeit zu evaluieren. Neben demEinholen von Expertenmeinungen und dem Aufbau von Pilotszenarien, was vergleichs- weise teuer ist, kann dies durch Analogiebildung zu bereits umgesetzten Lösungen erfolgen. Neben der reinen Abschätzung der tech- nischen Machbarkeit ist nach Identifizierung der geeigneten Technologieeigenschaften das Mengengerüst aufzustellen. Dieses umfasst sämtliche Hard- und Softwarekomponenten. Im Ergebnis liegt mit dem Technologieszenario eine umfassende Beschreibung des Mengen- gerüsts und der technischen Restriktionen sowie der Soll-Prozesse vor. Diese Grob- spezifikation wird als Vorstufe zu einem de- taillierten Lastenheft, unter anderem zur Erhebung der Investitionskosten durch Angebote von Technologieanbietern und Systeminte- gratoren, genutzt. Stufe 3: Entscheidungsvorlage Umeine umfassende Bewertung des Technologie- einsatzes vorzunehmen, werden zunächst Kostentreiber und Nutzenpotenziale gesam- melt. Dazu werden die in den vorhergehenden Schritten dokumentierten Ist- und Soll-Prozesse verglichen. Anhand der Veränderungen in den Prozessschritten können die spezifischen Auswirkungen auf das benötigte Personal, die auftretenden Fehler oder den zu erwartenden Umsatz identifiziert werden. Können einzelne für die Investition relevante Zahlungsströme nicht direkt einem Prozessschritt zugeordnet werden, so gehen diese als prozessunspezifische Faktoren in die Bewertung mit ein (beispiels- weise verbesserte Mitarbeiterqualifikation oder erhöhte Lieferbereitschaft). Sind Kostentreiber und Nutzenpotenziale vollständig erfasst, müs- sen diese bewertet werden. Zielsetzung ist eine möglichst vollständige – gegebenenfalls indi- rekte – monetäre Bewertung der Kostentreiber und Nutzenpotenziale. Die Kosten für Hard- und Software sowie weitere Dienstleistungen werden auf Basis des Technologieszenarios durch Anfragen an Technologieanbieter oder Systemintegratoren ermittelt. Dadurch ist der Aufwand für die vollständige Erfassung der Kostentreiber vergleichsweise gering. Kosten, die in den Prozessen entstehen, sind ebenso wie der Nutzen prozessschrittspezifisch zu ermitteln. Neben den Kosten und Nutzen, die durch die Einführungder Technologie entstehen, ergeben sich möglicherweise zusätzliche Erweiterungsoptionen, die die Attraktivität der Investition beeinflussen. So kann beispielsweise durch die Implementierung von RFID-Gates eine Infrastruktur geschaffen werden, die die Hürde für den Einsatz von RFID in einem verwandten Anwendungsfall ent- scheidend senkt. Zur Integration der möglichen Erweiterungsoptionen in die Bewertung wird eine einfache Klassifizierung der zusätzlichen Optionen vorgenommen. Die möglichen Erweiterungen des Technologieeinsatzes werden anhand zweier Dimensionen in drei Ausprägungen (niedrig, mittel und hoch) bewertet: • Zusatzaufwand der Option Aufwand, der trotz der bereits getäti- gten Investitionen in die zu bewertende Technologie zur Implementierung der Erweiterungsoption zu leisten ist. • Zusatznutzen der Option Nutzen, der durch die Implementierung der Erweiterungsoption im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens entsteht. Das Ergebnis bildet ein in Anlehnung an das Marktattraktivitäts-Wettbewerbsstärken- Por tfolio, besser bekannt als McKinsey- Portfolio, entwickeltes Optionsportfolio. Aus der Klassifizierung in Zusatzaufwand und -nut- zen und die Unterteilung in die Ausprägungen „hoch“, „mittel“, „niedrig“ resultiert ebenfalls eine solche Matrix. ImGegensatz zumMc-Kinsey- Portfolio werden anhand der Einordnung in die Matrix jedoch keine Handlungsempfehlungen, sondern Relevanzeinschätzungen gegeben. Unter Relevanz wird in diesem Kontext der positive Effekt einer Erweiterungsoption auf die zu bewertende Investition verstanden. Je höher der Zusatznutzen einer zusätzlichen Erweiterungsoption ist, desto größer ist auch die Relevanz für die zu bewertende Investition. Entgegengesetzt verhält es sich mit dem Zusatzaufwand. Die höchste Relevanz besitzen demnach Erweiterungen, die einen hohen Zusatznutzen bei niedrigem zusätzlichem Aufwand aufweisen. Das vorgestellte Vorgehen zur Integration der zusätzlichen Optionen in die Kosten- und Nutzenbewertung des Technologieeinsatzes dient der Vollständigkeit und somit auch der Belastbarkeit der resultie- renden Entscheidungsvorlage. In Analogie zur qualitativen Kosten- und Nutzenbewertung können die getätigten Bewertungen nur eine Ergänzung zur monetären Bewertung darstellen. Dennoch besitzen diese Punkte im Rahmen der Investitionsbewertung ein nicht zu unterschät- zendes Gewicht, da der Zusammenhang zur Unternehmensstrategie und anderen Einfluss- faktoren hergestellt wird.
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