UdZ 2-2015

37 UdZ – Unternehmen der Zukunft 2/2015 FIR-Forschungsprojekte WAMA: Wertorientierte Auftragsabwicklung im Maschinen- und Anlagenbau Entwicklung einer Methodik zur Optimierung des Working Capitals unter Berücksichtigung der unternehmensspezifischen logistischen Zielsetzungen Gemäß einer Studie zur Untersuchung des Optimierungspotenzials von Working Capital fällt die Kapitalbindungsdauer im Maschinenbau im nationalen Branchenvergleich mit 79 Tagen vergleichsweise hoch aus. Insbesondere bei Auftragsfertigern muss, auf- grund langer Auftragsabwicklungszeiten durch kundenindividuelle Entwicklung und Produktion, mit der Notwendigkeit einer längerfristigen Kapitalüberbrückung gerechnet werden. Demgemäß sollten die Unternehmen stets über ausreichend liquide Mittel verfügen, um ihren Umsatz und ggf. auch ihr Wachstum vorfinanzieren zu kön- nen und nicht der Gefahr von Zahlungsunfähigkeit ausgesetzt zu werden. Das Vorhaben 18208 N der Forschungsvereinigung FIR e. V. wurde über die Arbeitsgemeinschaft indust- rieller Forschungsvereinigungen (AiF) im Rahmen des Programms zur Förderung der indust- riellen Gemeinschaftsforschung (IGF) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert. In Zeiten eines starken internationalen Wett- bewerbs neigen insbesondere Auftragsfertiger des Maschinen- und Anlagenbaus aufgrund ihrer hohen Produktkomplexität dazu, sich auf ihre Kernkompetenzen zu konzentrieren [1; 2]. Aus dieser Reduktion der Produktionstiefe resultiert für die im Mittelstand einzuord- nenden Unternehmen eine hohe Zukaufquote von Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen sowie Standardkomponenten, deren Beschaffung kurzfristig finanziert werden muss. Durch den Zahlungsausgang des Unternehmens zur Begleichung der Lieferantenverbindlichkeit entsteht, bis zum Zahlungseingang für das Endprodukt durch den Kunden, eine zeitliche Lücke, in der das Kapital gebunden ist und dem Unternehmen nicht zu Finanzierungszwecken zur Verfügung steht [3; 4]. Als Konsequenz der Subprimekrise, der Staats- schuldenkrisen sowie der Baseler Eigen- kapitalvorschriften erfolgt die Kreditvergabe der Finanzinstitute heutzutage nur noch sehr restriktiv, da die Banken gezwungen sind, für riskantere Kredite höhere Summen an Eigenkapital zurückzulegen. Diese Kosten werden an die Kreditnehmer weitergegeben, sodass für Unternehmen mit schlechter Bonität Kredite teuer sind. Diese Situation hat sich im Jahr 2013 mit dem Inkrafttreten von Basel III weiter verschärft, da eine weitere Erhöhung der Kapitalanforderungen für Finanzinstitute von 2 Prozent auf 4,5 Prozent steigende Finanzierungskosten für Kreditnehmer zur Folge hat. Wie Studien zeigen, ist in diesem Zusammenhang insbesondere mit negativen Auswirkungen auf die Kreditversorgung von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in Deutschland zu rechnen [3; 4]. Eine aus- schließlich kreditbasierte Vorfinanzierung des Umsatzes kann für die Unternehmen dement- sprechend sehr kostenintensiv und ggf. nicht realisierbar sein. Eine prozessbezogene Sicht der Finanzierungssituation ist somit ein Weg, diesen Herausforderungen unternehmensintern zu begegnen. Durch Optimierung des Working- Capital-Managements, also der Forderungen, Bestände und Verbindlichkeiten, kann sich der Spielraum für Kreditlinien wesentlich vergrößern und die Finanzierungskosten bzw. der externe Finanzierungsbedarf entscheidend reduziert werden, da die Bonität des Unternehmens ver- bessert wird. Aus der Betrachtung der bestehenden wissen- schaftlichen Ansätze resultiert, dass ein ganzheit- licher, integrativer Optimierungsansatz für den spezifischen Auftragsabwicklungsprozess von Auftragsfertigern imMaschinen- und Anlagenbau fehlt, welcher sowohl logistik- als auch finanz- orientierte Kennzahlen kombiniert betrachtet und dabei die signifikanten Abhängigkeiten vollständig identifiziert. Folglich ist es ersichtlich, dass KMU keine fundierte Entscheidungsmethodik zur Verfügung steht, um die Auftragsabwicklung Working-Capital-orientiert vorzunehmen. Das Ziel des Forschungsprojekts WAMA besteht daher in der Entwicklung eines Demonstrators in Form eines Online-Softwaretools, welches KMU in der Optimierung ihres Working-Capital- Managements aktiv unterstützt. Zur Erreichung des Forschungsziels ist ein Überblick über prozess- und finanzierungsorientierte Kennzahlen des Auftragsabwicklungsprozesses im Maschinen- und Anlagenbau nötig. Nach Zusammenführung der Kennzahlen zu einem integrierten Zielsystem wird ein mathematisches Referenzmodell zur Erklärung der Wirkungszusammenhänge zwischen den Working-Capital-orientierten Kennzahlen entwickelt. Das Online-Softwaretool bildet die Wirkungszusammenhänge in einer Simulationsumgebung ab und ermöglicht Projekttitel WAMA Projekt-/ Forschungsträger BMWi; AiF Förderkennzeichen 18208 N Projektpartner Lebenshilfe Aachen Werkstätten & Service GmbH; OTTO JUNKER GmbH; Aachener Maschinenbau GmbH; Römheld GmbH Friedrichshütte; Broetje Automation GmbH; ELBE Gelenkwellen GmbH; Dahmen GmbH Ansprechpartner Dipl.-Wirt.-Ing. Dennis Schiemann

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