UdZPraxis 1-2018
44 UdZ Praxis L aut einer Umfrage des Branchenver- bands Bitkom aus dem Jahr 2016 investierten 69 Pro- zent der befragten Industrieunternehmen vor allem in neue Technologien, um ihre Geschäftsprozesse zu digitalisieren. Ihre Motivation: Kosten senken, die Effizi- enz erhöhen und die Produktivität steigern. Dabei sollte der Blick auch über die Produktionshallen hinaus in die Büroräume der Unternehmen gehen. Denn der Digital Workplace als zentrale Informations- und Arbeitsplatt- form gewinnt immer mehr an Bedeutung und umfasst mehr als nur die Möglichkeit, mit einem Smartphone unterwegs E-Mails abzurufen. Vielmehr geht es darum, ein Informationsmanagement einzurichten, das darauf ausgerichtet ist, Informationen losgelöst von strukturier- ten Quellen wie Dokumenten bereitzustellen. Es bedarf also eines Systems, das die Grenzen zwischen der realen und virtuellen Welt überwindet und eine über- greifende Kommunikation über das Internet der Dinge ermöglicht. Eine Verknüpfung der beiden Welten ist mit einem Object-Management-System (OMS) möglich, in dem beliebig viele oder komplexe reale Objekte virtuell definiert, verwaltet und somit als digitale Informations- quellen genutzt werden. Physische Objekte werden smart Ein OMS ist ein vollständig autonomes, aber anbin- dungsfähiges System, das problemlos in die beste- hende IT-Infrastruktur des Unternehmens integriert werden kann. Die eigentliche Brücke zwischen realer und virtueller Welt wird geschlagen, indem zunächst physische Objekte mit einem Sensor ausgestattet werden. Diese kleinen Bauteile bilden die Basis der Vernetzung, denn sie können in beliebiger Form im Grunde in jedes Objekt eingebaut werden und ma- chen es dadurch erst smart. Die Kommunikation und Interaktion von physischen und virtuellen Objekten kann dann sowohl über die für kleine Datenmengen besonders geeignete und energieeffiziente Long-Ran- ge-Technologie erfolgen als auch über Wi-Fi oder an- dere Internetprotokollverbindungen. Die über die Sensoren gemessenen Daten sind so- wohl faktische Angaben zu den Eigenschaften des physischen Objekts – eine Tasse ist etwa ein zylin- derförmiger, hohler Gegenstand mit Henkel – aber auch zu seinen Funktionen bzw. dem Verhalten. Eine Tasse kann also auch als füllbares Gefäß für verbrennungsfreies Trinken beschrieben werden. Die gesam- melten Daten werden in ein Datacenter weitergeleitet. Hieraus liest das OMS schließlich die wesentlichen Informationen aus und definiert das physische Objekt als virtuelles Objekt. Über Open APIs lässt es sich in einem letzten Schritt mit einer Vielzahl dokument- und prozessverarbeitender Systeme verbinden, etwa mit einer ERP- oder CRM-Software. Verknüpfen mit Dokumenten und Prozessen Man kann beispielweise als Basisoption eine Produktionshalle als virtuelles Ob- jekt definieren und mit konkreten Informationen etwa in Form von Dokumen- ten verknüpfen. Im OMS wird also alles abgelegt, was man über die Immobilie wissen muss. Das können Eigenschaften wie die Anschrift und Quadratmeterzahl sein, aber auch Informationen über den eigentlichen Verwendungszweck, dass die Halle etwa nicht leer steht, sondern – wie Mietverträge, Rechnungen für Maschinen und schriftliche Sicherheitsmaßnahmen zeigen – aktiv für die Produktion von Auto- mobilteilen genutzt wird. Einen Schritt weiter geht man, indem man das Objekt mit konkreten Prozessen in- nerhalb des Unternehmens verknüpft: Ein 3D-Drucker wird in der Produktionshalle mit einem Sensor ausgestattet, der an das OMS die Meldung weitergibt „Patrone des Druckers mit der ID 123 ist leer“. Das System erkennt den Drucker als defi- niertes, virtuelles Objekt und ist wiederum mit einem Case-Management-System oder einer anderen prozessverarbeitenden Lösung des Unternehmens verbunden, sodass hier die flexible Vorgangsbearbeitung im Back-Office gestartet wird. Ange- bunden an die im Unternehmen genutzte ERP-Lösung kann der Drucker beispiels- weise die Information „Meine Patrone ist leer“ eigenständig weitergeben und der zuständige Mitarbeiter erhält den Auftrag, eine neue zu bestellen und einzusetzen. Langfristig kann an ein OMS auch eine M2M-Technologie angeschlossen wer- den. Dann kann sich der 3D-Drucker eigenständig beim Zulieferer melden, um eine Bestellung aufzugeben. Der zentrale Punkt bleibt dabei, dass ein OMS eine semantische Kontextanalyse ermöglicht, um das Wissen über das Objekt zu ver- mehren. Oder anders ausgedrückt: Die Künstliche Intelligenz des Systems sorgt dafür, dass ein bestimmtes Verhalten ausgelesen werden kann. Aufgrund der ge- sammelten Daten beispielsweise ist erkennbar, dass in den Wintermonaten mehr gedruckt wird als im Sommer, für den Zeitraum X also mehr Material benötigt wird. Über die Kontextanalyse des OMS kann somit wirtschaftlich nutzbares Wissen ge- neriert und die angebundenen Prozesse dem Verhalten des intelligenten Objekts angepasst werden. Einfache Integration in bestehende IT-Strukturen Als separate Softwarekomponente kann ein OMS über Open APIs einfach an die bestehende IT-Infrastruktur angebunden werden und sorgt dafür, dass schneller auf die Anfragen der Objekte reagiert wird. Denn – das ist der wichtige Aspekt | Gastbeitrag
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