UdZ 2-2011
49 Unternehmen der Zukunft 2/2011 UdZ manifestiert. Verringerte Durchlaufzeiten und höhere Warenverfügbarkeit schaffen direkten Mehrwert für den Kunden und steigern so die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Während der RFID-Einsatz auf Palettenebene State-of-the-Art ist, ist das zentrale Problem zur flächendeckenden Implementierung von RFID-Anwendungen auf Verpackungsebene in der Konsumgüterbranche noch nicht gelöst: die wirtschaftliche Anbringung und optimale Platzierung des RFID-Tags am Produkt, um eine erfolgreiche Pulkerfassung sicherzustellen. Die starke Heterogenität der einzelnen Konsumgüter in Bezug auf Verpackungsmaterial und Inhalt führt bei der Datenübertragung zu Störeinflüssen, die sich beispielsweise durch Materialien wie Wasser und Metall ergeben. Zudem beeinflussen sich RFID-Tags beim Lesevorgang gegenseitig. Aufgrund der Vielzahl an unterschiedlichen RFID- Tags einerseits und Produkten bzw. Verpackungen andererseits ergeben sich Millionen verschiedener Kombinationen zur Anbringung der Transponder am Produkt. Für einen flächendeckenden Einsatz in der Großserienproduktion ist der Aufwand der Evaluation dieser Kombinationen unvertretbar hoch. Es fehlt ein automatisiertes Verfahren, das sowohl den jeweils geeigneten RFID-Tag bestimmt, als auch die optimale Platzierung des Tags an der Verpackung identifiziert. Solch ein zu entwickelndes Verfahren stellt die Grundlage zur automatisierten Einbringung der Tags bei der Produktion der Produktverpackung dar. Neben dem technologischen Forschungsbedarf müs- sen für eine flächendeckende Implementierung von Case-Level-RFID organisatorische und logistische Nutzungsaspekte beantwortet werden. Durch die erhöhte Informationsdichte sind neue Strategien zur echtzeitnahen Planung und Steuerung von Prozessen in Produktion und Logistik möglich. Bestehende Planungs- und Steuerungsmechanismen kön- nen aus den zusätzlichen Echtzeitdaten kaum Optimierungspotenziale erschließen. Es müssen daher adaptive Mechanismen entwickelt werden. Zudem ist der Datenaustausch zwischen den Supply-Chain-Partnern sicherzustellen sowie die Implikationen der Verwendung der Daten auf Kosten und Nutzen der einzelnen Partner zu betrachten. Projekt: Smart.NRW Zielsetzung des Vorhabens ist deshalb, die technologischen Voraussetzungen für das RFID-Source-Tagging zu schaffen und auf Echtzeitinformationen basierende logistische Planungs- und Steuerungsmechanismen zu entwi- ckeln. Das Vorhaben besteht aus drei wesentlichen Bausteinen, die innerhalb einzelner Arbeitspakete bearbeitet und im Rahmen eines umfangreichen Feldversuchs evaluiert werden. Basierend auf der Vermessung am Markt verfüg- barer RFID-Tags und typischer Referenzmaterialien, wird einModell hergeleitet, mit dem sich der für die jeweilige Verpackung bzw. das Produkt optimale Tag sowie dessen optimale Platzierung berechnen lassen. Das „Optimal-Tag-Type-and-Position- Evaluator“ (OTTP) genannte Verfahren besteht aus Performancedatenbanken, mathematisch- physikalischenModellen, Messverfahren und darauf basierenden Optimierungsalgorithmen. Darauf aufbauend werden die Herstellungs- prozesse für Kartonagen um die automatisierte Einbringung von RFID-Tags in die Verpackung erweitert. Mithilfe des OTTP lässt sich der op- timale Anbringungsort berechnen und so der Prozess automatisieren. Zusätzlich werden die Tags bereits während der Produktion codiert und die Informationen an übergeordnete IT-Systeme weitergegeben. Durch das automatisierte Source- Tagging lässt sich die Anbringung auch von großen Mengen von Tags wirtschaftlicher durchführen als mit heutigen Verfahren. Parallel zu den technischen Entwicklungen werden logistische Planungs- und Steuerungs- mechanismen entwickelt, welche die durch die RFID-Lesepunkte generierten zusätz- lichen Daten verwenden. Die Entwicklung der Planungssystematik mündet in sog. Informationslandkarten, die zusammen mit in- novativen Verfahren der Bedarfs-, Bestands- und Beschaffungsplanung in ein Lastenheft für die Implementierung in Warenwirtschaftssysteme überführt und prototypisch umgesetzt werden. Zudem wird ein Bewertungsmodell konzepti- oniert, das der Evaluation des RFID-Einsatzes in kollaborativen Anwendungsszenarien unter Abbildung 2: Projektstruktur Smart.NRW Aktuelle Forschungsvorhaben
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