FIR-Jahrbuch 2022

80 / Leadership und Lernkultur Eine zentrale Zukunftsaufgabe für Unternehmen beim Wandel der Arbeitswelt stellt branchenübergreifend das Thema ‚Führung und Leadership‘ dar. Führung ist in neuen und digitalisierten Arbeitswelten in Zeiten von „New Work“ zudem selbst einem permanenten Wandel unterworfen und von der Suche nach neuen Führungskonzepten und der Identifikation zukunftsfähiger, Smarter bzw. pluraler Führungs- und Organisationsformen geprägt. Dabei entscheidet der Führungsstil maßgeblich darüber, wie agil, resilient und (digital) kollaborativ Unternehmen ausgerichtet sind. Zudem hat er Einfluss darauf, ob Lernpotenziale von Beschäftigten nachhaltig ausgeschöpft werden und ob sich Unternehmen angesichts technologiegetriebener Umbrüche rechtzeitig wandeln können. So sind Führungskräfte in neuen Arbeitswelten stärker gefordert, über räumliche Distanzen hinweg und digital vermittelt die Rolle des proaktiven Gestalters und Lerncoaches einzunehmen. Führung geht so häufig über die klassische „direktive Ansage“ hinaus und umfasst vermehrt Aspekte wie Resonanz, emotionale Intelligenz, Mitgefühl und das Vorgeben von Entwicklungsrichtungen in sich selbst steuernden (virtuellen) Teams. Dabei gilt es für Führungskräfte, eine offene Lernkultur zu etablieren, verstärkt die zukünftigen Kompetenzanforderungen und -potenziale der Mitarbeitenden zu berücksichtigen und dafür eine entsprechende Kultur zu schaffen. Diese tiefgreifenden Transformationen erfordern bei Führungskräften entsprechende Kompetenzen. Gesundheit und Resilienz Insbesondere vor dem Hintergrund einer agilen Arbeitswelt gelten Mitarbeitende als das wichtigste Leistungspotenzial für ein Unternehmen, da ihre Motivation und Leistungsbereitschaft ausschlaggebend für den Unternehmenserfolg sind. Eine wesentliche Rolle spielt dabei die Gesundheit der Beschäftigten, welche von den Arbeitsbedingungen positiv wie negativ beeinflusst werden kann. Studien verweisen diesbezüglich auf ein hohes Maß an psychischer Beanspruchung der Berufstätigen aufgrund hoher Arbeitsintensität, geringen Tätigkeitsspielraums, mangelnder sozialer Unterstützung sowie Arbeitsunterbrechungen und verzeichnen einen kontinuierlichen Anstieg der psychisch bedingten Arbeitsunfähigkeitstage. Zudem trägt die optimale Gestaltung von lebensphasenorientierten Karrierewegen zur Befriedigung der Bedürfnisse individueller Mitarbeitender und so zum Erhalt der Leistungsfähigkeit und Motivation bei. In diesen Kontexten rücken die betriebliche Gesundheitsförderung der Mitarbeitenden und die Durchführung von Gefährdungsbeurteilungen kontinuierlich in den Fokus der Wissenschaft und Praxis. Immer mehr Prominenz gewinnt in diesem Zusammenhang auch das Thema Resilienz als Schutzfaktor für die Gesundheit, der die psychische Widerstandsfähigkeit gegenüber Belastungen umfasst und als trainierbares Konstrukt angesehen wird. Kommunikation und Kollaboration Der effiziente Austausch innerhalb von Teams trägt zum einen zur erfolgreichen Lösung von Aufgaben bei, zum anderen bildet er die Grundlage für die Weitergabe von Information, Erfahrungen und Wissen. Das macht ihn zu einer der wichtigsten Lernmöglichkeiten für Beschäftigte. Zwar zeigen die letzten zwei Jahre deutlich, dass Home-Office und -Study positive Aspekte für die zeitliche und lokale Flexibilität mit sich bringen, gleichzeitig aber Risikofaktoren für den Gruppenzusammenhalt durch den Wegfall des unmittelbaren sozialen Austauschs entstehen. Für Unternehmen ist es daher wichtig, die effiziente Kollaboration und Kommunikation ihrer Beschäftigten nicht nur zu ermöglichen, sondern zu fördern. Dazu benötigen die Beschäftigten genügend Möglichkeiten und Räume. Darüber hinaus müssen die digitalen Lösungen so gewählt werden, dass die Beschäftigten motiviert sind, miteinander über Distanzen hinweg zu kollaborieren. Arbeitsnahes Lernen und lernförderliche Arbeitsgestaltung Der Erfolg von Aus- und Weiterbildungsformaten hängt stark davon ab, wie sehr ihre Inhalte auf die Realbedingungen des Arbeitsalltags abgestimmt sind. Es wird jedoch immer wieder deutlich, dass sich Lehr- und Lerninhalte oft nur auf theoreti-

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