UdZ 3-2012

17 Unternehmen der Zukunft 3/2012 UdZ Smart Watts: Im Internet der Energie Geschäftsmodellentwicklung für die Smart Architecture Sämtliche Atomkraftwerke in Deutschland werden abgeschaltet! Diese Entscheidung wurde von der Bundesregierung getrof- fen. Zukünftig ist keine Wende mehr in der Atompolitik des Bundes zu erwarten. Dadurch, dass nicht nur die konstant Strom produzie- renden Atomkraftwerke vom Netz gehen und die erneuerbaren Energien, wie z. B. die Windkraft und Photovoltaik, aktiv gefördert werden, entstehen große Schwankungen bei der Stromerzeugung in Deutschland [1]. Die Kompensation verlässlich steuerbarer Energiequellen bedeutet für die Stromversorger, die Netzbetreiber und andere beteiligte Unternehmen eine erhebliche Umstellung und die Bewältigung unterschiedlicher Heraus- forderungen. Die Stromver sorgung der Haushalte in Deutschland ist eine der stabilsten in Europa. Damit dies auch bei der zukünftigen volatilen Stromförderung so bleibt, bedarf es einer entscheidenden Umstellung: Die auftre- tenden Schwankungen müssen zukünftig auf Seiten der Nachfrager und nicht mehr bei den Stromproduzenten ausgeglichen werden [2]. Vor diesem Hintergrund verfolgt das Projekt Smart Watts die Steuerung der Strombedarfe einzelner Haushalte durch Preissignale, sodass Angebot und Bedarf von Strom aneinander angeglichen werden. Diese Preissteuerung erfordert grundsätzlich zwei technische Voraussetzungen: Einerseits müssen die Stromanbieter das aktuell verfüg- bare Stromangebot analysieren, zukünftige Bedarfe abschätzen und die daraus resultie- renden Preissignale an die angebundenen Haushalte senden. Andererseits ist auf Seiten der Haushalte bzw. Stromverwerter eine Infrastruktur zu schaffen, die eine bedarfs- gerechte und preissensible Abnahme des Stroms ermöglicht. Dazu gehören beispiels- weise intelligente Steckdosen, die erst bei Unterschreitung einer definierten Preisgrenze Strom liefern. Bis zum heutigen Zeitpunkt regelte das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) die bevorzugte Einspeisung regenerativer Energiequellen in das Stromnetz, indem es deren Erzeugern feste Einspeisevergütungen garantierte und somit Anreize für den Ausbau lieferte. Zukünftig wer- den die Subventionen des Bundes und die gesicherten Vergütungen jedoch stetig reduziert und durch marktgerechte Mechanismen ersetzt. Da allerdings erneuerbare Energien einer ständigen Leistungsschwankung und geringer Steuerbarkeit unterliegen, ist für die vollstän- dige Einbindung regenerativer Energien ein Paradigmenwechsel notwendig. Anstatt das Angebot zu regeln, gilt es zukünftig, den Strombedarf mit dem aktuell verfügbaren Angebot an Strom zu harmonisieren. In dem Projekt Smart Watts wurde mit der Smart Architecture eine Informationsplattform entwickelt, die alle relevanten Akteure und Geräte miteinander vernetzt. Die Entwicklung eines marktfähigen Geschäftsmodells für die Smart Architecture ist ein Kernziel des Forschungsprojekts Smart Watts. Projekttitel Smart Watts Projekt-/ Forschungsträger BMWi, DLR Förderkennzeichen 01 ME 08015 Projektpartner PSI Energy Markets GmbH, Soptim AG, uti- licount GmbH & Co. KG, Kellendonk Elektronik GmbH, STAWAG Stadt- werke Aachen AG Ansprechpartner Dipl.-Inf. Marcel Scheibmayer Internet www.smartwatts.de Smart Architecture Genau diese beiden Voraussetzungen werden durch die Smart-Watts-Lösung erfüllt. Die Kommunikation von Haushalten bzw. den einzelnen Haushaltsgeräten, Stromanbietern und sonstigen einbezogenen Akteuren am Markt erfolgt über die neu entwickelte Smart Architecture. Diese auf dem World Wide Web basierende Plattform, vernetzt die relevanten Akteure und stellt Basisdienste für alle an- geschlossenen Institutionen zur Verfügung. Diese Basisdienste umfassen beispielsweise die gesicherte Kommunikation zwischen den Akteuren oder auch die Identifikation der ein- zelnen Objekte [3]. Feldversuch in der Modellregion Aachen Mittlerweile befindet sich das Projekt Smart Watts in der finalen Phase. Unter der Leitung der STAWAG Stadtwerke Aachen AG wur- den in einem ersten Feldtest 50 Haushalte in der Modellregion Aachen ausgewählt, deren Stromzähler durch einen intelligenten Smart- Watts-Zähler ersetzt wurde. Dieser erfasst den Stromverbrauch in 15-minütigen Intervallen und leitet die ermittelten Werte über die Smart Architecture an die Stromerzeuger weiter. Über diesen Kanal werden ebenfalls Preissignale an den Kunden gesendet, der mithilfe einer iPad- App seinen aktuellen Verbrauch, historische Daten, den prognostizierten Preisverlauf sowie den Status der angeschlossenen intelligenten Geräte und Steckdosen kontrollieren kann. Ebenfalls ist zu beobachten, wie die einzel- nen Kunden auf bestimmte Preissignale und Anreize reagieren, um so u. a. die Frage zu klären, inwieweit Kunden gewillt sind, ihren Stromverbrauch in Abhängigkeit des Preises zeitlich zu verschieben. Im Anschluss an den ersten Feldtest und unter Berücksichtigung der gesammelten Erfahrungs- FIR-Forschungsprojekte

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