FOCUS – BEST PRACTICES 28 / UdZ 02.24 Das Prinzip eventgetriebener IT-Architekturen (eng. event-driven architectures, kurz EDA) ist vergleichsweise simpel: Durch Nutzung frei verfügbarer Open-Source-Lösungen kann die digitale Kommunikation so umgestellt werden, dass sie viele altbekannte Probleme in Betrieb und Weiterentwicklung von IT-Systemland- schaften behebt. Unter anderem werden starre Abhängigkeiten zwischen Systemen gelöst, die Abbildung realer Ereignisse vereinfacht die Entwicklung mit Fachbereichen und produktivitätssteigernde Automatisierungen sind präziser und einfacher zu integrieren. Somit ist es nicht verwunderlich, dass Krone mit Unterstützung des FIR bereits 2022 eine solche Transformation gestartet und damit letztlich sogar den Factory Innovation Award 2024 für Industrie 4.0 in der Praxis gewonnen hat1. Aber warum verdient ein solches Vorhaben einen Innovationspreis, wenn das Prinzip an sich doch so simpel ist? Diese Frage muss aus zwei Perspektiven beantwortet werden, der Strategie und der Veränderung. Zunächst kann eine EDA nicht als eine allgemeine applizierbare Lösung für jede Produktion verstanden werden. Während diese Architektur große Vorteile bietet, erfordert sie jedoch ein nicht zu unterschätzendes Maß an Eigeninitiative und Eigenleistung. Konkret können die Vorteile erst dann voll ausgeschöpft werden, wenn die zentrale Vernetzungsebene als Kernaufgabe des Unternehmens verstanden wird – denn nur so ist gewährleistet, dass das Unternehmen fortlaufend die eingesetzten digitalen Lösungen beherrscht und beliebig steuern kann. Strategisch sinnvoll ist ein solches Vorhaben also genau dann, wenn das Unternehmen die „digitale Souveränität“ verfolgt; also den Aufbau von IT-Kernkompetenzen und die kontinuierliche Beherrschung kritischer Systeme im Einklang mit der Unternehmensstrategie. Ist eine solche Strategie gegeben, erfordert die Verfolgung einer EDA zudem die mühsame Aufgabe der Veränderung. Wie jedes Architekturprojekt ist ein Umstellen bestehender Strukturen ein aufwändiger Prozess. Im Rahmen von EDA ist dabei jedoch zusätzlich ein allgemeines Umdenken dahingehend erforderlich, wie IT-Systeme untereinander kommunizieren. Die namensgebende Umstellung auf eine ereignisorientierte Kommunikation bricht mit in Jahrzenten gelernten Grundsätzen von starren Datensätzen in Datenbanken und großen, umfassenden IT-Systemen als Vernetzungskern. Dies stellt eingestaubten Komfort in der IT auf die Probe und unter Betrachtung der durch EDA angestrebten Potenziale gewinnt die Redewendung „Wasch mich, aber mach mich nicht nass“ ein unangenehmes Maß an Selbst- referenz. Erfahrungsgemäß wird diese Veränderung oftmals The concept of event-driven IT architectures (EDA) is comparatively simple: by leveraging freely available open-source solutions, digital communication can be restructured to solve many well-known challenges in operating and advancing IT system landscapes. For instance, rigid dependencies between systems are eliminated, real-world events can be mapped to simplify development with specialist departments, and productivity-enhancing automation becomes more precise and easier to implement. It is no surprise, then, that Krone, with support from FIR, began this transformation as early as 2022, eventually winning the Factory Innovation Award 2024 for Industry 4.0 in practice.1 But why does such a project merit an innovation award if the concept is so simple? This question must be addressed from two perspectives: strategy and change. First, an EDA cannot be seen as a generally applicable solution for every production environment. While the architecture offers great advantages, it requires a considerable amount of personal initiative and effort. In concrete terms, its advantages can only be fully realized if the central networking layer is recognized as a core responsibility of the company – this is the only way to ensure the organization can consistently master the digital solutions it employs and control them as required. Therefore, such a project is strategically valuable if the company seeks to achieve ‘digital sovereignty’, meaning the development of core IT capabilities and the continuous control of critical systems in line with the corporate strategy. If such a strategy is in place, embracing EDA also involves the arduous process of change. Like any architecture project, transforming existing structures is time-consuming. However, EDA also requires a general rethink of how IT systems communicate with each other. The transition to event-based communication challenges decades of reliance on rigid data records in databases and large, comprehensive IT systems as the backbone of networking. This disrupts long-standing, comfortable approaches in IT and, given the ambitious potential of EDA, companies are likely to react with a 'Wash me, but don’t get me wet' attitude. In our experience, this shift is often seen as an overwhelming challenge, and many companies abandon the effort at this stage. However, the Demonstration Factory Aachen (DFA) can prove that such a project is nevertheless worthwhile, shedding light on the transformation process and demonstrating its effectiveness. 1 s. Red. d. Factory Innovation, 2024 1 see Red. d. Factory Innovation, 2024
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