UdZForschung 1/2020

24 UdZForschung – Unternehmen der Zukunft 1/2020 FIR-Forschungsprojekte – Leitthema: Industrie & Umwelt Projekt: EIS4IoP Energieinformationssysteme im Internet of Production Energiebedarfsmanagement zur Kostenreduktion und Nachhaltigkeitssteigerung Die Energiewende und die damit einhergehende Abkehr von fossilen Energieträgern führen zu einer un- gleich höheren Volatilität im Stromnetz, die nicht nur die Stromversorger vor neue Herausforderungen in der Netzstabilisierungstellt,sondernauchdieAbnehmerseitezumHandelnzwingt.DurcheineintelligenteSteuerung desStrombedarfskönnenproduzierendeUnternehmenniedrigePreiseoptimalausnutzenundHochpreisphasen vermeiden. Zur Umsetzung bedarf es transparenzsteigernder Maßnahmen, sodass Verbräuche zentral analy- siert und gesteuert werden können. Dazu gehört die Einführung von Energiemanagementsystemen. In dem Forschungsprojekt‚EIS4IoP‘wirddienutzenmaximierteundanwenderfreundlicheKonfigurationnotwendiger Module von Energieinformationssysteme (EIS) im Kontext vernetzter Unternehmen untersucht. Das IGF- Vorhaben 20983 Nder Forschungsvereinigung FIR e. V. an der RWTHAachen wird über die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen "Otto vonGuericke" e. V. (AiF) imRahmen des Programms zur Förderung der industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) auf- grund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert. ur Realisierung von Kostenein- sparpotentialen in Bezug auf die Energieversorgung produzierender Unternehmen haben sich Energiemanage- mentsysteme (EnMs) etabliert. Vorher- gehende Studien haben gezeigt, dass mit ihrer Verwendung die Energiekosten um bis zu 15 Prozent gesenkt werden können, indem Energiemengen bewegt werden. 1 Aber die unmittelbar messbaren Effekte der Kostenreduktion sind bei weitem nicht der einzige Faktor, weshalb die Einführung eines EnMS lohnend für Unternehmen ist. EnMS schaffen Transparenz hinsichtlich des Energieverbrauchs und bieten dadurch langfristige Mehrwerte. Unternehmen, die Kenntnis über produktionsspezi- fische Stromverbräuche haben, können Maschinenzeiten zentral koordinieren und unmittelbar auf die Gegebenheiten des Z Marktes reagieren. Dies trägt neben den erwähnten Kosteneinsparungen auch zur Versorgungssicherheit in Deutschland bei. Neben diesen indirekten Anreizen ist die Existenz von EnMS und Zertifizierung nach DIN EN ISO 50001 Voraussetzung für die Befreiung von der Stromsteuer nach §9b StromStG.² Eineweitere Einsatzmoglichkeit von EnMS ist die Bereitstellung der Datengrundlage zur Teilnahme am Regelenergiemarkt. Als Teil eines virtuellen Pools konnen Kapazitaten am Regelenergiemarkt ver- außert werden.³ Realistische Erlöse für die Zuschaltung von 500 Kilowatt im Jahr liegen je nach Verfügbarkeit zwischen einigen Tausend bis mehreren Zehntausend Euro (s. Bild 1). Nicht nur mikroökonomische Erfolge können durch den Einsatz von EnMS er- zielt werden, sondern auch makroökono- mische. Durch die Energiewende steigen die Kosten für die Netzstabilisierung und beliefen sich 2017 auf über 1,4Milliarden €. 4 Eine Verringerung der Netzspitzen er- laubt eine Verringerung der über Netz- entgelte von der Allgemeinheit ge- tragenen Kosten. 5 Ein ergänzendes Konzept zum Lastausgleich über den Energienetzbetreiber sind Energiesyn- chronisationsplattformen, die volatile Energieproduktion und -verbrauch mit- einander ausgleichen sollen. Das Konzept 1 s. Hirzel et al. 2011, S. 6 f. ² s. Generalzolldirektion (o. J.) 3 s. Bundesnetzagentur 2015, S. 69 4 s. Leuschner 2018 5 s. Gils 2016, S. 401 Bild 1: Mögliche jährliche Erlöse für Unternehmen durch Teilnahme am Regelenergiemarkt (eigene Darstellung)

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