UdZPraxis 1-2015

16 UdZ Praxis S chnell, effizient, sicher und für alle Herausforderungen ideal ge- wappnet: So arbeitet der Servicetechniker der Zukunft. Ausgestattet mit intelligenter Kleidung, einer Vielzahl von Wearables und neuesten Techno- Implantaten, die die Arbeit beschleunigen, erleichtern und absichern, wird der Servicetechniker von morgen seine Einsätze mühelos und einfacher denn je durchführen können. Seine täglichen Begleiter werden selbstfahrende Automobile, intelligente Werkzeuge und hochleistungsfähige 3D-Drucker, die mittels Additive Manufacturing bedarfsgerecht Ersatzteile produzieren können und dem Servicetechniker erlauben, ohne lange Warteschleifen Re- paraturen durchführen zu können. Somit ähnelt er mehr einem Hollywood- Superhelden wie Iron-Man oder Batman als der heutigen Servicerealität. Bedenkt man allerdings die rasanten Innovationssprünge im Bereich der smarten Unterstützungs- und Assistenzsysteme, liegt ein solch skizziertes Szenario gar nicht mehr so weit in der Zukunft. Es gilt daher bereits heute: Konzepte für die Services der Zukunft müssen entwickelt und notwendige Prozessveränderungen antizipiert werden. Doch wie kann man sich einen solchen smarten technischen Service beispiels- weise in der Windkraftindustrie vorstellen? Ausgerüstet mit einem speziellen Anzug, mit dessen Hilfe der Servicetechniker Lasten ohne große Anstrengun- gen heben kann, zieht dieser bald in den täglichen Serviceeinsatz. Ein solcher Anzug, der mit umfangreicher Sensorik versehen ist, wird auch Exoskelett genannt und ist das Ergebnis einer gewichtsoptimierten Leichtbauweise. Der US-amerikanische Rüstungskonzern Lockheed-Martin bietet bereits heute sein Exoskelett Fortis auch für die Industrie an. Laut LockheedMartin können damit die Muskeln um bis zu 300 Prozent entlastet und die Produktivität um 27 Prozent gesteigert werden. Diskutiert wird der zukünftige Einsatz solcher Anzüge auch zur Unterstützung von Feuerwehrmännern, Bauarbeitern oder Krankenpflegern. Bereits heute sind solche Roboteranzüge in der Rehabilitati- on im Einsatz, um Querschnittsgelähmten das selbständige Stehen und Lau- fen zu ermöglichen. Auch optisch rückt der Servicetechniker so künftig tat- sächlich in die Nähe der genannten Superhelden. Das Exoskelett wird direkt von Impulsen des Gehirns gesteuert, die über Sensoren im Helm gemessen werden. Zudem sind verschiedenste Werkzeuge direkt in den Anzug integriert und fördern so eine höchst effiziente Arbeitsweise. Ausgestattet mit einem solchen Poweranzug und weiteren nützlichen Gadgets, reist der Servicetechniker mit seinem autonom fahrenden Fahrzeug zu seinem Serviceeinsatz, etwa einem entlegenen Windpark im Schwarzwald. Bereits während der Anreise kann er durch intelligente Remote-Services alle relevan- ten Informationen zu seinem bevorstehenden Auftrag auslesen und über not- wendige Arbeiten in Kenntnis gesetzt werden: An Bord seines Hightech-Fahr- zeugs befinden sich verschiedene Virtualisierungsoptionen, die ihm bereits eine Vorabsimulation des Serviceprozesses ermöglichen. Erste Prototypen sol- cher Fahrzeuge existieren schon. So wurden auf der Elektronik-Messe CES in Las Vegas selbstfahrende Fahrzeuge vorgestellt, die vollständig vernetzt sind und auf mehreren Bildschirmen gewünschte Informationen darstellen kön- nen. Erste amerikanische Polizeiwagen verfügen über eine Kommandozentra- le inklusive Funkausrüstung und Computer. Hier können Informationen wie die automatische Kennzeichenerfassung oder Videos des integrierten Nacht- sichtgeräts abgerufen werden. Vor Ort angekommen, greift der Servicetechniker auf sein hochmodernes Head-Mounted-Display (HMD) zurück, das ihn per Augmented-Reality- Anwendung zu seinem exakten Einsatzort inner- halb der Windanlage navigiert. Die Steuerung dieser HMDs ist dabei mit der Impulssteuerung seines Exoskelett-Anzugs verknüpft. Während des Serviceeinsatzes werden Informa tionen über das HMD direkt in das Blickfeld des Technikers inte- griert und ermöglichen diesem so, die Arbeit mit beiden Händen und freier Bewegung im Raum bei gleichzeitiger Informationsvermittlung durchzu- führen. Zudem findet eine ergonomische Unter- stützung von Bewegungen und Handgriffen durch den Anzug statt, sodass körperliche Defizite ausge- glichen und gesunde Bewegungsabläufe trainiert werden können. Falls sich während des Serviceeinsatzes zeigt, dass ein Bauteil ersetzt werden muss, wird mit- tels der in dem HMD integrierten Shape-Reco- gnition das auszutauschende Bauteil erkannt und dessen Beschaffenheit detailgenau an den 3D-Drucker übertragen. In kurzer Zeit kann dieser dann das benötigte Teil reproduzieren, wodurch der Servicetechniker vor Ort das vorge- fundene Problem vollständig autonom beheben und das Bauteil austauschen kann. Bei Bedarf kommuniziert der Techniker mit einem Service- hub, in dem weitere Experten zur Verfügung ste- hen. Sie verfolgen durch die im HMD integrierte Kamera jeden Arbeitsschritt präzise und kommu- nizieren mit dem Techniker interaktiv, sofern er dies wünscht. Dabei unterstützen sie ihn, indem Hinweise und Notizen auf dem HMD eingeblen- det und diese als 3D-Hologramme im Blickfeld des Servicetechnikers zugeschaltet werden können. Parallel zu dem Arbeitsprozess findet eine auto- matische, videobasierte Dokumentation der erle- digten Aufgaben statt. Das HMD zeichnet jeden Arbeitsschritt auf und sendet diese jeweils an die Plattform, wodurch eine selbständig generierte Leistungsbeschreibung erstellt wird. Diese Mög- lichkeiten zur Dokumentation bestehen ebenfalls in Ansätzen heute, da mithilfe von Kameras Pro- zessergebnisse aufgezeichnet und computerba- siert ausgewertet werden. Während des gesamten Arbeitsprozesses wird der Servicetechniker auf mögliche Gefahren hin- gewiesen. Mittels Sensoren, die sich in seiner Kleidung befinden, werden die Vitalfunktionen des Technikers überwacht. Außerdem wird der er auf mögliche Gefahren aus seiner Umgebung aufmerksam gemacht, was den Einsatz vor Ort künftig so sicher wie nie macht. Moderne Technologien im Serviceprozess der Zukunft angewendet, lassen den Service- techniker bald wie einen Superhelden mit Super- kräften erscheinen. Dabei werden Visionen wie

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