UdZForschung 2/2020

28 / UdZForschung 2-2020 FIR-FORSCHUNGSPROJEKTE – Leitthema: Industrie & Umwelt d i e We r t s chöp f ung mi t e i ne r zu - nehmenden Anzahl an Par tner n in Wertschöpfungsnetzwerken statt. Um in diesen undurchsichtiger und komplexer werdenden Wertschöpfungsstrukturen die Beher rschbarkeit zu bewahren, müssen sich Unternehmen in der Supply- Chain mit-einander vernetzen. 4 Mit der stärkeren Verflechtung der Unter- nehmen und dem Austausch umfas- sender, teilweise sensibler Daten gewinnen auch die Themen Datensicherheit und Datenschutz an Relevanz. 5 Die zuneh- mende Integration von IT-Systemen erhöht ebenfalls den potenziellen Schaden durch Angriffe, sodass auf der IT-Sicherheit, vor allem bei einer überbetrieblichen Systemintegration, ein starker Fokus lie- gen sollte 6 . Aus diesen zentralen Problemstellungen lassen sich Anforderungen an eine Supply- Chain-übergreifendeDateninfrastruktur für kleineundmittlereUnternehmen (KMU) for- mulieren.EinesolcheDateninfrastruktursoll: • die Visibilität von Produkt- und Nach- haltigkeitsdaten imgesamtenWert- schöpfungsnetzwerk ermöglichen, • eine Grundlage für ein dezentrales Supply-Chain-Management schaffen und • Datensicherheit gewährleisten. Auf der technologischen Seite können diese AnforderungendurchdieBlockchain als ver- teilte und fälschungssichere Datenbank er- fülltwerden(s.Bild1,S.19).DieEigenschaften einer Blockchain schließen es praktisch aus, dass Daten manipuliert oder gelöscht werden. Gleichzeitigwirdeineinfacher über- betrieblicher Zugriff auf die Informationen gewährleistet. Blockchains basieren auf kryptografischen Hashfunktionen, welche die Informationen in eine Zeichenfolge fixer Länge umwandeln, den Hashwert. Dabei ergeben dieselben Informationen immer denselben Hashwert, auch nur leicht ver- änderte Funktionen ergeben jedoch einen stark abweichenden Hashwert, während der Hashwert selbst keine Informationen preisgibt. 7 Die Echtheit der Information wird zudem durch ein mathematisches Schlüsselpaar sichergestellt. Der Versender der Information signiert mit seinem per- sönlichen Schlüssel, der Empfänger kann die Daten nun mit dem zum Versender passenden Schüssel öffnen. 8 So kann die Manipulation von Informationen im Nachhinein nicht unentdeckt erfolgen und die Authentizität der Informationen kann garantiert werden. Die Sicherheit gegen den Datenverlust wird durch die dezentra- le Speicherung bei einer ausreichenden Anzahl an Netzknoten gewährleistet 9 . Das bedeutet, dass bei Datenverlust in einem Unternehmen bzw. an einem Netzknoten die Daten noch bei anderen Stakeholdern gesichertsind.DasRisikoeinespermanenten Datenverlustsistsomitminimal.Diesedezen- trale Speicherung führt auch dazu, dass alle beteiligten Stakeholder die Daten lokal zur Verfügunghabenundsomit jederzeit darauf zugreifen können. Aufgrund der identifizierten Überschnei- dungen von Anforderungen an eine Daten- infrastruktur und der Eigenschaften einer Blockchain soll im Projekt „ABChain“ eine Eignung von Blockchain-Applikationen für KMU detailliert untersucht und eine Implementierungsunterstützung auf- bereitet werden. Dazu wird folgende Forschungsfrage beantwortet: Welche grundlegenden Informationen, Standardisierungen und Gestaltungs- empfehlungen können KMU bei der in- formationstechnischen Anbindung in Wertschöpfungsnetzwerken mittels Blockchain-Applikationen zielgerichtet unterstützen? Zur Beantwor tung sollen ebendiese Informationendefiniert, eineReferenzarchi- tektur in einen Standard überführt und Lieferant Kunde Logistikdienstleister Produzent Logistikdienstleister Definition von Daten & Schnittstellen Standardisierung Ableiten einer Referenzarchitektur Anforderungs- aufnahme Gestaltungsempfehlung zur Integration Validierung durch Fallstudien Informationsfluss Synchronisierung Blockchain datentechnische Fälschungssicherheit mittels Blockchain Ablauf des Forschungsprojekts: Bild 2: Zielbild ABChain (eigene Darstellung) 4 s. Schuh et al. 2017b, S. 4; s. Kleinemeier 2014, S. 574 5 s.Lu et al. 2013, S. 1067 6 s.Schuh et al. 2017a, S. 28f. 7 s. Schlatt et al. 2016, S. 8; s. Badev u. Chen 2014, S. 9 8 s. Schlatt et al. 2016, S. 8 9 s. Siegel 2017, S. 45

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