UdZPraxis 1-2016

15 UdZ Praxis Was genau verbirgt sich hinter dem Begriff „DenkfabrEthik“? A. Mertens: Das Institut für Arbeitswissenschaft der RWTH Aachen führt bereits seit längerem verschiedene empirische Studien zum Thema Technik und Mensch vor allem mit älteren Personen durch. Neben technischen Fragen, wie zur Usability, also Gebrauchstauglichkeit, und ähnlichen Fragestellungen rücken immer häufiger ethische und soziale Aspekte, wie der Datenschutz oder die soziale Integration, in den Mittelpunkt. Mit der Aachener Denkfa- brEthik möchten wir zusätzlich zum technischen Strang, den wir ja schon lange fokussieren, auch die ethischen Aspekte, die ja unmittelbar mit der zunehmenden Digita- lisierung zusammenhängen, stärker berücksichtigen. Wir möchten hierzu vor allem regionale Kompetenzen bün- deln, indem ein Meinungsaustausch interessierter Akteure aus fachfremder Öffentlichkeit, also interessierten Laien, Vertretern aus Wissenschaft, Industrie, Religion etc., er- möglicht wird. Besonders hervorzuheben sind hierbei die Vertreter von Minderheiten, die mit einem ganz anderen Verständnis die Vor- und Nachteile der Technikintegration bewerten. Ziel ist es, gemeinsam über Konzepte zur Tech- nikintegration nachzudenken, Potenziale und Herausfor- derungen des ethischen Rahmenkontextes zu erkennen, Lösungen zu finden und Empfehlungen auszusprechen. Diese Zielsetzung spiegelt sich auch im derzeiti- genBeirat derDenkfabrEthikwider,derausvielen Mitgliedern unterschiedlichster Interessengrup- pen besteht, wie auf der Webseite nachlesbar ist – eine im positiven Sinne recht heterogene Gruppe. Stellen Sie uns doch die Zusammenset- zung und die Zielsetzung näher vor. A. Mertens: Unser Beirat befindet sich noch im Auf- bau und soll mit künftigen Fragen und Entwicklungen kontinuierlich erweitert werden. Es wurde versucht, re- gionale Vertreter zu finden, die sich mit den Aspekten, mit denen sich die Aachener DenkfabrEthik auseinan- dersetzen möchte, auskennen. Bewusst wurde die An- zahl von Personen aus der RWTH Aachen nicht zu groß gewählt, um die Mischung aus Forschung, Industrie und Vertretern einzelner Gruppen austarieren zu können. Mit Herrn Professor Groß, dem Direktor des Instituts für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der RWTH Aachen, haben wir beispielsweise einen Experten an Bord, der sich schon lange mit dem ethischen Kontext der medizinisch-technischen Entwicklung beschäftigt. Es war uns aber auch sehr wichtig, Vertreter der Religion einzubinden. Ebenso sind für Fragen zu Inklusion, Seni- oren, Leben mit Behinderungen bzw. gesundheitlichen Einschränkungen aller Art oder zu Sichtweisen anderer Im November 2015 fand die erste DenkfabrEthik in Aachen statt. Hinter diesem Namen verbirgt sich jedoch nicht nur die Veranstaltung, die jährlich stattfinden soll, sondern ein buntes Gremium, das sich einer relevanten, bislang selten beachteten Aufgabe stellt: die ethischen Aspekte einer zunehmenden Digitalisierung auf demWeg zu einer digitalen Gesellschaft zu beleuchten und stärker in den Fokus allgemeinen Interesses zu rücken. Dr. AlexanderMertens, Initiator der DenkfabrEthik, gewährt Einblicke in denThemenkomplex Ethik in der digitalisiertenWelt und zeigt, warum diesesThema uns alle angeht. Das Gespräch mit ihm führte Simone Suchan für die UdZPraxis-Redaktion. Ethik in der digitalisiertenWelt – Interdisziplinäre Aufgabe und Chance

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