UdZPraxis 2/2019

26 UdZ Praxis exiko, das Land, das sich vermutlich als erstes Land Lateinamerikas auch nach westli- chen Maßstäben Industrienation nennen kann, verfügt über einen der am schnellsten wachsen- den Automotive-Sektoren in der Welt. Experten gehen davon aus, dass bereits im kommenden Jahr mehr Autos in Mexiko als in Deutschland produziert werden. Wesentlicher Treiber die- ser Entwicklung ist die Region Bajío, bestehend aus den Bundesstaaten Guanajuato, Querétaro, Aguascalientes, Jalisco, Michoacán und San Luis Potosí – hier schießen neue Automobil- und Zu- lieferwerke wie sonst Kakteen aus dem mexika- nischen Boden. Aktuell sind in der Region Bajío viele der größten Automobilhersteller und -zulie- ferer ansässig und die Region ist eines der größ- ten Produktionszentren weltweit. Unternehmen wie BMW, Toyota, Nissan, Bosch, Continental, Hella und Schaeffler investierten immense Beträge in den Aufbau ihrer Werke in dieser Region. So hat z. B. die BMW Group mehr als eine Milliarde US-Dollar für das neue Werk in San Luis Potosí, in dem vor allem die BMW-3er-Serie gebaut wird, aufgewendet. Mit einer ähnlichen Investitions- summe ist bei dem gerade entstehenden Werk von Toyota in Apaseo el Grande zu rechnen. Gleichzeitig entsteht im Umfeld eine Vielzahl von Werken der Automobilzulieferindustrie. Durch das enorme Wachstum, das nicht einmal durch die unverhohlenen Drohungen in Bezug auf Importzölle des immer unberechenbarer agieren- den Nachbarn Vereinigte Staaten gebremst wur- de, ergibt sichgerade inBajíonicht nur einenormer Bedarf im Bereich der Kompetenzentwicklung, sondern auch an Vernetzung zwischen den Unter- nehmen, Weiterbildungsanbietern und staatlichen Institutionen. Genau an dieser Stelle setzt unser E-Mas-Partnernetzwerkan,dasanWeiterbildungin- teressierteUnternehmendesAutomotive-Sektors, Anbieter von Weiterbildung und auch staatliche Institutionen bis hin zu den Wirtschaftsministe- rien von Bundesstaaten miteinander verbindet. Neben regelmäßigen Informationen über die Ent- wicklungen im mexikanischen Automotive-Sektor, Workshops und Absolventenaustausch bietet das E-Mas-Partnernetzwerk auch regelmäßige Konfe- renzen zu hochrelevanten und aktuellen Themen. Trotz unserer umfangreichen Vorerfahrungen bei der Organisation von Konferenzen im natio- nalen Kontext betraten wir gemeinsammit unse- ren Konsortialpartnern Neuland mit der I. inter- nationalen E-Mas-Konferenz in Léon zum Thema „Der Weg zur Industrie 4.0 – Kompetenzent- wicklung für den Wandel im mexikanischen Au- tomotive-Sektor“. Auch mit der hervorragenden Unterstützung durch lokale Mitveranstalter wie der Deutsch-Mexikanischen Industrie- und Han- delskammer (CAMEXA), PEM Consulting Mexico S.A. de C.V. und KIT HUB S.C. sahen wir uns mit einigen sehr Mexiko- oder Lateinamerika-spezi- fischen Herausforderungen konfrontiert. Dabei manifestierte sich beispielsweise sehr deutlich vor allem ein kultureller Unterschied – nämlich ein völlig unterschiedliches Zeitverständnis in Bezug auf angemessene Planungshorizonte. Dies zeigte sich beim Einholen von Angeboten für Catering und Abendveranstaltung genauso wie im Verhalten bezüglich der Anmeldungen. In Mexiko kann sich offenbar niemand wirklich vorstellen, eine Konferenz so frühzeitig zu orga- nisieren wie in Deutschland üblich, sich fristge- recht anzumelden oder sich verbindlich an Ab- sprachen zu halten. So musste z. B. nach langem Hin und Her die Abendveranstaltung drei Tage vor der Konfe- renz in andere Räumlichkeiten verlegt werden. Ursächlich hierfür waren spezielle Zahlungsmo- dalitäten und die Sorge vor etwaiger Ruhestö- rung. In Mexiko ist es nämlich üblich, dass der Gesamtbetrag für eine solche Dienstleistung im Voraus bezahlt wird, was aber zu einem enor- men Problem führte, da wir üblicherweise nicht 1 s. Becerril 2018 2 s. Juárez 2019 3 s. González 2017

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