UdZ 2-2015
56 UdZ – Unternehmen der Zukunft 2/2015 FIR-Forschungsprojekte Kommunikative Chancen und Herausforderungen für Unternehmen durch digitale Transformation Seit Beginn des digitalen Zeitalters haben sich sämtliche wirtschaftlichen Bereiche nachhaltig verändert. Aus Unternehmenssicht birgt die digitale Transformation von Informations- und Kommunikationsprozessen enorme Potenziale: Die Integration von Social Media in die Unter- nehmenspraxis (Enterprise-2.0-Lösungen) ermöglicht neue Wege der unternehmensinternen Kommunikation sowie der globalen Interaktion zwischen Unternehmen, Stakeholdern und Kunden. Die Digitalisierung verkürzt Innovationszyklen, eröffnet neue Wertschöpfungsmodelle und fördert den Wandel zur Industrie 4.0. Die erfolgreiche Durchführung digitaler Transformationsprozesse stellt hohe Anforderungen an Unternehmen: Sämtliche Aktivitäten entlangderWertschöpfungskettemüssenals Teil des Change-Managements neuausgerichtet und optimiert werden. Die Erforschung digitaler Kommunikation und Interaktion in professionellen Kontextenstellt einederKernexpertisender Professur für TextlinguistikundTechnikkommunikation am Human-Computer-Interaction (HCI-)Center der RWTH Aachen unter Leitung von Univ.-Prof. Dr. phil. Eva-Maria Jakobs dar. Untersucht werden Verfahren und Prinzipien der aufgaben-, nut- zer- und situationsspezifischen multimodalen Darstellung fachlicher Inhalte sowie die Prozesse ihrer Produktion und Optimierung. In verschiedenen Forschungsprojekten werden Ansätze zur Gestaltung, BewertungundOptimierung elektronischer Applikationen entwickelt, die unterneh- mensintern und in den Bereichen B2B und B2C eingesetzt werden. Enterprise 2.0. Applikationen für unternehmensinterne Trans- formationsprozesse richten sich an konkrete Herausforderungen betrieblicher Praxis: Wie kön- nen sich neue Mitarbeiter schnell umfangreiches Wissen zu Produkten und Prozessen aneignen?Wie können relevante Informationen zeitnah gefunden werden, wenn das Unternehmenswissen über viele „Informationssilos“ verteilt ist? Wie kann Wissen aus dem Bereich F&E schnell in angemessenen Formaten inandereAbteilungenwie z. B. Produktion oder PR transferiert werden? Als Antwort auf solche Fragen werden Enterprise-2.0-Plattformen entwi- ckelt, die Social-Media- sowie E-Learning-Prinzipien für die Wissenskommunikation und lebenslanges Lernen kombinieren. Standardlösungen aus dem Web 2.0 wie Wikis oder Social-Networking-Sites genügen den Ansprüchen von Unternehmen häufig nicht – sie benötigen Applikationen, die auf unternehmensinterne Anforderungen zuge- schnitten sind: Enterprise-2.0-Lösungen müssen Mitarbeiter beim Erlangen und Teilen von Wissen unterstützen. Derartige Prozesse lassen sich als Ketten vonAktivitätenmodellieren. Anforderungen müssen entlang von Aktivitätsketten vor Beginn der Software-Entwicklung identifiziert und die Qualität der Software-Gestaltung anschließend sichergestellt werden. Dies geschieht durch den iterativen Einsatz experten- und nutzerzentrierter Evaluationsmethoden während der gesamten Entwicklungsphase. Das Potenzial von Enterprise-2.0-Lösungen wird am Beispiel von industriellen Fertigungs- planungssystemen (CAx-Systemen) deutlich: Charakteristisch für solche Systeme sind schwer beherrschbare Benutzerschnittstellen (Interfaces), die umfangreiches Expertenwissen voraussetzen und durch Funktionszuwachs kontinuierlich kom- plexer werden. Durch Enterprise-2.0-Lösungen können Mitarbeiter schnell unternehmensintern Unterstützung beim Erlernen und Bedienen der Interfaces finden. Feedback aus Diskussionen in Enterprise-2.0-Plattformen kann verwendet werden, um die Bedienung von CAx-Systemen zu optimieren, z. B. durch die Anpassung an den jeweiligen Arbeitskontext und die Integration von Erfahrungswissen in das Interface. Diese Lösungsansätze fokussieren sowohl effiziente Arbeitsgestaltung im flexiblen Produktionsumfeld der Industrie 4.0 als auch Probleme des de- mographiebedingten Arbeitskräftemangels in der Fertigungsbranche. Bild 1: Aktivitätsketten zum Erlangen und zum Teilen von Wissen
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