UdZPraxis 1-2016
16 UdZ Praxis Kulturkreise Experten im Beirat vertreten. Dies hat für uns große Relevanz, da diese Sicht auf das Thema inner- halb der Fortschrittsdebatte, auch in diversen Experten- kreisen, bislang eher unterrepräsentiert ist. Um darüber hinaus die Industrie mit ihren Zielen und Ideen im Blick zu haben, ist z. B. die Deutsche Telekom Healthcare, die deutschlandweit agiert und so über den regionalen Rahmen hinaus Erfahrungen beisteuert, mit einer Ex- pertin für die Digitalisierung der Gesundheitsbranche vertreten. Wir sehen den Austausch der unterschiedli- chen Sichtweisen und Interessen der Beiratsmitglieder als immense Bereicherung des Diskurses. Schon in den Gesprächen innerhalb des Beirats war es lebhaft zu se- hen: Man hat unterschiedliche Ziele und Prioritäten, was zu fruchtbaren Diskussionen führt. So entstehen neue Sichtweisen und erweiterte Blickwinkel. Im letztenHerbst hat unterderSchirmherrschaft des Aachener Bürgermeisters die erste Denkfa- brEthik stattgefunden, wie in der Presse und im Netz zu lesen war. 1 Was erwartet uns demnächst von der DenkfabrEthik? A. Mertens: Wir möchten pro Jahr mindestens eine Großveranstaltung rund um das Thema ‚Digitaler Wan- del‘ durchführen, wie die DenkFabrEthik im letzten Jahr ja schon offiziell gestartet ist. Intern finden regelmäßig, wie auch im Mai, zusätzlich Veranstaltungen des Beirats statt, um sich auszutauschen und sich aktuelle Anstöße für unsere Forschungsarbeit zu geben. Zusätzlich planen wir, imRahmen derVeranstaltung ‚Aachen2025‘ imSep- tember 2 dieDenkfabrEthikzu präsentieren. DieDenkfabr Ethik-Veranstaltung im letzten Herbst diente ja dazu, einen generischen Überblick über das ganze Themen- spektrum zu vermitteln. Zukünftig möchten wir bei der Veranstaltung Schwerpunktthemen in den Fokus rücken, wie Gesundheitstechnologie, automatisiertes Fahren oder Robotik, und in diesen Zusammenhängen die Auswirkungen auf den einzelnen Menschen und die Gesellschaft näher beleuchten. Dies wird wieder mit ausgewählten Referenten geschehen, aber Podiums- diskussionen und Publikumsbeteiligung sollen auch in Zukunft Teil des Veranstaltungstages sein. Sind schon gemeinsame Publikationen oder gar Forschungsprojekte geplant, die aus der Denkfa- brEthik heraus entstehen? A. Mertens: Momentan greifen wir auf die Expertise un- seres Forschungsbeirats zurück, um mögliche Themen zu finden und Probleme zu identifizieren. Mittelfristig ist es vorstellbar, White- oder Greypaper zu veröffentlichen, also Stellungnahmen oder Positionspapiere aus ethischer oder sozialer Sicht zu diesen Entwicklungen zu publizieren. Um- fangreichere wissenschaftliche Veröffentlichungen sind aktuell auch aus kapazitiven Gründen schwierig. Gemein- same Anträge wären längerfristig eine wünschenswerte Aussicht, bei denen die Beiratsmitglieder als assoziierte Partner ihre Expertise beisteuern. Wir sehen die Denkfa- brEthik derzeit als Plattform und Multiplikator, um For- schungsergebnisse an die breite Öffentlichkeit zu tragen und diese vielseitig zu diskutieren. Wie Sie oben schon angedeutet haben, ist ja die Sicht auf die ethischen Begleitumstände der technischen/digitalen Entwicklung tatsäch- lich eher unterrepräsentiert, in den Medien wie in der Forschung und Industrie. Wenn das The- ma mal fokussiert wird, gibt es schnell Diskus- sionen, da die Vertreter der einen Seite, die die ethischen Fragen mehr gewichtet sehen wollen, das Problembewusstsein eines jeden Bürgers, quasi die „digitale Mündigkeit“ des Einzelnen, in sämtlichen Fragen rund um Digitalisierung und Datenschutz sowie vor allem Datenanaly- se einfordern: in Bezug auf Krankenkassen und Versicherungen – z. B. als mögliche Folgen der Quantified-self-Bewegung in Bezug auf Kran- kenkassentarife – oder auch Nutzung der Er- gebnisse von Datenschöpfung und -analyse für Versicherungsrabatte etc., z. B. in Bezug auf die Smart-Home- oder Smart-Car-Bewegung. Die Gegenseite in dieser Diskussion zählt weiterhin auf einzelne Experten, die Vorgaben entwickeln, und Politiker, die die Rahmenbedingungen ent- sprechend im Sinne der Menschen festlegen und halten es für überflüssig bzw. zu hoch ge- 1 Handschuhmacher, C.: Aachener DenkfabrEthik will Diskussionsforum bieten. Aachener Zeitung, 27. November 2015. aachener-zeitung.de/lokales/region/aachener-denkfabrethik-will-diskussionsforum-bieten-1.1235687 (zuletzt geprüft am 04.05.2016) 2 Vom 23. – 25. September 2016 findet die Veranstaltung ‚Aachen 2025‘ statt. Hier wird gezeigt, wie Digitalisierung das Leben verändert und wie das „Digi-Tal Aachen 2025“ aussehen könnte.
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