UdZ 2-2011
63 Unternehmen der Zukunft 2/2011 UdZ WivU-Transfer: Prozessorientiertes Wissensmanagement Informationen und Wissen zielgerichtet einsetzen Wissen wird neben Arbeit, Kapital und Boden zum vierten Produktionsfaktor, allerdings fehlt es den meisten Unternehmen neben Methoden und Prinzipien auch an passenden IT-Systemen zur Unterstützung des Wissensmanagements innerhalb ihrer Geschäftsprozesse. Das Projekt WivU-Transfer hat das Ziel, Geschäftsprozesse und Wissen so miteinander zu verknüpfen, dass jedem Mitarbeiter genau die Information zur Verfügung gestellt wird, die dieser für seine ak- tuelle Aufgabe benötigt. Bei der Airnmotion UG wurde im Rahmen eines Anwendungsprojekts prozessorientiertes Wissensmanagement eingeführt mit dem Ergebnis, dass neue Mitarbeiter schneller eingearbeitet und wissensintensive Geschäftsprozesse durch ein geeignetes IT-System besser unterstützt werden können. DerAnteil desWissens anderGesamtwertschöpfung in einemUnternehmen liegt heute bei meist über 60 Prozent [2]. Unternehmen haben diese Relevanz er- kannt: Eine Studie, an der über 2.300 Unternehmen ausDeutschland teilnahmen, belegt, dass nebeneiner höherenQualität sowie demAngebotmaßgeschnei- derter Einzellösungen der zielgerichteteUmgangmit Wissen für den eigenen Wettbewerbsvorteil maß- geblich verantwortlich ist [3]. Allerdings ist auf die Relevanz noch nicht angemessen reagiert worden: Empirische Studien belegen, dass ein Mitarbeiter in indirektenUnternehmensbereichen durchschnittlich 40 Prozent seiner Arbeitszeit damit verbringt, nach Informationen zu suchen [4]. Projekt „WivU-Transfer" Im Rahmen des Projekts „WivU-Transfer“ ent- wickelt und erprobt das FIR zusammen mit 13 kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) eine Methode zur Einführung sowie ein IT-System zur Unterstützung des prozess- orientierten Wissensmanagements. Mittels einer Veranstaltungsreihe, genannt Roadshow, werden die gemachten Erkenntnisse möglichst vielen KMU zur Verfügung gestellt und es wird gezielt weiterer Forschungsbedarf ermittelt. Bisher haben rund 330 Teilnehmer die Veranstaltungsreihe besucht. Die Auswertung der Teilnehmerbefragung zeigt, dass für 85 Prozent der Unternehmen prozess- orientiertes Wissensmanagement derzeit hohe Relevanz hat. Die Frage, welches aus Sicht der Teilnehmer die größten Herausforderungen in Bezug auf das Wissensmanagement sind, wurde sehr differenziert beantwortet. Ordnet man die Antworten den drei klassischen Handlungsfeldern des Wissensmanagements Mensch, Organisation und Technik/IT zu, so entfielen etwa 42 Prozent der Antworten auf die Kategorie Technik/IT, 23 Prozent auf die Kategorie Mensch und 35 Prozent auf die Kategorie Organisation (siehe Abbildung 1). So zeigt sich, dass insbesondere im Bereich ge- eigneter IT-Unterstützung noch Handlungsbedarf besteht. 50 Prozent der befragten Unternehmen schätzen die Unterstützung von wissensintensiven Geschäftsprozessen durch derzeitige IT-Systeme als Projekttitel WivU-Transfer Projekt-/ Forschungsträger PT-DLR – Neue Medien in der Wirt- schaft; IT-Anwendungen; Digitale Integration; IT-Sicherheit; BMWi Projektpartner ProComGmbH; Ebcot GmbH; InfraServ GmbH & Co.Knapsack KG; LBBZ: Laser Be- arbeitungs- und Berat- ungszentrumGmbH; CLK: Cruse Leppelmann Kognitionstechnik GmbH; energieGUT GmbH; DINDeutsches Institut fürNormunge. V. Ansprechpartner Dipl.-Wi.-Ing. Jan Henrik Dornberg Internet www.wivu-transfer.de „eher schlecht“ ein. Keiner der Befragten bewertete derzeit IT-Systeme zur Unterstützung wissensinten- siver Geschäftsprozesse als „sehr gut“. Vor allem vermissen die Unternehmen Funktionalitäten, wie z. B. die Möglichkeit, die Aktualität des Wissens überprüfen, Wissen und Informationen leicht struk- turieren und wiederfinden zu können. IT-System „ProWim" Das gemeinsammit der Ebcot Solutions GmbH (FIR- Solution-Group) entwickelte Konzept des IT-Systems „ProWim“ sieht vor, dass jeder Mitarbeiter sein Wissen während der Bearbeitung seiner Aufgaben an jedem beliebigen Arbeitsschritt hinterlegen kann. Da der fach- und prozessbezogene Kontext durch die Einbettung in den Geschäftsprozess be- kannt ist, braucht der Anwender sein Wissen nicht mit Schlagwörtern oder Kategorien zu versehen. Mitarbeiter, die dieselbe Tätigkeit zu einem späteren Zeitpunkt ausführen, können sofort auf das ein- gestellte Wissen zurückgreifen. Prozessorientiertes Wissensmanagement beginnt demnach zunächst mit der Modellierung der Geschäftsprozesse im Unternehmen. Im Verlauf der Modellierung wird der Anwender dabei vom System aktiv unterstützt, indem aufgezeigt wird, welche Fachgebiete und Wissensobjekte bereits modelliert wurden und wie diese in Verbindung mit den modellierten Geschäftsprozessen stehen. Diese aktive system- Abbildung 1: Größte Herausforderungen für das Wissensmanagement Verhalten/Einbindung der Mitarbeiter Organisation IT-Unterstützung Aktuelle Forschungsvorhaben
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