UdZ 3-2011

26 Unternehmen der Zukunft 3/2011 UdZ Dienstleistungsmanagement MeDiNa: Telemedizinische Rehabilitationsunterstützung in den eigenen vier Wänden Moderne Gesundheitsfürsorge durch innovative Ambient-Assisted-Living-Technologie Das Problem des demographischen Wandels ist in den meisten industrialisierten Ländern be- kannt. Medizinischer Fortschritt führt zu einer fortwährenden Verbesserung der medizinischen Behandlung undVersorgung und damit zu einer erhöhten durchschnittlichen Lebenserwartung. So erfreulich die verlängerte Lebenszeit für den einzelnen ist, so führt sie im Zusammenhang mit sinkendenGeburtenraten zu einemkomplexen Problem imGesundheitswesen: Deutschland wird immer älter. Während die Kosten durch häufigere medizinische Eingriffe unweigerlich steigen, darf der Anspruch einer bestmöglichen Gesundheitsfürsorge nicht verloren gehen. Gefangen in diesem Dilemma, sind neue Wege und Ideen zur Erbringung von medizinischen Dienstleistungen unumgänglich. Im Projekt „MeDiNa“ wird diese Problematik aufgegriffen, und für die häusliche Nachsorge von kardiologischen Patienten werden sowohl technische als auch organisatorische Lösungen in einem Geschäftsmodell erarbeitet. Das Forschungsprojekt „MeDiNa“mit demFörderkennzeichen01FC08056wirddurchdas Bundesministeriumfür Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Wenn gesundheitliche Beschwerden behan- delt werden, sollen insbesondere die alte Lebensqualität und Leistungsfähigkeit wieder- hergestellt werden. Wie auch bei vielen anderen gesundheitlichen Beschwerden wird diesem Wunsch im Falle von Herzerkrankungen durch den Aufenthalt in einer Rehabilitationsklinik Rechnung getragen. Aufgrund des steigenden Kostendrucks im Gesundheitswesen nimmt die Dauer eines sol- chen Aufenthalts jedoch seit Jahren ab. So nahm beispielsweise die durchschnittliche Verweildauer aller Arten von Rehabilitation in NRW von 32,4 Tagen in 1990 auf 27,5 Tage in 2009 ab, während die stationäre Verweildauer für kardiologische Patienten sogar bei nur 21,8 Tagen liegt [1]. Dies hat zur Folge, dass die häufig älteren Patienten ihre meist nicht abgeschlossene Rehabilitation in den eigenen vier Wänden fortsetzen müssen. Fehlende kurzzyklische Überwachung problematisch Regelmäßige kurzzyklische Visiten, gekoppelt an einen intensiven Arztkontakt nach der Entlassung aus der Rehabilitationsklinik, gehören meist der Vergangenheit an. Dies birgt sowohl für den erkrankten Patienten als auch für das Gesundheitssystemals Ganzes ein großes Problem. Verschlechterungen des Gesundheitszustands der Patienten werden zu spät oder gar nicht erkannt, woraus ernsthafte Komplikationen und gesundheitliche Schäden entstehen können. Ganze 80 Prozent der rund 300 000 Herzinfarkt- Neuerkrankungen geschehen zu Hause und etwa 50 Prozent davon bleiben unbeobachtet [2]. Neben den teils dramatischen Folgen für den Patienten führt dies zu Rückfällen in die stationäre Behandlung und damit zu enormen Kosten durch aufwändigere medizinische Behandlungen. So verursachen Herzkrankheiten in der EU, vor allem durch die häufige Rehospitalisierung, Kosten von ca. 179 Mrd. Euro [3]. Die Vielzahl dieser Rückfälle und damit auch deren Kosten könnten jedoch durch frühzeitige Diagnosen vermieden werden. Telemedizinische Lösungen für die Gesundheitsfürsorge Moderne Sensorik in Verbindung mit innovativen telemedizinischen Ansätzen bietet in diesem Kontext fortschrittliche Möglichkeiten, eine Überwachung von Risikopatienten aufwandsarm und kosteneffektiv bereitzustellen. Durch ein EDV-gestütztes Monitoring-System können die Vitalfunktionen (Puls, Blutdruck etc.) überprüft und anschließend an eine zentrale Datenbank ge- sendet werden, bei der Ärzte Unregelmäßigkeiten sofort erkennen und eingreifen können. Zwar ist die technologische Basis für einen solchen tele- medizinischen Dienst bereits vorhanden, jedoch fehlt es bislang an tragfähigen Konzepten und Modellen für eine Integration der Telemedizin in das Gesundheitswesen. Im Projekt „MeDiNa“ wird ein solches Geschäftsmodell entwickelt. Ziel ist es, die Potenziale der Telemedizin auszuschöp- fen und eine einfache und stetige Überwachung des Patienten in seinen eigenen vier Wänden zu realisieren. Durch die sogenannte Homebox wird der Patient seine Vitalfunktionen selbst messen und an eine medizinische Plattform elektronisch übermitteln, welche die Daten aufbereitet und anschließend dem Arzt für eine „elektronische Visite“ bereitstellt. Ausgestaltung des Geschäftsmodells Das Geschäftsmodell wurde im Zuge von MeDiNa nach dem Konzept von Osterwalder und Pigneur erarbeitet [4]. Beginnend mit der Umweltanalyse sind Trends zu erkennen, dass Projekttitel MeDiNa Projekt-/ Forschungsträger BMBF über DLR-AuD Förderkennzeichen 01FC08056 Projektpartner Philips Healthcare, Universitätsklinikum Aachen, IAW der RWTH Aachen, Fraunhofer-Institut Mikroelektronische Schaltungen und Systeme, MUL Services GmbH, Fachverband Biomedizinische Technik e.V. Ansprechpartner Dipl.-Wirt.-Ing. Boris Ansorge Internet www.projekt-medina.de

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