UdZPraxis 1-2018

16 UdZ Praxis Eine überwiegend in Amerika verbreitete Strategie ist das so- genannte „Wait and give up“. Ein Unternehmen entwickelt nach einer Phase des Abwartens eine Produktsparte nicht weiter, da es merkt, dass der technologische Rückstand nicht mehr aufzuholen ist. Cisco kaufte beispielsweise 2009 den Ta- schenvideokamera-Hersteller ‚Pure Digital‘ und deren Produkt Flip . Nach dem Aufkommen der in Smartphones integrierten Kameras und deren sukzessiver Verbesserung bemerkte Cisco , dass der technologische Rückstand nicht mehr aufzuholen war und nahm das Produkt 2011 vom Markt. Es ist manchmal sinn- voller, ein Produkt „inWürde sterben zu lassen“ und Schadens- begrenzung zu betreiben, statt immer mehr Geld zu verlieren beim verzweifelten Versuch, den Rückstand aufzuholen. Die wohl bekannteste reaktive Strategie ist die der Akquirierung „Wait and buy“, welche gleichzeitig allerdings oftmals auch die kostspieligste Alternative ist. So kaufte Facebook im Jahr 2014 WhatsApp für 19 Milliarden US-Dollar, da es WhatsApp als ein- deutige Konkurrenz zu sich sah. Es integrierte WhatsApp jedoch nicht und ließ das Geschäftsmodell, wie es war. Die Strategie „Wait and double up“ funktioniert wie folgt: Auch hier beobachtet das Unternehmen den Neueinsteiger zunächst. Zeigt die Innovation Potenzial, so wird innerhalb kürzester Zeit ein enormer Ressourcenaufwand betrieben, um sich um eine ähnliche Lösung zu kümmern. Diese Strate- gie ist meist nur für ressourcenreiche Unternehmen möglich, da nur sie über die ausreichenden finanziellen wie auch per- sonellen Mittel verfügen. Microsoft ist das wohl bekannteste Unternehmen, welches diese Strategie nutzt. Produkte wie XBOX, Internet Explorer , Surface und OneDrive sind nur einige Beispiele, die aus dieser Strategie entstanden sind. Die Pro- dukte haben alle eines gemeinsam: Sie waren nicht die Pionie- re auf dem Markt und sind dennoch sehr erfolgreich. Proaktive Handlungsoptionen Die vorausschauendenHandlungsoptionen sind risikoreicher, da hier nur Vermutungen über die Zukunft aufgestellt werden und bereits zu einemfrühen Zeitpunkt investiert und gehandeltwird. Ein bekanntes Beispiel einer proaktiven Handlungsoption ist die Co-Opetition. Mit dem Begriff wird der Zusammenschluss eigentlich konkurrierender Firmen beschrieben, die durch die Kombination ihrer Fähigkeiten die Schlagkraft auf dem Markt zu erhöhen trachten. Steve Jobs gilt als „Master of „Disruption is a process, not an event, and innovations can only be disruptive relative to something else.“ Harvard Business School Professor Clayton M. Christensen is the architect of and the world’s foremost authority on disruptive innovation. Christensen was named the World’s Most Influential Business Management Thinker in 2011 and 2013. Photograph by Platon

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