UdZForschung 2/2019

34 UdZForschung – Unternehmen der Zukunft 2/2019 FIR-Forschungsprojekte – Leitthema: Gesellschaft & Digitalisierung als Basis eines Full-Supply-Service im Bereich der additiven Fertigung in der Ersatzteillogistik an. Beim VMI werden die wertschöpfenden Tätigkeiten der Logistik und Lagerbestandsverwaltung an externe DienstleisterundLieferantenmitdemZielder Informations- undMaterialflussoptimierung sowie der Performancesteigerung ausge- lagert. Dabei wird der Betrieb des Lagers vom externen Dienstleister übernom- men, der neben der Lagerhaltung die Auftragsabwicklung und ebenfalls die Wiederbefüllung der Lagerbestände über- nimmt. Somit muss der Kunde lediglich Bestellinformationen an den Dienstleister weiterleiten. Dadurchwerden die Planungs- undEntscheidungsverantwortlichkeitenauf den LDL übertragen, während der Kunde sich auf seine Kerntätigkeiten konzentrie- ren kann. In diesem Rahmen können zudem die Optimierungspotenziale von Big-Data- Ansätzen ergänzend genutzt wer- den. Durch präzisere Daten über ak- tuelle Lagerbestände und verfügbare Produktionskapazitäten können kon- kretere Zeitpläne für Produktions- und Distributionsaktivitäten erstellt werden. Zusätzlich kann die Bestandsplanung durch Einsatz von Big-Data-Ansätzen/ Datenanalyseverfahren optimiert werden, indem durch erhöhte Transparenz und automatische Wiederbefüllungssysteme weniger Under- oder Overstocking Situationen entstehen. In Verbindung mit neuen Nachfrage-Prognosemodellen, die durch BigData ermöglicht werden und den voraussichtlichen Kundenbedarf bestim- men, können Bestandslagersysteme ihre Effizienz weiter erhöhen.³ Dieses Wissen ist im 3D-Druck vor allem hinsichtlich der Dauer von Druckvorgängen und einer frühzeitigen Kapazitätsplanung von Bedeutung. Unter Berücksichtigung additiver Fertigungsverfahren müssen bestehende Anforderungen bei der Im- plementierung von VMI-Systemen ange- passt oder ergänzt werden. So müssen im Vorfeld geeignete Bauteile ausgewählt werden, die eine 3D-Druckfähigkeit auf- weisen. Einerseits kann dies durch eine ABC-XYZ-Analyse geschehen, andererseits bedarf es auch einer technischen und wirt- schaftlichen Bewertung des Potenzials. Eine weitere wichtige Voraussetzung für die Implementierung eines VMI-Systems ist ein festes Vertrauensverhältnis zum Dienst- leistungspartner. Im Kontext der additiven Fertigung ist zudem auch Vertrauen in die zugrundeliegende 3D-Druck-Technologie und damit die rechtzeitige Fertigstellung der Bauteile in einer zufriedenstellenden Qualität erforderlich. Die Verfügbarkeit und Planungszuverlässigkeit von ausrei- chendgeeignetenDruckkapazitätenmüssen vom LDL gewährleistet werden können. Darüber hinaus ist es notwendig, sicher- zustellen, dass der Kunde auch über ein entsprechendes Portfolio an Ersatzteilen verfügt,welchesgrundsätzlichfürdieadditive Fertigung geeignet ist. Die Vertragsaspekte der Übertragungserlaubnisse an Dritte, der Wareneigentumsübergang, die minimalen undmaximalen Lagerbestände und die Haft- ungs- und Risikoverteilung müssen an die Anforderungen additiver Fertigung ange- passtwerden. Genauwiebei herkömmlichen VMI-Systemen sind auch im Kontext des 3D-Drucks eine umfassende Prozessanalyse zur Anpassung an das VMI-System und ge- nauesteInformationenfürpräzisePlanungen relevant. Zu den Informationen, die für eine umfassende Planung benötigt werden, zählen aktuelle und korrekte Bestands- und Verbrauchsdaten, eine möglichst konkrete Bedarfsprognose und eine vorausschau- ende Planung von Verkaufsaktionen, um Spitzenbedarfe auffangen zu können. Zur Übermittlung der Daten und Steuerung der Bestände im Kundenlager sind neben einer geeignetenIT-SchnittstelleauchERP-Systeme undWorkflow-Visualisierungstoolswiebspw. das Kanban-Tool von erheblichemVorteil. 4 VMI-Systeme bedür fen einer kenn- zahlengetriebenen Überprüfung der Leistungsfähigkeit. Eine Leistungs- messung erfolgt typischerweise mit- hilfe von quantitativen Kennzahlen wie zum Beispiel Transpor tkosten, Lagerbestandshöhe, Lagerreichweite und -dauer, Lagerumschlagshäufigkeit, Lieferservicegrad und Anzahl von Out-of- Stock-Situationen oder Reklamationen . Qualitative Faktoren ergänzen die Be- wertung eines VMI-Systems. Hierzu zählen Bild 1: Netzwerkstruktur des Szenarios 5: LDL als Bestandsmanager (eigene Darstellung) 3 s. Rowe u. Pournader. 2017, S. 7 4 s. Metze 2010

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