UdZ 2-2013
70 Unternehmen der Zukunft 2/2013 UdZ Informationsmanagement risch gewachsene Unternehmensstrukturen (inklusive M&A-Aktivitäten), Systemwelten und Vorgehensweisen erklären. Die Antwort auf das Wieso findet sich meist in einem unklaren Kosten-Nutzen-Verhältnis. Die Harmonisierung der Stammdatenbestände bedeu- tet innahezu jedemFall großenAufwand. Abhängig von der Unternehmens- und Erzeugnisstruktur müssen die Systemwelten und Vorgehensweisen unterschiedlicher Werke und Abteilungen an- einander angeglichen werden. Abweichende Anforderungen aus den Fachabteilungen, kombiniert mit verschiedenen Sprachen und Begriffswelten machen die Zusammenführung der Datenbestände zu einer komplexen und arbeitsintensiven Aufgabe. Insbesondere sind die Mithilfe und damit die Arbeitsressourcen der verschiedenen Fachabteilungen notwendig, die zu diesem Zweck vom Tagesgeschäft abgezogen werden müssen. Diesem hohen Aufwand steht oft mangelnde Nutzentransparenz gegenüber. Oft können die Nutzenpotenziale für das Unternehmen, die dem Aufwand für dieHarmonisierung gegenüberstehen, mangels Kenntnisse über den tatsächlichen Einfluss der Stammdaten auf Unternehmensfunktionen und -prozesse nicht präzise genug herausgearbeitet werden. Häufig kann deshalb der „Break-even“ nicht ermittelt werden und die Angst vor einer Fehlinvestition überwiegt bzw. die Entscheidung wird zugunsten eines anderen IT-Projekts gefällt. Mangelnde Datenqualität hat Konsequenzen in allen Unternehmensbereichen Tatsächlich ist die Vereinheitlichung der Produktstammdaten an sich keinewertschöpfende Tätigkeit. Eine Vernachlässigung des Themas führt jedoch zu negativen Konsequenzen und Risiken in nahezu allen Unternehmensbereichen (siehe Bild 1, S. 69). EinMehrwert ergibt sichsomit ausder resultie- renden Effizienzsteigerung in denwertschöpfenden Prozessen durch die Eliminierung dieser Missstände. Ein aktuelles Projektbeispiel aus dem Maschinen- und Anlagenbau zeigt mögliche Potenziale: Durch die Einführung einer eindeutigen Materialnummer mitsamt Klassifikationssystem wird gewährleistet, dass die richtigen Produktinformationen vom Vertrieb in die Produktion gelangen. Fehler in den Testdaten aufgrund von Freitextinformationen werden dadurch minimiert, wodurch zum einen die Durchlaufgeschwindigkeit der Aufträge erhöht (keine Verzögerungen durch Rückfragen) und gleichzeitig die Arbeitssicherheit gewährleistet wird. Zusätzlich können durch das weltweit einheitliche Klassifikationssystem die Werke in Europa, USA und Asien ohne Reibungsverluste miteinander kommunizieren, wodurch sich Produktionen einfacher verlagern und Stützlieferungen leichter realisieren lassen. Herausforderungen von Harmonisierungsprojekten Unternehmen, die den Nutzen erkannt haben und sich zu einer Harmonisierung der Produkt- stammdaten entschlossen haben, stehen vor der Herausforderung, das Harmonisierungsprojekt richtig zu starten. Insbesondere darf die Komplexität eines solchen Harmonisierungsprojekts nicht unter- schätzt werden. Jene ergibt sich zum einen durch eine sehr große Vielfalt in den Datenbeständen der beteiligten Werke, die durch unterschiedliche Sprachen, Begriffswelten, Informationsbedarfe, Systemrestriktionen oder Zeichenvorräte verur- sacht wird. Zum anderen existieren zahlreiche Abhängigkeiten zwischen den Daten und den Unternehmensprozessen. Unterschiedliche IT- Systeme wie beispielsweise Prüfmaschinen werden aus den Produktstammdaten gespeist – Fehler im Bild 2: Vorgehen zur Stammdaten- optimierung
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy NzcyMw==