UdZ 2-2013

23 Unternehmen der Zukunft 2/2013 UdZ Smart.NRW: Kollaborative Planung und Steuerung von Wertschöpfungsketten Bewertungsmethodik für den unternehmensübergreifenden RFID-Einsatz Als hochvolatile Branche mit hoher Produktvielfalt, starkemWettbewerb und zunehmendem Kostendruck bietet die Konsumgüterbranche ein sinnvolles Umfeld für den Einsatz von Radiofrequenzidentifikation (RFID). Doch obwohl die Technologie seit einigen Jahren als erprobt gilt, wird RFID bislang nicht flächendeckend in der Branche eingesetzt. Hauptgründe hierfür sind hohe Investitionskosten und nur langsam fallende Betriebskosten, die beträcht- lichen, aber schwer messbaren Nutzenpotenzialen gegenüberstehen. Im Projekt Smart.NRW wird neben dem Einsatz von RFID auf Umverpackungsebene eine organisationsübergrei- fende Bedarfsplanung erforscht, die durch eine Kooperation der Partner der Lieferkette möglich wird. Ein Schwerpunkt liegt in der Entwicklung einer Bewertungsmethodik, die unternehmensübergreifende Effekte und Wirkungszusammenhänge berücksichtigt und somit erstmals Supply-Chain-weite Potenziale systematisch erfasst. „Smart.NRW“ wird im Rahmen des operationellen Programms für NRW im Ziel „Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung“ 2007 – 2013 gefördert. Das Programm wird vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) „Investition in unsere Zukunft“ kofinanziert. Radiofrequenzidentifikation (RFID) gilt als Schlüsseltechnologie zur Erhöhung der Informationsdichte innerhalb logistischer Netzwerke. Durch das Aufbringen von RFID- Tags auf Ladungsträger können logistische Objekte kontaktlos durch Leseeinheiten iden- tifiziert werden. Dadurch können sich bereits erhebliche Effizienzsteigerungen ergeben, da Prozesszeiten verkürzt und Fehler, die sonst durch manuelle Tätigkeiten entstehen, vermieden werden können. Der jetzige Einsatz beschränkt sich jedoch in vielen Fällen auf Palettenebene, wodurch keine vollständige Transparenz über das gesamte Wertschöpfungsnetzwerk hinweg gegeben ist und Kooperationskonzepte wie z. B. CPFR (Collaborative Planning, Forecasting and Replenishment) nicht ihr gesamtes Potenzial ent- falten können. Um hochauflösende Informationen entlang der gesamten Lieferkette erheben zu können, muss RFID auf Einzelverpackungsebene an- gewendet werden. Hierdurch lassen sich Produkte über den Prozessschritt der Kommissionierung hinaus bis zur Bereitstellung und dem Verkauf der Ware im Markt nachverfolgen, wodurch Bestände und Durchlaufzeiten lückenlos erfasst und weitere Potenziale gehobenwerden können. Gleichzeitig ist ein Roll-out imgesamtenWertschöpfungsnetzwerk für die Partner jedoch mit hohen Hardware- und Integrationskosten verbunden. Daher stellt die Einführung häufig eine strategische Entscheidung dar, die auf Grundlage einer Kosten-Nutzen- Analyse auf Führungsebene getroffen wird. Im Forschungsprojekt Smart.NRWwird der Einsatz vonRFIDauf Umverpackungsebene innerhalb einer FMCG (Fast-Moving-Consumer-Goods) erprobt, die sich von der Herstellung der Umverpackung ( Mondi ) über die Produktherstellung ( Mars ) und die Kommissionierung beim Logistikdienstleister ( ESM ) bis zumGroßmarkt ( Metro ) erstreckt (siehe Bild1, S. 24). DasVorhabenzielt auf dieEinbringung von hochauflösenden Informationen in die Planungs- und Steuerungsprozesse der Supply- Chain-Partner ab, wodurch die Bedarfsplanung verbessert und Sicherheitsbestände erheblich verringert werden können. Um Supply-Chain-weite Nutzenpotenziale durch die Integration von RFI D in das Wertschöpfungsnetzwerk erfassen und sy- stematisieren zu können, ist ein Aspekt des Forschungsprojekts auf die Entwicklung einer geeigneten Bewertungsmethodik gerichtet. Obschon es bereits verschiedene Arbeiten zur Bewertung des sich aus dem Einsatz von RFID ergebenden Nutzens gibt [3], liegt hier der Fokus auf einer unternehmensübergreifenden Betrachtung. Bislang wurde nicht untersucht, wie Vorteile, die für ein Unternehmen gegeben sind, in der Supply-Chain berücksichtigt werden können, ob sich für alle Partner Vorteile ergeben und wie diese verteilt sind. Der im Projekt entwickelte Ansatz basiert auf der Balanced Scorecard (BSC), einem Konzept zur Messung, Dokumentation und Steuerung der Aktivitäten einer Unternehmung. Über Kennzahlen werden die vier Perspektiven der Finanzen, der Kunden, der internen Prozesse und des Lernens und Entwickelns abgebildet. Diese sind über Wirkungszusammenhänge miteinander verknüpft und ausschlaggebend für das Erreichen von Visionen und Strategien des Unternehmens. Vorteil der BSC ist ihr hoher weltweiter Bekanntheitsgrad und Implementierungsstand in der unternehme- rischen Praxis. Nach Schätzungen der Gartner Group wurde die BSC bereits im Jahr 2000 von etwa 40 Prozent der Fortune-1000-Unternehmen eingesetzt. Aufgrund des Wandels in der Industrie, in der nunweniger einzelne Unternehmen, sondern vielmehr ganzeWertschöpfungsnetzwerke mitein- ander konkurrieren, bedarf es einer Anpassung der Projekttitel Smart.NRW Projekt-/ Forschungsträger EFRE Förderkennzeichen LOG2037 Projektpartner ESM GmbH & Co.KG, European EPC Competence Center GmbH, Mars Services GmbH, METRO SYSTEMS GmbH, METRO Cash & Carry Deutschland GmbH, Mondi Bad Rappenau GmbH Ansprechpartner Dipl.-Wi.-Ing. Theo Lutz Internet www.smartnrw- projekt.de FIR-Forschungsprojekte

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