UdZPraxis 2-2018

62 UdZ Praxis nser erster Eindruck: Mexiko-City im- poniert mit seiner unglaublichen Leben- digkeit. Es ist unerwartet heiß für die Jah- reszeit, aber die Schönheit der Stadt zieht uns in den Bann, sodass wir sie gern auf dem Weg zur Autovermietung ein wenig zu Fuß erkunden. Aus „Komm, wir laufen ein paar Schritte“ wird binnen kürzester Zeit eine Stadtbesichtigung. Über den Hauptplatz Zócalo , die Plaza de la Constitución , blicken wir auf die altehrwürdige Kathedrale Catedral Metropolitana de la Asunción de María , welche mit ihren Türmen weit über die umlie- genden Gebäude der Stadt ragt. Links von uns erstreckt sich der Palacio Nacional : Die roten Son- nenfassaden verdecken den Blick hinein in das Regierungsgebäude. Unser Spaziergang durch die pulsierende Stadt führt uns vorbei am Gran Hotel . Einen kurzen Blick in die atemberaubende Art-Nouveau-In- nenhalle lassen wir uns nicht entgehen; wir sind fasziniert von der prunkvollen Kuppel aus glit- zerndem Buntglas von Tiffanys im Jugendstil der „Belle Epoque“, in diesem Fall aus dem Jahr 1906. Inspiriert durch das historisch bedeutsame Gebäude, zieht es uns in die Altstadt von Mexi- co-City. Wir sehen den Torre Latinoamericana 1 hoch über die umliegenden Gebäude ragen. Im Kontrast zu den historischen Gebäuden der spa- nischen Konquistadoren wird durch den Torre Latinoamericana der Einfluss Nordamerikas deutlich. Dieser spiegelt sich auch im Straßen- bau wider. Die 21,16-Millionen-Stadt, welche zu überfliegen gefühlt eine Stunde Flugzeit in An- spruch nimmt, begegnet dem immensen Auto- mobilverkehr anhand von über der Stadt erbau- ten Schnellverkehrsstraßen. Allerdings bringen Straßen auf mehreren Ebenen logistische Her- ausforderungen mit sich: Diese zeigen sich zum einen durch Komplikationen bei der Navigation mittels Google-Maps, da übereinanderliegende Straßen nicht voneinander differenziert werden können. Zum anderen setzen Straßen, die in Form von riesigen Brücken über die Stadt füh- ren, die Mitführung eines „ Tag Televia “ voraus, welcher als Maut-Zahlungsgerät fungiert. Die- sen als Ausländer zu erhalten und handhaben zu können, kostet mehr Zeit und Nerven als erwar- tet. Nach einigen, eines iterativen Schleifensys- tems ähnelnden Kilometern bis zur Aktivierung des „ Tag Televia “ kann unsere Dienstreise nun endlich beginnen. Wir hoffen, in den kommenden Gesprächen aku- te Herausforderungen der im Automotive-Sek- tor tätigen Unternehmen aufnehmen zu können sowie unser Weiterbildungsprogramm ‚ E-Mas ‘ vorstellen zu können. So machen wir uns auf, quer durch den mittleren Süden von Mexiko-City über El Salto, Saltillo, Querétaro nach Puebla und zurück nach Mexiko-City. Auf der langen Fahrt erhalten wir interessante Einblicke in die Schwierigkeiten und Bewältigungsansätze inter- nationaler Unternehmen im mexikanischen Automotive-Sektor. Das anhaltende Wachstum des Automotive-Sek- tors in Mexiko trieb den Bau neuer Werke wäh- rend der letzten Jahre voran. Neben etablierten „Hot Spots“ der Automobilindustrie in Querétaro und Puebla, nördlich und südlich von Mexiko-Ci- ty, sind wir erstaunt darüber, in ländlicheren Ge- bieten hochmoderne Industrie-Parks im Aufbau zu entdecken. Auch überrascht uns die Anzahl immenser Automobil-Cluster, welche sich in den letzten Jahren vermehrt zwischen den und au- ßerhalb der Automotive-„Hot-Spots“ inmitten brachen Bauernlandes ansiedeln. Das System der Cluster fasziniert uns ungemein: Riesige Gelände, besiedelt von unterschiedlichen Unternehmen des Automotive-Sektors, ragen mitten aus dem Nichts der weitläufigen und großteils unbewohn- ten Landschaft Südmexikos empor. In unseren Gesprächen mit den Verantwortlichen für die Aus- und Weiterbildung der Unternehmen erfahren wir, dass der Standort der Werke ent- scheidend ist für das Ausmaß und die Form der dort auftretenden Probleme. Ausschlaggebend sind das Alter des Standortes, die vor Ort verfüg- 1 Torre Latinoamericana: Ein Wolkenkratzer mit 44 Stockwerken und einer Gesamthöhe von 182 Metern, der äußerlich dem Empire State Building ähnelt.

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