UdZForschung 1/2020

13 UdZForschung – Unternehmen der Zukunft 1/2020 Leitthema: Industrie & Umwelt – FIR-Forschungsprojekte plexität bei der Umsetzung geringge- halten werden, da verschiedene Kunden unterschiedliche Schwerpunkte legenwür- den und entsprechend unterschiedliche Vorstellungen über Aufbau und Layout eines Service-Berichts hätten. Aus der Kombination von Kundenwünschen und Anlagentypen resultieredieVielzahl der un- terschiedlichenWartungsprotokolle. Daher solle der Aufbau des Wartungsprotokolls modular erfolgen, sodass Checklisten vor dem Einsatz flexibel unter Einbezug vor angegangener Einsät ze zusam- mengestellt werden könnten. Um die Integrierbarkeit in bestehende IT-Systeme und Prozesse der Serviceunternehmen sicherzustellen, wurde der Planungs- und Durchführungsprozess einer Wartung aufgenommen und visualisiert (s. Bild 1). Der dargestellte Wartungsprozess wird durch eine Meldung des IT-Systems initi- iert, welches automatisch eine Packliste mit den benötigten Materialien und Werkzeugen erstellt. Diese Liste wird an die Kommissionierung weitergeleitet, welche die aufgelisteten Materialien und Werkzeuge im Lager zusammenstellt und an einem bestimmten Ablageort deponiert. Anschließend wird die Ein- satzleitung über die Fertigstellung der Kommissionierung und den genauen Ablageort der Materialien undWerkzeuge informiert. Die Einsatzleitung holt sodann die Zustimmung der Betriebsführung ein, dass die Wartung durchgeführt werden kann. Liegt die Zustimmung vor, wird der Auftrag mithilfe einer unternehmen- sinternen Software einem Zweierteam von Servicetechnikern zugewiesen. Die Servicetechniker holen die bereitgestell- ten Materialien und Werkzeuge sowie ein ausgedrucktes Wartungsprotokoll ab, überprüfen, ob Spezialwerkzeuge notwendig sind, und fahren dann zur zu war tenden Windenerg ieanlage. Dor t angekommen melden sich die Servicetechniker bei der Betriebsführung an und schalten die Windenergieanlage aus, um die Wartungsarbeiten durch- zuführen. Sind die Wartungsarbeiten abgeschlossen, wird die Anlage wieder eingeschaltet und es wird vor Ort mit- hilfe von Laptops ein Wartungsbericht geschrieben. Dieser Wartungsbericht wird direkt an eine weitere unterneh- mensinterne Software übertragen und an die Einsatznachbereitung gesendet. Die Einsatznachbereitung prüft den Bericht und bereitet ihn auf. Mit der Weiterleitung des fertigen Wartungsberichts an die Betriebsleitung ist der Wartungsprozess abgeschlossen. Umden beschriebenenWartungsprozess, insbesondere die Tätigkeiten des Service- technikers betreffend, zu verbessern, wurde zunächstmithilfe einer ABC-Analyse Transparenz über besonders instand- haltungsintensive Systeme geschaffen. Diese Systeme bieten folglich auch das größte Potenzial zur Kostensenkung. Als Datengrundlagedientendabei Statusdaten von 25 Anlagen über einen Zeitraum von 14 Jahren. Über diesen Zeitraum gene- rierten die betrachteten Anlagen jeweils um die 40 000 Statusdaten, sodass insge- samt etwa 1 000 000 Statusmeldungen ausgewertet wurden. Dazu wurde zunächst ein detaillierter Strukturbaum einer Windenergieanlage (WEA) erarbeitet (s. Bild 2, S. 14). Dieser Strukturbaum wurde im zweiten Schritt mit Daten aus sogenannten Logbüchern über Fehler und Ausfälle während der Lebensdauern der Windenergieanlagen kombiniert. In den Logbüchern wer- den die vom SCADA-System gesammel- ten Statusdaten, die den Zustand einer WindenergieanlagealsMomentaufnahmen beschreiben,überdiegesamteLebensdauer einer Anlage gesammelt. Diese Statusdaten geben Auskunft darüber, ob eine Anlage sich zu einembestimmtenZeitpunkt imnor- malenLeistungsbetriebbefindet oder nicht. Steht eine Anlage aufgrund eines Fehlers still, so geben die Logbücher zusätzlich ei- nenFehlercodean. Jeder dieser Fehlercodes beschreibt ein Ereignis, das zu dem vorlie- genden fehlerhaften Zustand, d. h. zu dem Ausfall der Anlage führt. Die Fehlercodes wurden unter Einbeziehung des Experten- wissens der Projektpartner den Systemen des Strukturbaums zugeordnet. Mithilfe der anhand des Strukturbaums erfassten Fehler und eines Algorithmus Bild 1: Vereinfacht dargestellter Planungs- und Durchführungsprozess der Wartung (eigene Darstellung)

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