UdZ 3-2011

17 Unternehmen der Zukunft 3/2011 UdZ Aktuelle Forschungsvorhaben Tech4P: Strategien für die Technikintegration bei personenbezogenen Dienstleistungen Entwicklung einer Roadmap für Innovationsbedarfe in der Dienstleistungsbranche Personenbezogene Dienstleistungen bilden ein wichtiges Handlungsfeld für Technologie- entwicklung und -anpassung, insbesondere für Innovationen in Prozessen und Produkten. Sie bilden die Grundlage und Voraussetzung für immer größere Teile des gesellschaftlichen, wirt- schaftlichenundprivaten Lebens. Eine zentraleHerausforderungbesteht darin, Dienstleistungen inhoherQualität auch zukünftig zu vertretbarenKostenund für breiteBevölkerungsschichten zur Verfügung zu stellen. Das Forschungsprojekt „ Tech4P “ mit dem Förderkennzeichen 01FG10002 wird durch das Bundesministerium für Bildung gefördert und Forschung (BMBF) und durch den Projektträger Arbeitsgestaltung (AuD) im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) betreut. Das zentrale Merkmal personenbezogener Dienstleistungen liegt im persönlichen Kontakt zwischen Dienstleistern und Kunden, bei dem das Individuum im Zentrum der Wertschöpfung steht. Aufgrund dieser Eigenschaft sind die Wertschöpfungsketten personenbezogener Dienstleistungen, verglichen mit unterneh- mensbezogenen Dienstleistungen, merklich komplexer. Vor allem der Einsatz moderner Technologien im Gesundheitssektor zur ef- fizienteren Leistungserbringung weist bei personenbezogenen Dienstleistungen be- sondere Herausforderungen auf. Die indivi- duellen Anforderungen von Patienten an die Pflege- oder medizinische Versorgungsleistung führt zu einer zusätzlichen Dynamik in der Wertschöpfungskette und Begrenzung der Standardisierbarkeit der Leistungserbringung. Im Verbundprojekt „Tech4P“ entwickelt das FIR zusammen mit Partnern aus Forschung und Industrie Strategien und Zukunftsszenarien für den Technologieeinsatz bei der Gestaltung personenbezogener Dienstleistungen am Beispiel seltener Krankheiten. Dabei stehen die drei Themen Komplexität der Wertschöpfung, Technikaffinität und Technisierung im Mittel- punkt der Zusammenarbeit des FIR mit dem Institut für Arbeitswissenschaft (IAW), dem Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA), dem Unternehmen Philips Healthcare sowie weiteren Wirtschafts- vertretern. Die Integration innovativer Technologien bei personenbezogenen Dienstleistungen im Umfeld seltener Krankheiten bietet enormes Entwicklungspotenzial, enthält aber auch große Innovationsbarrieren. Als Referenzfall für seltene Krankheiten wird die amyotrophe Lateralsklerose (ALS) herangezogen. Die krankheitstypischen Einschränkungen treten in den Bereichen Atmung, Bewegung, Nahrungsaufnahme und Kommunikation auf, umfassen also alle Bereiche, die für ein qualitativ hochwertiges, selbstbe- stimmtes Leben entscheidend sind. Das Projekt Tech4P baut zudem auf den Ergebnissen dreier weiterer Projekte aus der Fördermaßnahme „Personenbezogene Dienst- leistungen am Beispiel seltener Krankheiten“ auf. In den drei Projekten „EiVe“, „Mobile HybriCare“ und „Ser vCare ALS“ werden die Einschränkungen und die daraus resul- tierenden Bedürfnisse von Menschen mit seltenen Krankheiten beispielhaft aufgegrif- fen. Diese Projekte wurden unter besonderer Berücksichtigung der Integration von tech- nischen Systemen bei personenbezogenen Dienstleistungen betrachtet. Im Projekt „EiVe“ wurde ein Onlineportal entwickelt, welches Menschen mit seltenen Krankheiten eine Community anbietet und so aktiv auf das Bedürfnis zum Austausch von Erfahrungen eingeht. Die Unterstützung des Ernährungsmanagements durch intelligent ge- führte Interviews mittels Mobiltelefonen wurde innerhalb des Projektes „Mobile HybriCare“ behandelt. Voraussetzung ist eine aktive Mitwirkung des Pflegebedürftigen in Bezug auf die Eingabe der täglichen Nahrungsaufnahme über das Smartposter. Bei der Entwicklung einer virtuellen Ambulanz wurde im Projekt „ServCare ALS“ die ALS-Ambulanz der Charité in der computersimulierten Lebensumgebung „Second Life“ nachgebaut, mit dem Ziel, ein innovatives Beratungskonzept umzusetzen. Das virtuelle Beratungskonzept sieht zielgruppenspe- zifische, individuelle und modular aufbereitete Informationen vor und schafft für Menschen mit seltenen Krankheiten die Möglichkeit, mit hochspezialisierten Fachärzten ortsunabhängig und strukturiert in Kontakt zu treten. Aus den vorgestellten Projekten konnten so relevante Handlungsfelder für die Erbringung personenbezogener Dienstleistungen im Rahmen von seltenen Erkrankungen identifi- Projekttitel Tech4P Projekt-/ Forschungsträger BMBF über DLR-AuD Förderkennzeichen 01FG10002 Projektpartner Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft RWTH Aachen (IAW), Das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA), KVD Kunden- dienst-Verband Deutschland e.V., Philips Healthcare Ansprechpartner Dipl.-Ing. Dipl.- Wirt. Ing. Benedikt Brenken Internet www.tech4p.de

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