UdZForschung 1/2020

34 UdZForschung – Unternehmen der Zukunft 1/2020 FIR-Forschungsprojekte – Leitthema: Gesellschaft & Digitalisierung Projekt: INEDIT Weiterentwicklung der europäischen industriellen Zusammenarbeit in der Möbelindustrie Gestaltung eines nachhaltigen Geschäftsmodells für Co-Creation-Ökosysteme DieMöbelbrancheerlebtderzeiteinenWandel imWerteverständnisderKunden:DerBesitzvonMöbelnallein stiftet für vieleKundenkeinenWertmehr, erst dieErfüllung individueller Bedürfnisseundgesellschaftlicher AspektewienachhaltigeProdukte stiftet hohenKundennutzen. EineLösungzur Berücksichtigung individu- eller Bedürfnisse und höherer Nachhaltigkeit ist, den Kunden schon beimDesign der Möbel als Partner auf Augenhöhezu integrieren. DasProjekt ‚INEDIT‘ hat zumZiel, durchden„Do-it-together“-Ansatzundmithilfe einer digitalen Plattform eine enge Kooperation zwischen Kunden und Möbelherstellern zu entwickeln. Mit transaktionalen Geschäftsmodellen, die auf dem einmaligen Verkauf des Möbelstücks aufbauen, kann dieser Ansatz jedoch nicht umgesetzt werden, sodass neue Geschäftsmodelle entwickelt werdenmüssen. Dazu wird im Folgenden ein Vorgehen zur Entwicklung kollaborativer und nachhaltiger Geschäftsmodelle vorgestellt. Das Projektwird imRahmendes „Horizon-2020-Arbeitsprogramms für Forschung& Innovation 2018 – 2020“ der Europäischen Union mit ca. 6 Millionen Euro gefördert. ange Zeit wurde der Wer t von Möbeln für den Endkunden vor allem mit dem Produkt selbst in Verbindung gebracht. Angetrieben durch die Digitalisierung und den damit ver- bundenen Wandel gesellschaftlicher Anforderungen ändert sich jedoch auch das Werteverständnis der Kunden. Das Resultat der Nutzung der Produkte, also die Erfüllung individueller Anforderungen, wie beispielsweise Möbel ohne gefähr- liche Kanten für blinde Menschen sowie Aspekte wie Nachhaltigkeit, rücken stärker in den Kundenfokus. Demgemäß muss das Leistungsangebot um indivi- dualisierte Services und Leistungen er- weitert werden. Um diese individuellen Anforderungen als Produzent und/oder Designer besser zu verstehen und zu adressieren, müssen die Kunden bereits an der Entwicklung der Möbel beteiligt werden. Hierzu müssen jedoch in der bisher vor allem durchMassenproduktion gepr äg ten Br anche neua r t ige Ge - schäf tsmodelle entwickelt werden, damit sowohl Kunden als auch neue Stakeholder in die Produktgestaltung integriert werden können. In dem ge- L meinsam mit 13 Partnern aus 8 Ländern durchgeführten EU-Projekt ‚INEDIT‘ wird hierzu ein sogenannter „Do-it-together“- Ansatz entwickelt, der dazu dienen soll, in einem Co-Creation-Prozess die Kunden, Dienstleister zur Kundenunterstützung (Designer und Handwerker) und Möbel- hersteller zu befähigen, mithilfe einer digitalen Plattform auf Augenhöhe mit- einander individualisierte und nachhaltige Möbel zu entwickeln. Bisher sind bereits Plattformen vor- handen, über die die Kunden ihre Kreativität in die Produktentwicklung einfließen lassen können. Auf diesen Plattformen ist es jedoch nicht mög- lich, individualisierte und gleichzeitig bezahlbare Möbel zu entwickeln. Die Geschäftsmodelle der Plattformen sind entweder stark auf Kunden und deren Kreativität ausgerichtet oder durch Hersteller oder Herstellernetzwerke dominier t. In beiden Fällen werden nicht alle Stakeholder auf Augenhöhe miteinander verknüpft. Innerhalb der kundenorientierten Plattformen kann zwar das Kreativitätspotenzial der Kunden entfaltet werden, doch fehlt es hier an Produktionskompetenz, wodurch lediglich leicht zu fertigende Produkte (beispielsweise ein Design-Futternapf für Haustiere) entwickelt werden kön- nen, aber keine produktionstechnisch anspruchsvollen Möbel. Innerhalb der produktionsorientierten Plattformen ist tiefe Produktionskompetenz vor- handen, doch die Kunden agieren hier nicht als gleichberechtigte Par tner, sodass deren Kreativitätspotenzial nicht entfaltet wird (s. Bild 1, S. 35). Die Geschäftsmodelle der bereits be- stehenden Plattform-Ökosysteme ver- einen nicht beide Vor teile, da eine Verbindung der Kunden und Hersteller als gleichwertige Partner in einem Co- Creation-Prozess fehlt. Diese Verbindung wird im Projekt ‚INEDIT‘ durch eine Kollaborationsplattform, innovativeTools (beispielsweise Virtual-Reality-Unter- stützung beim Möbeldesign), Design- Coaches, Handwerker und lokale Kollabo- rationswerkstätten geschaffen. Demzufolge besteht in diesem Projekt die Aufgabe des FIR darin, ein Vorgehen

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