UdZ 2-2011
39 Unternehmen der Zukunft 2/2011 UdZ Aktuelle Forschungsvorhaben Smart Wheels: PLM als strategische Erfolgsposition in der Energiewirtschaft Systemisches PLM als neue Gestaltungsdisziplin zum Management von leitungsgebundenen Produkt-Service-Systemen in der Energiewirtschaft Die rasanten Veränderungen, denen die Energiewirtschaft derzeit unterworfen ist, stel- len insbesondere Stadtwerke vor die Herausforderung, ihr bestehendes Produktportfolio schneller und besser an die wandelnden Kundenbedürfnisse anzupassen. Eine dadurch ausgelöste zunehmende Komplexität des Produktangebots impliziert organisatorische sowie IT-technische Herausforderungen, deren Beherrschbarkeit als ein wesentlicher Hebel für die Herstellung einer operationalen Exzellenz betrachtet werden kann. Vor diesem Hintergrund wurde im Projekt Smart Wheels ein PLM-Ansatz am Beispiel der Elektromobilität entwickelt, dessen Grundzüge im vorliegenden Artikel dargestellt werden. Gefördert wird das Projekt durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages. S e i t d e n An f ä ng e n d e r e l e k t r i s c h e n Energieversorgung vor ca. 100 Jahren ist das Thema noch nie so stark in der breiten Öffentlichkeit diskutiert worden wie heu- te. Die Liberalisierung des Strommarkts, der Ausstieg aus der Kernenergie, CO2-Minderung und Klimaschutz sind einige Themen, die ver- deutlichen, welche zentrale Bedeutung die Energieversorgung für unsere Gesellschaft und die hochindustrialisierte und technisierte Wirtschaft und deren Wettbewerbsfähigkeit hat. Vor dem Hintergrund der weitreichenden Veränderungen in dieser Branche ergeben sich für die Energieversorgungsunternehmen (EVU) neue Möglichkeiten, ihre Geschäftsmodelle zu modernisieren. Vo r a ll em St ad t we r ke s tehen vo r de r Herausforderung, sich in dem veränderten Wettbewerbsumfeld schnell neu zu positio- nieren. War das Produktspektrum im Hinblick auf Stromversorgung eingeschränkt, entwi- ckeln sich Stadtwerke heute zu Multi-Utility- Unternehmen mit einem stark wachsenden Angebot an Mehrwertdienstleistungen, womit neue Umsatzquellen erschlossen werden sollen und der Endkunde weiter an das Unternehmen gebunden werden soll. Im Ergebnis hat die- se Entwicklung zu einer Kompliziertheit des Produktportfolios bei Stadtwerken geführt, mit entsprechenden Auswirkungen auf die Organisation und vor allem auch auf die IT. Im Rahmen des Projekts Smart Wheels konnten drei Treiber identifiziert werden, die den Anstieg der Produktkomplexität verursachen: 1. Interdependente Produktkomponenten • Zunehmender Produktindividua- lisierungsgrad führt zu einer Verkomplizierung in der Konfiguration ein- zelner Produktkomponenten mit ihrem jeweiligen Lebenszyklus; Projekttitel Smart Wheels Projekt-/ Forschungsträger PT-DLR; BMWi Förderkennzeichen 01 ME 09020 Projektpartner STAWAG; regio iT; RWTH; FEV Motorentechnik; Mennekes; Stadtwerke Duisburg; Nokia Siemens Networks (assoz. Partner) Ansprechpartner Dipl.-Inform.Wirt Jonas Fluhr Internet www.smartwheels.de Veranstaltungen im Rahmen des Projekts "Lebenswelt Elektromobilität" vom 09.09. – 10.09.2011 in Mannheim Internet www.lebenswelt- elektromobilitaet.de • der Kunde erwartet ein Produkt- Service-System mit standardisierten Schnittstellen, womit der Austausch einzelner Leistungskomponenten (z. B. Softwaremodulen) möglich wird. 2. Disruptive Technologien • Derzeit existiert eine hohe Dynamik bei den technologischen Entwicklungen z. B. bei den Ladesäulen oder in der Batterietechnik, mit entspre- chenden Konsequenzen auf die Produktentwicklungszeiten; • zunehmende Unsicherheit bei technolo- gischen Entwicklungen. 3. Leitungsgebundenes Wert- schöpfungsnetzwerk • Produktentwicklung und Betrieb er- folgt in einem leitungsgebundenen Wertschöpfungsnetz mit entsprechenden Koordinationsaufwänden; • zunehmender Bedarf an Prozessintegration mit Wertschöpfungspartnern über den gesamten Produktlebenszyklus. D i e be s s e re Behe r r s chung d i e s e r Ve r- änderungstreiber des bestehenden und vor allem des zukünftigen Produktportfolios stellt EVU vor eine große Aufgabe. Vor diesem Hintergrund werden derzeit in der Industrie und in der Wissenschaft Produkt- Lebenszyklus-Management- (PLM) Konzepte diskutiert, mit denen die Ausweitung des Produktportfolios systemisch gestaltet wer- den kann. Somit können beispielsweise technologische Entwicklungen frühzeitig im Hinblick auf eine notwendige Veränderung des bestehenden Produktportfolios antizi- piert werden und somit Produkte rechtzeitig aus dem Sor timent genommen werden.
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