UdZPraxis 1-2018
17 UdZ Praxis Co-Opetition“. Im Jahre 1991 schloss er, als C.E.O. der Firma Pixar , einen Vertrag über drei animierte Spielfilme mit Walt Dis- ney. Während Pixar die damals führende Firma der Animations- filme war, hatte Disney sowohl den großen Namen als auch den Kundenstamm und das darauf abgestimmte Marketing durch seine Zeichentrick-Historie. Sehr erfolgreiche Filme wie Toy Story , Das große Krabbeln oder die Monster AG entstanden und Pixar konnte seinen Wert an der Börse mehr als verdoppeln. Die Kooperation wurde weitergeführt und endete in der Übernah- me von Pixar im Jahre 2006 für 7,4 Milliarden US-Dollar. Eine andere Strategie ist die Self-Disruption: Ein etabliertes Unternehmen versucht, seine eigenen Produkte zu disruptie- ren. Das ist aus mehreren Gesichtspunkten problematisch, da das Vorgehen meist in einem nicht zu unterschätzenden Transformationsprojekt des Unternehmens endet. Zum einen ist dafür ein enormer Kulturwandel imUnternehmen notwen- dig, für den es schnell an Akzeptanz im Unternehmen man- gelt, da die eigenen, profitablen Produkte geopfert werden müssen. Zum anderen müssen die Organisations- und Kosten- strukturen des gesamten Unternehmens geändert werden. Die New York Times wagt beispielsweise dieses riskante Pro- jekt, in dem sie parallel zu ihrem Hauptgeschäft, den gedruck- ten Zeitungen, ein Onlinezeitungskonzept aufbaut. Eine beliebte Reaktionsstrategie ist die Gründung eines Spin- offs. Der Begriff beschreibt eine eigenständige, ausgegründete Abteilung eines Unternehmens, welche das Ziel verfolgt, neue Geschäftsmodelle oder Technologien zu finden oder zu erfin- den. Die Daimler AG ist mit ihrem Innovationslab „Lab1886“ ein sehr gutes Beispiel für ein solches Spin-off. Aus diesementstan- den bereits Geschäftsideen wie Car2go, Moovel, pactris, Van2S- hare oder Me , die allesamt in die Tat umgesetzt wurden. Eine weitere beobachtete Handlungsoption im Umgang mit disruptiven Innovationen ist die Entwicklung von integrative capabilities . Dabei versucht ein Unternehmen, die vorhande- nen Fähigkeiten und Ressourcen in andere Branchen zu inte- grieren. Fujifilm galt jahrelang als einer der erfolgreichsten Filmrollenhersteller der Welt. Durch den Siegeszug der Digital- kamera sahen sie ihren Hauptmarkt in Gefahr. Also stellten sie sich die Frage, welche Fähigkeiten sie besitzen, die in anderen Branchen gebraucht werden könnten. Sie fanden schließlich sehr viele Parallelen im Hinblick auf Beschichtungsfähigkeiten und Kosmetikindustrie. Heute macht die Kosmetiksparte von Fujifilm etwa 16 Prozent des Umsatzes aus. Um sich im Markt behaupten zu können und eine Strategie zu identifizieren, muss sich ein Unternehmen frühzeitig die relevanten Fragen stellen, die eine Abschätzung des Disrupti- onspotenzials des Marktes erlauben. Diese können beispielsweise folgende sein: 1. Hat mein Markt ein Überangebot? 2. Bestehen meine Innovationszyklen daraus, dass Leistung zu einem bestehenden Produkt hinzugefügt wird, um Märkte mit höheren Margen zu erreichen? 3. Müssen wir Kunden stärker beachten, die diese Mehrleis- tungen nicht wertschätzen und ein geringwertiges Pro- dukt zu einem niedrigeren Preis bevorzugen würden? 4. Existieren bereits Unternehmen oder Technologien, die Produkte mit geringerer Leistung generieren und Ent- wicklungspotenzial haben? Sollten Sie disruptives Potenzial erkennen, dann ist es höchst relevant, dieses in der Unternehmensstrategie zu berück- sichtigen. Wenn Sie sich unsicher sind, so können Sie auch im Rahmen von sogenannten „Disruption-Workshops“ aus der Brille eines Angreifers die verschiedenen Geschäftsmo- delle identifizieren, die Ihnen das eigene Geschäftsmodell zerstören würden. Überlegen auch Sie, welche Strategie Sie zurzeit verfolgen und ob Sie diese vor dem Hintergrund von disruptiven Innovationen anpassen müssen. Warten Sie nicht zu lange damit! ho · mi2 Sie sind interessiert, bei der Beantwortung der eingangs genannten Fragen unterstützt zu werden? Melden Sie sich gern! Christiane Horst, M.Sc. Wissenschaftliche Mitarbeiterin Business-Transformation FIR an der RWTHAachen Tel.: +49 241 47705-313 E-Mail: Christiane.Horst@fir.rwth-aachen.de
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