UdZ 2-2015

48 UdZ – Unternehmen der Zukunft 2/2015 FIR-Forschungsprojekte Smart-Logistic-Grids: Realisierung eines echtzeitfähigen Risikomanagementsystems Konzeption und Durchführung des Feldversuchs im Tagesgeschäft der Praxispartner Im Projekt „Smart-Logistic-Grids“ forscht der FIR e. V. an der RWTH Aachen zusammen mit namhaften Partnern aus Industrie und Wissenschaft an der Zukunft global operierender Logistiknetzwerke. Ziel des Forschungsprojekts ist es, die stetig steigende Komplexität in der glo- balenWertschöpfungunddie zunehmendeDynamik auf denBeschaffungs- undAbsatzmärkten durch eine intelligente Logistiksteuerung beherrschbar zu machen. Hierzu wird im Rahmen des Projekts ein Supply-Chain-Operations-Control-Center entwickelt, das bei Störereignissen Handlungsalternativenableitet undganzheitlichbewertet. Eine ergänzende Supply-Chain -Event- Cloud stellt dabei Echtzeitinformationen zu Umweltereignissen zur Verfügung. Das Projekt be- findet sich in der Phase des Feldversuchs. Dabei wurde das System bereits auf Basis historischer Daten in drei Stufen validiert und hat sich in einemTestbetrieb bewährt. Aktuell wird das System in der vierten Stufe des Feldversuchs in das Tagesgeschäft der Anwendungspartner integriert. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert. Die Logistikbranche ist, wie kaum eine andere Branche, hohem Wettbewerb und starkem Kostendruck ausgesetzt. Zusätzlich nimmt durch die steigende Komplexität der globalen Wertschöpfung und die zunehmende Dynamik auf den Beschaffungs- und Absatzmärkten die Störanfälligkeit in Logistiknetzwerken zu. Daraus re- sultieren längere Reaktionszeiten bzgl. ungeplanter Ereignisse, während gleichzeitig die Anforderungen an Lieferservice und Lieferzeit stetig steigen. So kam es, nachdemHurrikane Sandy imOktober 2012 die Ostküste der USA traf, nicht nur zu Auswirkungen in den primär betroffenen Gebieten [1]. Durch Überflutungen an wichtigen Punkten kam es auch zu Lieferengpässen und Regalleerständen in Regionen, die eigentlich vom Unwetter verschont geblieben waren, da die Versorgung nicht ge- währleistet werden konnte. Dies zeigt, wie anfällig globale Logistiknetzwerke für lokale Störungen sind und welche finanziellen Risiken damit ver- bunden sind. Aus diesen und weiteren Gründen wird die Zuverlässigkeit sowie Robustheit von Logistiksystemen in den kommenden Jahren eines der wichtigsten Logistikziele sein [2]. Dabei gewinnt auch das Supply-Chain-Risikomanagement von Wertschöpfungsketten zunehmend an Bedeutung. Zielsetzung des Projekts Das Ziel des Forschungsprojekts Smart-Logistic- Grids (SLG) ist die Entwicklung eines unterneh- mensübergreifenden Störungsmanagements und die Gewährleistung einer verbesserten Informationsverfügbarkeit und reibungslosen Integration aller Partner einer Supply-Chain. Das Risikomanagement soll im Falle von eingetretenen Störungen imVoraus entwickelte und auf die vorlie- gende Situation abgestimmte Gegenmaßnahmen einleiten. Um dies zu ermöglichen, müssen Umweltdaten und Echtzeitereignisse in der Supply-Chain gesammelt und daraus in einem zweiten Schritt proaktiv Störungen identifiziert werden. Anschließend können zu den identifizierten Störungen passende Handlungsalternativen gene- riert werden. Die Umsetzung dieser Schritte ist ein elementarer Bestandteil des Forschungsvorhabens. Dazu muss der Zustand des Logistiknetzes zu je- dem Zeitpunkt in vollem Umfang erfasst werden. Dies geschieht einerseits durch die umfassende Integration von Echtzeitdaten und andererseits durch Hinzufügen ergänzender Informationen, wie Auftrags-, Wetter- und Verkehrsdaten. Zur Sammlung dieser hochauflösenden Echtzeitdaten wurde eine Supply-Chain-Event-Cloud entwickelt. Diese ist an die verschiedenen Partner in der Supply- Chain angeschlossen, bezieht von ihnen die Daten und aggregiert sie zu komplexen Ereignissen. Im Fokus des Forschungsvorhabens steht das Supply-Chain-Operations-Control-Center (SCOCC), welches einen zentralen Leitstand zur Koordination der Logistikprozesse darstellt. Auf Basis der Daten aus der Event-Cloud wird dort die Entscheidungsfindung bei Störungen durch Bereitstellung von Handlungsalternativen unter- stützt. Die Identifikation von Störungen basiert auf einemRegelwerk, welches über eine Logik verschie- dene Ereignisse verknüpfen und auswerten kann. Seit dem Start des Projekts Anfang 2013 wurden bereits einige wichtige Schritte zur Erreichung des Projektziels gemacht. Sowurden dieAnforderungen an das zu entwickelnde System erfasst und davon ausgehend ein Modell entwickelt. Dieses inte- grierte Modell intermodaler Supply-Chains schafft die theoretischen Grundlagen, sodass Störungen, deren Auswirkungen sowie Entstörmaßnahmen abgebildet werden können. Darüber hinaus ist die Entwicklung der Software sowohl in Form des gra- fischen Client-Systems für das SCOCC als auch der Cloud-Anwendung inklusive Standardschnittstelle für die Event-Cloud abgeschlossen. Diese wurde bereits imJanuar 2015 in Formeines Prototyps durch das Ministerium abgenommen. Projekttitel Smart-Logistic-Grids Projekt-/ Forschungsträger BMWi; TÜV PT-MVt Förderkennzeichen 19 G 13002C Projektpartner PSI Logistics GmbH; Bereich Logistik der TU Berlin; Hellmann Worldwide Logistics GmbH & Co. KG; TOP Mehrwert-Logistik GmbH & Co. KG; ZITEC Industrietechnik GmbH; GS1 Germany GmbH Ansprechpartner Dipl.-Inform. Christian Hocken, MBA Internetseite smartlogisticgrids.de

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