UdZForschung 2-2018
11 UdZForschung – Unternehmen der Zukunft 2/2018 FIR-Forschungsprojekte D ie etablierten Wertschöpfungs- strukturen in der Logistik und dem S u p p l y - C h a i n - Ma n a g e m e n t u n - ter liegen einer tiefgreifenden Ver- änder ung , die haupt sächlich tech - nologisch getrieben ist. Hierbei wer- den z. B. Buchungsplattformen, die zu einer ef fizienteren Planung und Auslastung von Transportkapazitäten au f dem Log is t ikma r k t be i t r agen , an Bedeu tung gewi nnen und e i ne neuar tige intermediäre Position als Vermittler zwischen Auftraggeber und Distributionslogistiker einnehmen. 1 Langfristig wird jedoch die additive Fertigung einen noch größeren Einfluss auf die Reorganisation bestehender Logistikstrukturen haben. 2 Der phy- s i s c h e Wa r en t r a n s po r t zw i s c h en Hersteller und Kunde könnte künftig durch die digitale Über tragung von Konstruktionsdaten obsolet werden. Die Produktion selbst könnte dann mög liche r we ise mi th i l fe add i t i ve r Fertigungsverfahren in unmittelbarer Nähe des Endkunden stattfinden. Damit gefährdet der internetbasierte Dienst das klassische Geschäf tsmodell des Distributionslogistikers. Entscheidende Vorteile der additiven Fertigung, wie z. B. die On-Demand-Produktion von kleinen Losgrößen 3 , treiben die Um- setzung des beschriebenen Szenarios voran. Auch wenn die additive Fertigung aufgrund der geringen technologischen Reife kurzfristig noch keine branchen- übergreifende Fer tigungsrevolution einleiten wird, ist dennoch von einer zeitnahen Realisierung in Bereichen wie z. B. des Ersatzteilwesens auszugehen. Mögliche Potenziale der zu erwartenden fortschreitenden Marktdurchdringung 4 der additiven Fertigungstechnologien für die Logistikbranche müssen daher frühzeitig erkannt und chancenorien- tiert genutzt werden. Die informations- technologistische und konstruktions- fachliche Verbindung von Nachfragern und geeigneten Produzenten bietet das Potenzial zur Entwicklung neuer D i e n s t l e i s t u n g s k o n z e p t e . D e r Distr ibutionslogistiker könnte bei - spielsweise eine Vermittlerrolle zwi- schen dem Ersatzteilnachfrager und dem Produktionsdienstleister einneh- men. Dabei stellt sich jedoch die Frage, wie eine strukturier te Auswahl von Produktionsdienstleistern im Kontext der additiven oder konventionellen F e r t i g u n g d u r c h d e n D i s t r i b u - tionslogistiker erfolgen kann. Ziel des Forschungsbeitrags im Projekt ‚3Dsupp l y ‘ i s t dahe r d i e Konzep - tion eines Modells zur Auswahl von Produktionsdienstleistern für eine auf- tragsbezogene additive oder konventio- nelle Ersatzteilfertigung. In einem ersten Schritt müssen dafür Ent- scheidungskriterien identifiziert werden, anhand derer Produktionsdienstleister durch den Distributionslogistiker bewer- tet, verglichen und ausgewählt werden können. Beim Auswahlprozess wird zudem nach Kriterien der Dringlichkeit und nach angewandten Fer tigungs- ver fahren unterschieden. Folgende Ersatzteilszenarien wurden demnach identifiziert: Additive Notfalllogistik (zeitkritisches Szenario), vorherseh- Bild 1: Polarprofil zur Veranschaulichung von geforderten Lieferantenprofilen für einzelne Auftragsszenarien (eigene Darstellung) 1 s. Berger 2016 2 s. Thomas et al. 2016 3 s. Lachmayer 2016 4 s. 3Dsupply 2018
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