UdZPraxis 1/2020
22 UdZ Praxis Robuste Wertschöpfungsketten Für die global aufgestellte deutsche Wirtschaft ist es eine doppelte Katastrophe: Noch immer ist kein Ende der Corona-Pandemie in Sicht – und es ist auch nicht davon auszugehen, dass Corona die letzte weltweite Infektionswelle sein wird. Umso wichtiger ist es nun, industrielle Lieferketten gegenüber künftigen externen Schocks abzusichern. Es gilt, mögliche Schäden der Produktionslogistik einzudämmen und für betriebliche Ausweichoptionen zu sorgen. Aber wie soll das konkret geschehen? Viele machen ja gerade die globalisierte Welt und internationale Wertschöpfungsketten für das ganze Ausmaß der Krise verantwortlich. Und ja: Die enge Verzahnung weltumspannender Supply-Chains macht auch abhängig. Nationalisten und Lokalproduzenten mit einer Lieferkette im eigenen Land sehen sich daher momentan als Gewinner. Die Lösung liegt gleichwohl sicher nicht in einer protektionistischen Abschottungsstrategie. Unser Wohlstand baut auf Spezialisierung und einem internationalen Lieferantennetz auf. Die Globalisierung, offene Märkte und die damit verbundene Waren- und Reisefreizügigkeit sind die Ursache des wirt- schaftlichen Erfolgs der vergangenen 50 Jahre und des hohen Lebensstandards, den wir genießen. Ein Zurück in autarke nationale Wirtschaftseinheiten ist weder sinnvoll noch möglich. Sehr wohl aber müssen wir uns auf kommende Krisen und Pandemien besser vorbereiten und die glo- balen Lieferketten optimieren, deren Anfälligkeit uns gerade schmerzlich bewusst wird. Dies ist nicht nur eine volkswirtschaftliche, sondern erst recht eine betriebswirtschaftliche Herausforderung. Viele der aktuellen Krisensymptome werden von den Unternehmen als „Überraschung“ erlebt. Das liegt daran, dass die Coronakrise keinen kontinuierlich verlaufenden Trends folgt, sondern den Charakter von plötzlich auftretenden, nicht vorhersehbaren Strukturbrüchen hat.
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