FIR-Jahrbuch 2022

Jahrbuch 2022

© 2023 FIR e. V. an der RWTH Aachen Campus-Boulevard 55 · 52074 Aachen E-Mail: info@fir.rwth-aachen.de Internet: fir.rwth-aachen.de Herausgeber Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Wirt. Ing. Günther Schuh, Direktor des FIR e. V. an der RWTH Aachen Prof. Dr.-Ing. Wolgang Boos, Geschäftsführer des FIR e. V. an der RWTH Aachen Bildnachweise Titelbild: © Murrstock – stock.adobe.com; S. 4, S. 116: © vege – stock.adobe.com; S. 6: © flashmovie – stock.adobe.com; S. 12: © STYLER; S. 14: © shutterstock; S. 18: © greenbutterfly – stock.adobe.com; S. 22: © varflolomey – stock.adobe.com; S. 30: © peshkov – stock.adobe.com; S. 34 l., S. 160: © Sikov – stock.adobe.com; S. 34 r.: © industrieblick – stock.adobe. com; S. 35 l., S. 36 l.: © alphaspirit – stock.adobe.com; S. 35 l.: © Minerva Studio – stock.adobe.com; S. 35 r.: Gorodenkoff; Productions OU – adobestock.com; S. 36 r.: © Anna Berkut – stock.adobe.com; S. 42/43, S. 59, S. 158/159: © Kingline – stock.adobe.com; S. 60: © Sergio Donà – stock.adobe.com; S. 62, S. 65: © sdecoret – stock.adobe.com; S. 66, S. 70, S. 74: © zapp2photo – stock.adobe.com; S. 69: © Theerapong – stock.adobe.com; S. 77: © Mimi Potter – stock. adobe.com; S. 82: © fotomek – stock.adobe.com; S. 84: © helmutvogler – stock.adobe.com; S: 91, S. 94/95: © kras99 – stock.adobe.com; S. 86: © Govert Nieuwland – stock.adobe.com; S. 100: © chombosan – stock.adobe.com; S. 118: © Grecaud Paul – stock.adobe.com; S. 122: © oatawa – stock.adobe.com; S. 131: © TippaPatt – stock.adobe.com; S. 132: © Julien Eichinger – stock.adobe.com; S. 146: © denisismagilov – stock.adobe.com; S. 148: © 2019 JOSEP SURIA – stock. adobe.com; S. 148: © Marinko – stock.adobe.com; S. 156: © Coloures-pic – stock.adobe.com; alle anderen Bilder: © FIR Für die inhaltliche Richtigkeit der Texte unserer Partner übernimmt der FIR e. V. an der RWTH Aachen keine Haftung. Impressum

Vorwort .................................................................... 4 Ihre Ansprechpartner:innen am FIR ........................ 160 Inhalt / 3 35 60 Forschung am FIR Business-Transformation ............... 62 Dienstleistungsmanagement ......... 66 Informationsmanagement ............. 70 Produktionsmanagement............... 74 Smart Work .................................. 78 Forschungsprojekte ...................... 82 EU-Aktivitäten des FIR .................... 118 356 Das FIR im Profil Das FIR-Businessmodell ................... 8 Promotionen.................................... 9 Veranstaltungen ........................... 13 35 Unsere Netzwerke Aachener Institutsverbund........... 123 Mitgliedschaft & Forschungskooperationen ............ 124 Internationales Forschungsnetzwerk .. 128 Partner ........................................... 129 Die FIR-Solution-Group ............... 133 Der FIR-Alumni e. V. ....................... 147 Female@FIR ................................ 149 3548 Der FIR e. V. Mitglieder des FIR e. V. ................... 50 Präsidium........................................ 55 Forschungsbeirat ............................ 57 35 150 Cluster Smart Logistik auf dem RWTH Aachen Campus Center im Cluster Smart Logistik .... 153 122 Industrielle Auftragsforschung Industrieprojekte ......................... 157 Konsortialbenchmarkings & Innovationsprojekte ..................... 158 156

4 / 2022 – was für ein Jahr! Die Pandemie so gut wie überwunden, sind wir doch alle entsetzt über den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, auf dessen baldiges Ende wir hoffen. Auch der fortschreitende Klimawandel und die damit zusammenhängenden Wetterextreme geben kaum Grund zum Blick in eine unbeschwerte Zukunft. Dennoch gehört es zu unserem gesellschaftlichen Auftrag, in die Zukunft zu schauen und in unserem Aufgabengebiet – Organisationsforschung und Unternehmens-IT – zur Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen beizutragen. Seit Gründung des FIR im Jahr 1953 hat sich daran nichts geändert, die dazu gehörenden Inhalte jedoch massiv. Das alles überstrahlende Thema ist die Nachhaltigkeit. Sie ist nicht mehr nur ein Megatrend, sondern von maßgeblicher Relevanz für Wirtschaft, Gesellschaft und Politik. Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft sind entscheidende Enabler der Nachhaltigkeit. Deshalb konzentrieren wir uns auf die Erforschung der verschiedenen Anwendungsfelder und forcieren Innovationen mit Methoden und Lösungen auf allen Ebenen: ökonomisch, sozial und ökologisch. In dem im Jahr 2022 gestarteten Forschungsprojekt ‚COPPA‘ arbeiten wir mit Partnern an der Entwicklung einer offenen, skalierbaren Kollaborationsplattform (Open Circular Collaboration Platform) für die Lebensmittel-Verpackungsindustrie. Ziel ist eine lückenlose Vernetzung aller am Wertschöpfungsprozess Beteiligten. Einen Beitrag zu Klimaschutz und Arbeitsqualität leisten wir auch im Projekt ‚STAFFEL‘. Hier entwickeln wir praxistaugliche Lösungen für einen flexiblen, CO2-armen Straßengüterverkehr, der darüber hinaus auch die Arbeitsbedingungen für die LKW-Fahrer:innen verbessert. Neben diesen und weiteren Forschungsprojekten bestimmt der Transfer von Wissen und Erfahrungen in die Wirtschaft einen großen Teil unserer Aktivitäten. Um Unternehmen dabei zu unterstützen, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, gründeten wir Anfang 2022 unter anderem das Competence-Center Green Services. Anlässlich des ‚Aachener Business Transformation Summit‘ im Mai thematisierten wir die „Industrial Sustainability“ und veröffentlichten das gleichnamige Whitepaper unter dem Aspekt eines integrierten Managements für eine nachhaltige Organisation. Unsere internationale Fachtagung ‚CDO – Convention on Digital Opportunities‘ stellten wir unter das Motto „Digital Sustainability in the Era of Uncertainty“ und gaben damit Impulse für die Weiterentwicklung von Unternehmen in Zeiten von Krisen, Rohstoffengpässen und Zusammenbrüchen von Lieferketten. Mit dem Aachener Dienstleistungsforum setzten wir die Reise für Unternehmen vom Produzenten zum Lösungsanbieter fort; wir erweitern stetig unser Wissen im Kontext von Subscription-Geschäftsmodellen, die als die nachhaltigsten Business-Modelle überhaupt gelten. Auf dem ‚CBA – Congress on Business Applications‘ teilten wir gemeinsam mit weiteren Expert:innen unser Wissen darüber, wie Unternehmen mit integrierten Business- Applications interne Abläufe optimieren, in Wertschöpfungsnetzwerken kooperieren und neue Geschäftsfelder erschließen. Liebe Leserinnen, liebe Leser,

/ 5 Die Digitalisierung verändert unser aller Arbeitswelt massiv und kontinuierlich. Sie fordert von den Beteiligten häufig völlig neue Fähigkeiten. Deshalb widmen wir uns im Dreieck „Mensch – Technik – Organisation“ der Kompetenzentwicklung in Verbindung mit neuen Technologien sowie den Anforderungen an veränderte Organisations- strukturen. Um den steigenden Bedarf an flexiblen, Intelligenten Lösungen für die Arbeitsgestaltung und das Kompetenzmanagement im Wandel der Arbeitswelt 4.0 noch stärker zu adressieren, haben wir aus der Business-Development-Group Smart Work jetzt einen eigenständigen Forschungsbereich geformt. Im August 2022 reüssierte dieser mit seiner ersten eigenständigen Konferenz ‚Smart Work – Führen und Lernen in der digitalisierten Arbeitswelt‘. Wie strukturiert wir all diese und weitere Themen angehen, zeigt der FIR-Navigator. Das neue Online-Tool bietet einen übersichtlichen Zugang zu Wissen über Transformationstreiber und relevante Trends mit Blick auf Organisationen. Entlang einzelner Themenfelder matcht der FIR-Navigator (fir-navigator.fir.de) unser Leistungsspektrum mit maßgebenden Zukunftsthemen. An den Knotenpunkten liefert er Kurzdefinitionen, Referenzen, Veröffentlichungen, Qualifikationsangebote und Veranstaltungen. Neben den zahlreichen konkreten Projekten haben wir auch eine Reihe relevanter Initiativen gestartet, so gingen wir Anfang des Jahres mit dem FIR-Forum online. Die webbasierte Kommunikations- und Informationsplattform richtet sich exklusiv an die Mitglieder des FIR e. V. und des FIR-Alumni e. V. Mit vielen Angeboten und einem Community-Bereich lässt uns das FIR-Forum in unseren Netzwerken noch stärker zusammenrücken und intensiviert den Dialog mit unseren Mitgliedern. Ein weiteres Netzwerk riefen wir 2022 mit ‚female@FIR‘ ins Leben. Es ist Forum und Anlaufstelle für alle Fragen zur Chancengleichheit von Frauen in wissenschaftlichen Berufen. Aktuelle und ehemalige Mitarbeiterinnen des FIR engagieren sich im Austausch mit den Instituten und Unternehmen auf dem RWTH Aachen Campus dafür, strukturelle Ungleichheiten auf vertrauensvoller Basis zu identifizieren und zu überwinden. Gleichzeitig fördert dieses Netzwerk die Attraktivität des FIR als Arbeitgeber. Apropos attraktiver Arbeitgeber: Erste Voraussetzung für die Gewinnung neuer Mitabeiter:innen ist es, bekannt zu sein. Aus diesem Grund entwickelten wir unsere ‚Be a FIRst Mover‘- Kampagne und rücken mit ihr das FIR seit Juni als Arbeitgeber in den Blickpunkt von Studierenden des Ingenieur- oder Wirtschaftsingenieurwesens. Überall dort, wo sich die Studierenden bewegen, sorgen magentafarbene Werbemedien für mehr Bekanntheit, Reichweite und Attraktivität. Besonders freuen wir uns auch über den Erfolg der EU-Practice, eine bereichsübergreifende Arbeitsgruppe, die EU-weite Projekte initiiert, koordiniert und managt. Aus insgesamt neun gestellten Anträgen erzielte die Gruppe enorme sechs Bewilligungen. Eine fabelhafte Leistung, die auf einem systemischen Angang und viel Herzblut aller Beteiligten basiert. Genauso begeistert sind wir über die Verlängerung des Competence Centers 5G.NRW (CC5G.NRW). Das Land Nordrhein-Westfalen fördert das Projekt weitere drei Jahre mit einem Förderbetrag von rund 2,8 Mio. Euro. Professor Andreas Pinkwart, damals Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen, überreichte die Förderbescheide im Rahmen eines Besuchs am FIR. Als ehemaliger Geschäftsführer erfüllt mich die Entwicklung des FIR und die positive Resonanz aus Wirtschaft und Industrie mit Stolz – ich sage Danke an das gesamte FIR-Team. Auch 2022 schrieb das FIR seine Erfolgsgeschichte weiter fort. Gerne blicken wir darauf zurück – auch oder vor allem, weil damit meine Zeit als Geschäftsführer des FIR zu Ende geht. Nach 26 wunderbaren Jahren übergebe ich den Staffelstab nun an meinen Kollegen Professor Wolfgang Boos. Ich kenne und schätze ihn seit vielen Jahren, in denen wir bereits eng und vertrauensvoll zusammenarbeiteten. Bei ihm wird das FIR in besten Händen sein. In seinem neuen Amt wünsche ich ihm viel Erfolg sowie das nötige Quäntchen Glück. Ich selbst bleibe dem FIR als Mitglied des Präsidiums weiterhin eng verbunden und freue mich darauf, dass sich unsere Wege auch weiterhin kreuzen werden. Herzliche Grüße Prof. Dr.-Ing. Volker Stich Geschäftsführer des FIR e. V. bis Dezember 2022 Vorwort

6 / Das FIR im Profil

/ 7 Das FIR ist eine gemeinnützige, branchenübergreifende Forschungseinrichtung an der RWTH Aachen auf dem Gebiet der Betriebsorganisation, Informationslogistik und Unternehmens-IT. Das Institut forscht, qualifiziert, lehrt und begleitet in den Bereichen Business Transformation, Dienstleistungsmanagement, Informationsmanagement, Produktionsmanagement und Smart Work. Mit der Erforschung, der Entwicklung und dem Transfer innovativer Lösungen leistet das FIR einen Beitrag zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. Dies erfolgt in der geeigneten Infrastruktur des Clusters Smart Logistik zur experimentellen Organisationsforschung methodisch fundiert, wissenschaftlich rigoros und unter direkter Beteiligung von Experten aus der Wirtschaft. Im Zentrum unserer Betrachtung liegen konkrete industrielle Anwendungsfälle. Unser Motto ist: „How to close the gap between science and industry“, wie wir anschaulich auf S. 8 verdeutlichen. Das FIR ist clusterleitendes Institut des Clusters Smart Logistik auf dem RWTH Aachen Campus. Das FIR gibt hier den inhaltlichen Rahmen vor und treibt die Entwicklung des Clusters weiter voran. Mit dem Cluster Smart Logistik ermöglicht das FIR eine bisher einzigartige Form der Zusammenarbeit zwischen Vertretern aus Forschung und Industrie. Zur Stärkung des Standorts NRW unterstützt das FIR als Gründungsmitglied der JRF- Forschungsgemeinschaft zudem die Forschungsstrategie des Landes. Als anwendungsorientiertes Forschungsinstitut engagiert sich das FIR als eines von bundesweit 73 Instituten zudem in der Zuse-Gemeinschaft. » fir.rwth-aachen.de » fir-navigator.fir.de / 7 FIR – das ist Forschung. Innovation. Realisierung.

8 / Anfrage, Klärung Das FIR-Business-Modell schließt den Zyklus zwischen Forschung und Industrie FORSCHUNG INDUSTRIELLE ANWENDUNG Antragstellung Problemidentifikation Ergebnisverbreitung Erfahrungsaustausch Bearbeitung Aufbereiten von Lösungen für industrielle Anwendungen Erkennen relevanter Probleme der Industrie Forschungsidee Bearbeitung vermarktung Anfrage, Klärung Angebot Qualifikation, Weiterbildung Methoden, Modelle, Vorgehensweisen, Demonstratoren Konferenzen, Workshops Studien, Standards, Publikation Transfer und Verwertung KompetenzAbschluss, Relevanz Das FIR-Businessmodell – „How to close the Gap between Science & Industry“ Das FIR-Businessmodell gibt den für unser Haus typischen Kreislauf aus Leistungen der Forschung und Erfolgen aus der Praxis wieder. In Forschungsprojekten werden Problemstellungen vorwettbewerblich bearbeitet und gelöst, die im Rahmen der industriellen Auftragsforschung als wiederkehrende, strukturbasierte Probleme identifiziert wurden. Die erarbeiteten Forschungsergebnisse kommen anschließend wieder unseren Praxispartnern zugute. Das in diesem Wechselspiel generierte Wissen wird der Öffentlichkeit in Form von Veranstaltungen, Weiterbildungsangeboten, praktischen Hilfsmitteln und Standards zur Verfügung gestellt. Den Transfer forcieren wir durch unser Engagement im Cluster Smart Logistik.

/ 9 Promotionen 2022 – Karriere unterstützen und begleiten Das FIR begleitet seine Wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen während der gesamten Promotionszeit. Die Besonderheit der Promotion am FIR besteht in der Praxisorientierung. Neben der Ausbildung mit hohem wissenschaftlichen Anspruch erhalten FIR-Mitarbeiter:innen die Chance, berufliche Tätigkeiten in einem modernen praxisbezogenen Institut auszuüben. Zusätzlich zu den wissenschaftlichen Kenntnissen erwerben sie so praktisches Know-how. Das Thema der Promotion richtet sich nach dem jeweiligen Schwerpunktthema der Promovierenden und der Bereiche. » promotion.fir.de Ernst-August Stehr Dissertationsschrift: noch nicht erschienen Vortrag: Eine neue Softwarearchitektur für produzierende Unternehmen (02.05.2022) Dr.-Ing. Markus Fischer Dissertationsschrift: Implementierung von Manufacturing Execution Systems basierend auf Industrie-4.0-Reifegradmodellen (erschienen 22.03.2022) Vortrag: Event-based Value Stream Mapping: Ablösung der klassischen Wertstromanalyse durch object-centric Process Mining? (11.01.2022) Dr.-Ing. Svenja Julia Scholz Dissertationsschrift: Bewertungsmetrik leistungsbestimmender Faktoren von Supply-Chains in Industriebetrieben (erschienen 11.04.2022) Vortrag: Resiliente Supply-Chains - Nutzung von Stamm- und Bewegungsdaten zur Risikobewertung von Produktionsausfällen (19.01.2022) Das FIR im Profil > Promotionen Dr.-Ing. Rafael Frank Götzen Dissertationsschrift: Ordnungsrahmen für die softwarebasierte Automatisierung administrativer Prozesse (erschienen 25.08.2022) Vortrag: Gestaltung von Business-Ecosystems für zirkuläre Wertschöpfungssysteme in der produzierenden Industrie (20.07.2022)

10 / Dr.-Ing. Thies Bach Dissertationsschrift: Gestaltungsmodell zur lernunterstützenden Erweiterung von Produktionsplanungs- und -steuerungssystemen (erschienen 14.12.2022) Vortrag: Digitaler Schatten für die interne Instandhaltung (28.09.2022) Dr.-Ing. Maximilian Schacht Dissertationsschrift: Digitaler Schatten der Kundeninteraktionen produzierender Unternehmen (erschienen 09.01.2023) Vortrag: Fähigkeiten zur Monetarisierung digitaler Produkte – was müssen Unternehmen können? (02.11.2022)

/ 11 Dr.-Ing. Florian Defèr Dissertationsschrift: Datenbasierte zuverlässigkeitsorientierte Instandhaltung von Produktionsanlagen (erschienen 09.01.2023) Vortrag: Vom Instandhalter zum Manager der Kreislaufwirtschaft (07.12.2022) Das FIR im Profil > Promotionen

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/ 13 Eine der zentralen Aufgaben unseres Hauses besteht darin, die Ergebnisse unserer Forschungsarbeiten sach- und zielgruppengerecht aufzubereiten und der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Dieser systematische Wissenstransfer erfolgt in Form von regelmäßig stattfindenden Arbeitskreisen, Workshops, Fach- und Lehrveranstaltungen sowie zahlreichen Buch- und Zeitschriftenpublikationen. Neben unseren Hauptveranstaltungen – Aachener Dienstleistungsforum (s. S. 14ff.), Aachener Business Transformation Summit (s. S. 18ff.), CBA Aachen (s. S. 22ff.), Konferenz „Smart Work“ (s. S. 26ff.) und CDO Aachen (s. S. 30ff.) – fanden 2022 auch zahlreiche RWTH-Zertifikatskurse (s. S. 34ff.), Online-Seminare (s. S. 38), Aachener Seminare (s. S. 39), Arbeitskreisen & Roundtables (s. S. 40ff.), Vorlesungen (s. S. 45) sowie Veranstaltungen mit FIR-Beteiligung (s. S. 46f.) statt. » veranstaltungsuebersicht.fir.de Veranstaltungen – Wissen erwerben, Kontakte knüpfen

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/ 15 Rund 400 Teilnehmer:innen verfolgten am 16.03.2022 im Livestream das 25. Aachener Dienstleistungsforum, ausgerichtet vom FIR an der RWTH Aachen und dem Center Smart Services. Unter dem Motto „Subscription-Journey – Erfolgreich vom Produkt- zum digitalen Lösungsanbieter“ nahmen Expert:innen aus Forschung und Wirtschaft die Teilnehmer:innen mit auf die Reise durch die drei zentralen Entwicklungsstufen Service-Excellence, Digitale Produkte und Subscription. Sie teilten ihre Erfahrungen sowie Best Practices mit dem interessierten und fragefreudigen Publikum, gaben Empfehlungen und diskutierten zu aktuellen Herausforderungen. Unternehmenspitches der Exclusive-Partner komplettierten das Programm mit Informationen zu ihren Produkten und Lösungen. Lennard Holst, Bereichsleiter Dienstleistungsmanagement am FIR an der RWTH Aachen und Maximilian Schacht, Leiter Center Smart Services, eröffneten den Tag mit einer Reise in die Zeit der ersten industriellen Revolution. Schon zu Zeiten der Dampfmaschine verbreiteten sich industrielle Services, etwa die systematische Wartung, und nutzenorientierte As-a-ServiceModelle hielten Einzug. So schuf James Watt Akzeptanz für die Ablösung der bis dahin im Bergbau eingesetzten Pferde mit dem Versprechen, dass der Betrieb einer Dampfmaschine bei gleicher Leistung deutlich günstiger sei als das Futter für die Pferde. Das Prinzip, den Kunden zu verstehen und eine Lösung für sein Anliegen zu finden, ist auch heute noch Kern des Service und zentraler Diskussionspunkt der Fachveranstaltung. Was dies für einzelne Unternehmen bedeutet und wie sie ihren Service zukunftsfähig aufstellen, stand im Fokus des Themenfelds „Service-Excellence“. Auf dem Weg zum digitalen Lösungsanbieter gilt die Service-Excellence als einer der Türöffner in Richtung Wachstum durch Subscription. Um zur Service-Excellence zu gelangen, müssen Unternehmen die notwendigen Grundlagen schaffen. „Veränderung ist eine große Baustelle. Auch wenn die Service-KPIs signalisieren, dass es schon gut läuft, reicht das nicht. Märkte und interne Bedingungen sind permanent im Wandel. Wir müssen die Mitarbeitenden und unsere Kunden fragen, wo der Schuh drückt.“, fasst Rolf Urban, FANUC Europe GmbH, die Notwendigkeit einer gründlichen Analyse als ersten Schritt zusammen. Auch Frederick Birtel, PAUL WOLFF GmbH, bestätigt: „Man muss erst einmal die Grundlagen aufbauen und Perspektiven erkennen, um den einzelnen Etappen auf dem Weg zum exzellenten Service Rückenwind zu geben.“ Dieser Rückenwind ist wichtig für den kulturellen Wandel, der – darüber waren sich alle Referierenden einig – sowohl die größte Herausforderung als auch das entscheidende Stellrad für einen exzellenten Service ist. Um die absolute Ausrichtung Aachener Dienstleistungsforum 2022 Subscription-Journey – Erfolgreich vom Produkt- zum digitalen Lösungsanbieter » dienstleistungsforum.de 16.03.2022 Veranstaltungen > Aachener Dienstleistungsforum

16 / am Kunden zu erreichen, müssen Unternehmen das gesamte Team mitnehmen, offen kommunizieren und einen ganzheitlichen Prozess gestalten, der auch Schnittstellen und angrenzende Bereiche einbindet, etwa Human Resources, die Entwicklung und die Logistik. Darüber hinaus ist die Weiterbildung der Mitarbeitenden ein wesentliches Element. „Kulturwandel ist nicht einfach. Bei uns gibt es eine Diskrepanz zwischen Technologieaffinität und Prozessablehnung, die bewältigt werden muss“, formuliert Thomas Leipold, AIXTRON SE die Herausforderungen eines technologiegetriebenen Unternehmens: „Wenn man Serviceorganisationen an die Hand nimmt und integriert, führt dies zu einer höheren Akzeptanz.“ „Nachdem der Status-quo aufgenommen, die Reife bestimmt und Potenziale identifiziert sind, müssen Verbesserungsmaßnahmen festgelegt und quantitativ bewertet werden“, fasst Lennard Holst in seiner Deep-dive Session die wesentlichen drei Schritte auf dem Weg zum Service-Champion zusammen und bestätigt damit die Erfahrungen seiner Vorredner. Im Themenblock „Digitale Produkte“ wurde deutlich, dass es nicht länger nur um Technologien geht, sondern darum, das Angebot für den Kunden zu gestalten. Im Mittelpunkt stehen Fragen danach, für welchen Kunden welcher Mehrwert erbracht werden kann und wie sich daraus Erträge erwirtschaften lassen. So bietet etwa Danfoss A/S skalierbare Leistungen in Form von vordefinierten Paketen, die an den Zielen der Kunden orientiert sind und unterschiedliche Servicelevel mit verschiedenen Services beinhalten. „Ein Paket schafft Transparenz und überzeugt Kunden auch von Leistungen, die sie erst im weiteren Verlauf benötigen,“ erläutert Natalie Schnippering, Danfoss A/S. „Man muss differenziert genug sein, aber auch standardisiert, damit man skalierbar bleibt“, begründet auch Dr. Jana Frank, Henkel AG & Co. KGaA, die Notwendigkeit eines Modulbaukastens, mit dem verschiedene Parameter kundenspezifisch aufeinander abgestimmt werden können. Konsens herrschte darüber, dass ein Mindchange erforderlich ist, um den Wert digitaler Produkte zu erschließen. „Kunden haben keinen Referenzpunkt für die Bewertung. Man muss den Mehrwert kommunizieren, um festzustellen, wieviel der Kunde zu zahlen bereit ist“, so Schnippering. Auch Stefan Kleinjung, Kelvion, bestätigt, dass es darauf ankommt Kunden zu verstehen, das Werteversprechen für die Nutzungsphase zu formulieren und anschließend festzustellen, was die Kunden bereit sind, dafür zu zahlen. Die Schneider Electric GmbH ergänzt ihre Sales-Mannschaft um ein Digital Sales-Team, das unabhängig von Umsatzvorgaben mit dem altbewährten Vertriebs- und Serviceteam zusammenarbeitet und den Kontakt zum Kunden intensiviert. Jochen Sadlers, Schneider Electric GmbH, spricht in diesem Zusammenhang von einer indirekten Transformation: „Wir wollen Leute, die Lust auf das Thema haben und andere mitziehen. Der persönliche Vor-Ort-Kontakt ist unser Game Changer. So lernen wir, den Kunden zu verstehen und schaffen Vertrauen und Akzeptanz für diese neue Art von Produkten.“ „Man muss im Team agieren“, ist auch Maximilian Schacht überzeugt, dass eine einzelne Person nicht gleichzeitig die Anforderungen an das Produkt- und Digitalgeschäft erfüllen kann. Eine Änderung der Kultur und Denkweise ist erforderlich. Es geht darum, Vertrauen aufzubauen und den Kunden langfristig erfolgreich zu machen, nicht darum, möglichst schnell

/ 17 Veranstaltungen > Aachener Dienstleistungsforum KGaA. Eintrittskarte zur digitalen Verbindung mit dem Kunden ist das physische Produkt, in diesem Fall ein Klebstoff. „Indem wir datenbasiert gewonnenes Wissen über die Produktverwendung mit Spezifikationen und Qualitätsparametern verbinden, schaffen wir es, den Kunden zu verstehen, besser zu machen und letztendlich in Form von wiederkehrenden Geschäftsmodellen zu monetarisieren“, erläutern Bahrami und Frank ihre Strategie. Die DMG MORI Digital GmbH setzt bei dem Geschäftsmodell „Equipment-as-a-Service“ auf Pakete mit einer monatlichen Grundgebühr sowie Komponenten, für die nur bei Nutzung gezahlt wird. „PAYZR – Pay with zero risk“ entlastet und unterstützt unsere Kunden dabei, der Marktdynamik sowie schwankender Nachfrage zu entsprechen und gibt gleichzeitig Sicherheit“, so Asef Duratovic,DMG MORI Digital GmbH. „Weg von ‚Lösung sucht Problem‘, hin zu ‚Problem sucht Lösung‘“, beschreibt Stefan Kleinjung, Kelvion, in seinem Vortag „Heat Exchange as a Service – Der agile Weg zur Kreislaufwirtschaft“ die Herausforderung zukunftsfähiger Subscription-Modelle. Im Dreiklang aus Lösung, nutzenbasierter Abrechnung und Kreislaufwirtschaft verbindet Kelvion Produktserviceziele mit Ressourceneffizienz im Anlagenbetrieb sowie in der Materialführung und zeigt damit auch die Bedeutung von Subscription als zentralem Treiber der Nachhaltigkeit – ein Thema, dem auch Lennard Holst in seiner Deep-dive-Session „Fit4Green: Green-Service-Business als Chance für Profit & Wachstum“ nachgeht. Bleibt abschließend die zentrale Frage nach der Risikoübernahme. „Wer sein Geschäftsmodell transformiert, der transformiert auch seine Risikosituation.“ Mit dieser Feststellung beleuchteten Dr. Andre Knoerchen, Munich RE, und Manuel Zimmermann, Funk Gruppe, die verschiedenen Risiko-Perspektiven von Anwendern und Anbietern. Der Risikoübertrag auf einen Versicherer entlastet die beteiligten Player und bietet der Versicherungsindustrie notwendige Wachstumsperspektiven, ist allerdings für den Versicherer sehr herausfordernd und nur mit größtem Verständnis für das Geschäftsmodell sowie auf ausreichender Datengrundlage möglich. Zum 25-jährigen Jubiläum begeisterte das Dienstleistungsforum mit topaktuellen Themen und Insights aus verschiedenen Industrien sowie Branchen. Der Rundum-Blick auf viele Facetten, Etappen und Herausforderungen auf dem Weg vom Produkt- zum Lösungsanbieter hielt viel Stoff für angeregte Diskussionen bereit und zeigte, dass es sich lohnt, die Reise weiter fortzusetzen. „ hohe Umsätze zu erzielen. „Von Features zu Feelings“, formuliert es Schacht in seiner Deepdive-Session zur Vertriebsgestaltung Der Service ist eine der essenziellen Komponenten von As-a-Service-Geschäftsmodellen. Erst mit kontinuierlich hohen Serviceleistungen können Anbieter und Anwender gleichermaßen profitieren. Wo Unternehmen heute stehen, was ein solches System attraktiv macht und ob es sich lohnt, hineinzuwachsen, war Schwerpunkt im dritten und letzten Themenblock „Subscription“. Wie man ein analoges Geschäftsmodell, das den Zusatznutzen in Form eines physischen Produkts monetarisiert, auf den digitalen Wachstumspfad legt, zeigen Dr. Kourosh Bahrami und Dr. Jana Frank, Henkel AG & Co.

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/ 19 Der Aachener Business Transformation Summit, führende Fachveranstaltung für die Fragen rund um die Transformation produzierender Unternehmen, ging gestern in die zweite Runde. Unter dem Thema „Industrial Sustainability“ erörterten Expert:innen aus Forschung und Wirtschaft in Vorträgen und Panel-Diskussionen aktuelle Fragen der industriellen Nachhaltigkeit. Die rund 150 Teilnehmer:innen erhielten Einblicke in Potenziale, Trends und Best Practices aus den Bereichen Produktion & Wertschöpfungsnetzwerk, Mitarbeitende & Kultur, Management & Organisation sowie Produkte & Dienstleistungen. Gemeinsam mit Vertreter:innen unterschiedlicher Branchen und Wirtschaftszweige diskutierte man Gestaltungsoptionen und Lösungen für das integrierte Management der Nachhaltigkeitstransformation in produzierenden Unternehmen. Standen beim ersten Aachener Business Transformation Summit 2021 die Potenziale und Chancen der digitalen Transformation im Vordergrund, ging es in diesem Jahr darum, die Nachhaltigkeitstransformation greifbar zu machen und darzustellen, was Unternehmen tun müssen, um sie im Hinblick auf Nachhaltigkeit wirklich umzusetzen. „Um die Potenziale der digitalen Transformation zu nutzen, muss auch das Spielfeld da sein, also ein nachhaltiger Planet – genau das steht nach Meinung vieler Expert:innen in Frage. Wir müssen jetzt handeln, um für Mensch und Gesellschaft unsere planetaren Grenzen einhalten zu können“, formulierte Ruben Conrad, FIR-Bereichsleiter Business Transformation, die zentrale Herausforderung unserer Zeit. Für Unternehmen geht es sowohl um den sorgsamen Umgang mit Ressourcen zum Erhalt unseres Planeten und einer lebenswerten Zukunft als auch um die zukunftssichernde Wertschöpfung. So standen Fragen dazu im Vordergrund, wie sowohl ökologische als auch soziale und ökonomische Ziele im Unternehmen verankert und gelebt werden können. Dazu informierten Vertreter:innen aus Wirtschaft und Wissenschaft in den vier Themenblöcken zu Technologien und Maßnahmen für eine nachhaltige Produktgestaltung, Prozessoptimierungen durch IoT sowie zu Rechten und Verantwortlichkeiten von Nachhaltigkeitsabteilungen. Ebenso erörterten sie den Aufbau eines datenbasierten Nachhaltigkeitsmanagements und beleuchteten die Rolle der Nachhaltigkeit als Teil der Unternehmenskultur. Diskutiert wurden die Voraussetzungen und Maßnahmen der – wie es ein Referent formulierte – „zwei Gesichter der Nachhaltigkeit“: Klimaneutralität und Kreislaufwirtschaft. Insbesondere in der Kreislaufwirtschaft wird deutlich, dass Aachener Business Transformation Summit 2022 Industrial Sustainability » bt-summit.de Veranstaltungen > Aachener Business Transformation Summit

20 / Nachhaltigkeitsziele nur gemeinschaftlich angegangen werden können. Wichtig sei zu verstehen, dass Wertschöpfung eine Gemeinschaftsleistung ist und kein „Fire & Forget“. Alle Akteure – Partner, Mitarbeitende und weitere Stakeholder – müssen einbezogen werden, um Kreisläufe zu schließen. Neben funktionalen Anforderungen an solche Wertschöpfungsnetzwerke, etwa Risikoanalysen, Lieferkette und Transparenz müssen auch die nicht funktionalen Anforderungen erfüllt sein. Dazu gehören Offenheit, Skalierbarkeit und Integrierbarkeit. Bei alldem ist Vertrauen die elementare Voraussetzung für den Erfolg von Wertschöpfungsnetzwerken. Es muss gewährleistet sein, dass Unternehmensgeheimnisse nicht mit Unbefugten geteilt werden und das eigene Geschäft abgesichert ist. Klimaneutralität zu erreichen, steht bei allen vertretenen Unternehmen ganz oben auf der Agenda. Einig war man sich

/ 21 darüber, dass man hier ganz am Anfang der Wertschöpfungskette ansetzen muss. In der chemischen Industrie beispielsweise bei den Zulieferern, die unter Nachhaltigkeitsaspekten bewertet und ausgewählt werden sollten. Für die Entwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie empfiehlt es sich darüber hinaus, die Fähigkeiten eines Unternehmens zu betrachten und nicht nur von vorhandenen Prozessen und Technologien auszugehen. Wenn man sich bewusst ist, welche Fähigkeiten man bereits hat, kann man hier Prioritäten setzen und diese weiterentwickeln. Mitarbeitende, Kultur und Führung gehören ebenfalls zu den elementaren Erfolgsfaktoren der Nachhaltigkeitstransformation. Führung übernimmt die Rolle, die Kultur zu gestalten und dafür zu sorgen, Mitarbeitende im Prozess der Transformation mitzunehmen sowie die intrinsische Motivation zu fördern. Wie wichtig das ist, zeigten auch die Erfahrungen der anwesenden Unternehmen. Weiterbildung, Incentivierungen und Nachwuchsförderung tragen demnach wesentlich dazu bei, dass Zielsysteme von den Mitarbeitenden verstanden und getragen werden. Standen soziale Nachhaltigkeitsziele lange im Schatten des Trendthemas Ökologie, gewinnen derzeit Themen wie Diversität und Work-Life-Balance an Relevanz – sowohl im eigenen Unternehmen als auch in der Bewertung von Geschäftspartnern. Geschäftspartner, aber auch potenzielle Mitarbeitende schauen heute viel kritischer darauf, wie Unternehmen mit Mitarbeitenden umgehen und welche Leistungen sie ihnen bieten. „Die digitale Transformation und die darauf aufbauende Nachhaltigkeitstransformation sollte nicht als Gefahr, sondern als Werttreiber für zukünftiges Wachstum verstanden werden. Nachhaltigkeit muss in einer Ende-zu-Ende-Prozesskette betrachtet werden, um eine erfolgreiche Transformation zu gewährleisten. Dazu muss ich den strategischen Rahmen festlegen. Ich muss Fähigkeiten der Interaktion aufbauen, um mit allen Stakeholdern zu kommunizieren. Ich brauche ein Gesamtzielbild, auf das ich alle Mitarbeitenden im Unternehmen und, über seine Grenzen hinaus, alle Stakeholder bzw. ganze Ecosystems einschwören kann. Daten und KPIs sind essenziell, um zukünftige Potenziale zu identifizieren. Die Mitarbeitenden müssen mobilisiert werden und es ist wichtig zu verstehen, dass Nachhaltigkeit andere Fähigkeiten erfordert als wir sie heute kennen. Dazu braucht es kreativen Raum, neue Formate und eine insgesamt offene Unternehmenskultur, in der Nachhaltigkeit verhaftet ist und aktiv gelebt werden kann“, fasst Gerrit Hoeborn, designierter Nachfolger von Ruben Conrad als Leiter des Bereichs Business Transformation am FIR, die Erkenntnisse des Tages zusammen. Mit vielen Insights und einem umfangreichen Portfolio aus den unterschiedlichen Perspektiven, Best Practices und Erfahrungsberichten der Nachhaltigkeitstransformation zeigte der diesjährige Business Transformation Summit, dass die Transformation zur industriellen Nachhaltigkeit komplex und dennoch machbar ist. Sie erfordert vor allem ein Umdenken und muss von Führungskräften und Mitarbeitenden gleichermaßen verinnerlicht und getragen werde – „From brain to heart“, wie es einer der Referierenden formulierte. Veranstaltungen > Aachener Business Transformation Summit

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/ 23 Am 22.06.2022 trafen sich rund 100 Fachleute aus IT, Industrie und Wissenschaft beim CBA Aachen 2022 – Congress on Business Applications im Cluster Smart Logistik auf dem RWTH Aachen Campus. Alles drehte sich um Business Applications, also betriebliche Anwendungssysteme wie ERP, MES, PPS, ihren Einfluss auf den Unternehmenserfolg, ihre Bedeutung hinsichtlich Nachhaltigkeit und wie sie sich unter dem Einfluss fortschreitender Digitalisierung anpassen (müssen). All dies wurde anhand von Vorträgen und Best Practices diskutiert sowie in Workshops vertieft. Ziel war es zu erfahren, wie Unternehmen mit integrierten Business Applications interne Abläufe optimieren, in Wertschöpfungsnetzwerken kooperieren und neue Geschäftsfelder erschließen. Mit Unterstützung etlicher Partner, darunter dem EXCLUSIVE-Partner INFORM GmbH aus Aachen, richteten das FIR an der RWTH Aachen, das Center Integrated Business Applications und die Trovarit AG die Fachtagung aus. Katharina Berwing, Leiterin des Centers Integrated Business Applications, führte mit ihrem Impulsvortrag über das Zusammenspiel von IT- und Fachabteilungen in das Thema ein und stellte die häufig komplizierte „Beziehung“ anhand von Beispielen dar. Sie wies auf die erfolgskritische Rolle dieser Zusammenarbeit gerade in Transformationsprojekten hin, denn Unternehmenserfolg misst sich längst nicht mehr nur an monetären oder Effektivitäts- und Effizienzkennzahlen. Angesichts des dynamischen Umfelds, in dem Unternehmen heute agieren, ist es vielmehr ihre Wandlungsfähigkeit, die über den Unternehmens- erfolg entscheidet. Anschließend ging es in drei Themenblöcken ans Eingemachte. Unter dem Titel Transparenz, Tracking & Tools – Auf dem Weg zur smarten Auftragsabwicklung, stellten Hannes Elser, Scheidt & Bachmann IoT Solutions, Gerd Jens Schmidt, Contargo GmbH & Co. KG, und Sven Fleischer, Continental AG, ihre Herausforderungen und Lösungen für die Automatisierung unterschiedlicher Prozesse aus IT-Sicht vor. Begründete Elser die Notwendigkeit von automatisierten Buchungsprozessen damit, dass heute Mitarbeitende im Schnitt 100 Minuten am Tag mit Suchen verbringen, liegt der Schwerpunkt beim Logistikdienstleister vor allem auf automatisierten Prozessen bei der Datengenerierung und -verarbeitung, denn nur so können sie der Entscheidungsfindung im komplexen Transportnetzwerk aus Schiff, Bahn und LKW dienlich sein. Derweil setzt Continental auf Low-code-Anwendungsentwicklung und will damit CBA Aachen 2022 – Congress on Business Applications Aachen Digitale Lösungen für Produktion und Logistik » cba-aachen.de Congress on Business Applications Aachen22.06.2022 Veranstaltungen > CBA Aachen

24 / den internen Anforderungen flexibel und vor allem schnell begegnen. Nach einem Exkurs zur Rolle von Business-IT beim Erreichen von Nachhaltigkeitszielen, die in einer fünfköpfigen Runde zwar nicht kontrovers, jedoch aus unterschiedlichen Perspektiven diskutiert wurden, folgten unter der Überschrift Produktion 4.0 – Mit MES, ERP & Co. zum vernetzten Shopfloor und vernetzten Unternehmen Vorträge von Mathias Hammes, Siemens Energy AG, und Ruben Schumacher, SCHUMAG Aktiengesellschaft. Hammes als Projektleiter MES@SE und Schumacher als Teamleiter Fertigungssteuerung berichteten aus der Perspektive der Fachabteilung und schilderten etwa die Transformation zu einem einheitlichen MES bei den in 90 Ländern ansässigen Standorten. Schumacher teilte seine Erfahrungen über die Digitalisierung der Produktionsplanung inklusive vollintegrierter Auftragsabwicklung. Beispiele für die Mammutaufgabe Digitalisierung – Wie Organisationen den Wandel gestalten können lieferten Maximilian Lukas, Vaillant Group, und Jan Reschke, SMS group GmbH. Beim Weltmarktführer für zentrale Heizgeräte geht es um die Harmonisierung und Standardisierung der Vertriebs- und Produktionsprozesse rund um den Globus. Ein nicht ganz so kleines Unterfangen, sind schließlich hunderte von Prozessen der Vertriebsgesellschaften in über 60 Ländern und neun internationale Produktionsstandorte zu berücksichtigen. Nicht weniger komplex ist das Transformationsprojekt bei SMS: An rund 95 Standorten weltweit stellt man auf ein neues ERP-System um. Dass es hier um viel mehr geht als die reine Implementierung, stellte Reschke eindrücklich vor und nannte als wichtigste Faktoren für das Gelingen: eine starke und hoch priorisierte ChangeManagement-Organisation, Ressourcenverfügbarkeit und -hoheit sowie ein starkes Backing der Geschäftsführung.

/ 25 Veranstaltungen > CBA Aachen Einen fast schon synthetisierenden Abschluss bot Bastian Deck, Geschäftsführer Novazoon GmbH. Mit knapp 100 Beschäftigten zwar bedeutend kleiner als die vorangegangenen Unternehmen, konzipiert und begleitet Novazoon führende Industrie- und Dienstleistungsunternehmen bei der Entwicklung und Markteinführung neuer Geschäftsmodelle – und setzt damit riesige Transformationsprojekte um. Gegenüber seinen Vorrednern, die eher auf Standardisierung setzen, gab Deck zu bedenken, dass bei „one fits all“ die eigentlichen Kundenbedürfnisse auf der Strecke bleiben könnten. Er schlug den Bogen zum Eingangsvortrag, indem er bestätigte, dass die Fokussierung von Effizienz und Produktivität allein die Zukunft von Unternehmen nicht sichert und forderte eine Innovationskultur mit einem Umfeld, das durch Offenheit, eine gewisse Risikobereitschaft sowie Agilität und Kreativität geprägt ist. Was die Teilnehmenden gelernt haben? Aus beiden Perspektiven – Business und IT – wird an vielen Stellen nicht perfekt zusammen- oder sogar aneinander vorbei gearbeitet. Dass es für den einzelnen Menschen, das Projektteam und schließlich den Unternehmenserfolg besser wäre, gut zusammenzuarbeiten und dafür fördernde Maßnahmen zu ergreifen, liest sich fast schon wie eine Binsenweisheit. Die Praxis zeigt jedoch, dass Unternehmen gerade in diesem Punkt noch eine Menge Potenzial haben und es schon beinah fahrlässig ist, dieses nicht zu nutzen.

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/ 27 Premiere im Cluster Smart Logistik auf dem RWTH Aachen Campus: Mehr als 100 Gäste aus verschiedensten Professionen kamen vom 24. – 25.08.2022 zur 1. Konferenz ‚Smart Work – Führen und Lernen in der digitalisierten Arbeitswelt‘. Die Konferenz markierte den Abschluss der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekte „eLLa4.0 – Gute Führung und Arbeit in der Soziodigitalen Transformation“ und „LidA – Lernen in der digitalisierten Arbeitswelt“. In Vorträgen, Panel-Diskussionen, Themensessions und Workshops befasste sie sich mit den Auswirkungen und Perspektiven des Wandels auf Beschäftigte und Führungskräfte. Im Vordergrund standen Fragen dazu, welchen Einfluss die Digitalisierung auf die Rolle von Mitarbeitenden und Führungskräften hat, wie sie Organisationen, Prozesse und Arbeitsinhalte verändert und was das für zukünftig gefragte Kompetenzen und Qualifikationen als auch für das soziale Miteinander und die Unternehmens- kultur bedeutet. Neben Gastgeber FIR an der RWTH Aachen, vertreten durch Geschäftsführer Professor Dr. Volker Stich und Roman Senderek, Bereichsleiter Smart Work, begrüßten auch Christoph Ziegler vom Projektträger Karlsruhe, Dr. Ralf Kopp von der Sozialforschungsstelle Dortmund (Sfs), Konsortialführer eLLa4.0-Projekt, sowie Jonas Haas von der IPRI gGmbH, Konsortialführer LidAProjekt, die Anwesenden. Sie gaben einen Abriss zu Zielsetzung und Ergebnissen der beiden Projekte. An der Digitalisierung kommt niemand vorbei. Die Welt befindet sich im Umbruch; ist geprägt durch große Wenden, etwa die Dienstleistungs- oder die Mobilitätswende. Sowohl die Konsortialführer als auch Professor Stich und Roman Senderek betonen in ihren Eröffnungsreden die zentrale Rolle von Beschäftigten und Führungskräften. „Digitalisierung kann nur mithilfe von Mitarbeiter:innen realisiert werden“, so Jonas Haas, IPRI gGmbH. Angst vor der Digitalisierung ist aber unangebracht, meint Professor Stich in seiner Keynote. „Dort, wo Jobs wegfallen, kommen wieder neue hinzu“. Laut Stich fehlen keine Fachkräfte, vielmehr muss sich der Suchfokus ändern. Skill-Profile müssen an die neuen Anforderungen der Digitalisierung angepasst und die Kompetenzen von Mitarbeitenden entsprechend entwickelt werden. „Der Mensch als zentraler Punkt zukünftiger Arbeit muss Raum bekommen, sich und seine Fähigkeiten zu entwickeln“, so Senderek. New Work mit Themen wie Leadership, Lernkultur und neuen Lernformen ist in vielen Unternehmen heute noch unterrepräsentiert. Dr. Joachim Hutfless, TRUMPF SE & Co. KG, bestätigt: „Alles beginnt bei den Mitarbeitenden – Konferenz „Smart Work“ – Führen und Lernen in der digitalisierten Arbeitswelt » sw-konferenz.fir.de Veranstaltungen > Konferenz „Smart Work“

28 / sie müssen ihre Entwicklung jeweils eigenverantwortlich in die Hand nehmen, selbstbestimmt lernen und klare Lernziele für sich fokussieren“. Dr. Alexander Galloy, BELFOR DeHaDe, ergänzt aus der Perspektive eines Dienstleisters: „Entscheidungsfreiheit gibt Akzeptanz und beschleunigt die Umsetzung“ und Professor Dr. Verena Nitsch, IAW Aachen, hält es für notwendig den technikgetriebenen Wandel zu einem menschenorientierten umzukehren: „Wir sollten nicht Sklaven von Technologien sein.“ Für Christian Schupik und Lena Piel von der Volkswagen AG öffnen digitale Tools und die Virtualisierung von Produktionsumgebungen Chancen, den Wandel erlebbar zu machen und Beschäftigte mitzunehmen. Markus Herkersdorf, TriCAT GmbH, bezeichnet die virtuelle Transformation als nächsten Schritt nach der digitalen Transformation. Auch eine weltweit einheitliche Prozesssprache ist ein wertvoller Ansatz, um menschliche Arbeit zu beschreiben und zu bewerten. Prof. Dr. Peter Kuhlang und Manuela Ostermeier, MTM ASSOCIATION e. V., zeigen, wie E-Learning weltweit einheitliche Ausbildungen ermöglicht. Niemand weiß wirklich, wie wir in Zukunft zusammenarbeiten werden. Eine starke Bindung der Mitarbeitenden und insbesondere eine von Vertrauen geprägte Kultur und Führung sehen alle Beteiligten der Konferenz gerade in Zeiten signifikanter Umbrüche und Krisen als Kern einer erfolgreichen Zusammenarbeit. „Vertrauen ist der Kleber, der Beschäftigte und Führungskräfte verbindet“, so Dr. Gerhard Gudergan, FIR. Dr. Christoph Beumer, BEUMER Group GmbH & Co. KG, ergänzt das Bauchgefühl als eine entscheidende Eigenschaft für den Unternehmenserfolg. Erfolg ist für ihn immer auch eine Frage von Kultur und Zusammenhalt: „Alle Beteiligten sollen am Ende am Erfolg partizipieren. Dazu sind Zusammenarbeit im Netzwerk und gegenseitiges Vertrauen notwendig.“

/ 29 Gerd Palm, St. Gereon Seniorendienste gGmbH, verweist auf die Bedeutung von nicht-ökonomischen Werten wie Fürsorge, Teamgeist und Respekt: „Zwischenmenschliche Interaktion, Netzwerkarbeit und Unterstützung sind notwendig, um gutes Personal auszubilden und zu halten.“ Dagmar Wirtz, 3WIN, betont: „Man muss mit den Mitarbeitenden sprechen, um Schwierigkeiten und Akzeptanzprobleme zu erkennen. Nur dann kann man daran arbeiten.“ Neben den Vorträgen belegen auch die Ergebnisse aus den verschiedenen Themensessions zu Widerständen und Herausforderungen von Technologieeinführungen, digitalen Lernplattformen sowie Insights aus weiteren Forschungsprojekten unisono den notwendigen Fokus auf Vertrauen, Integration und Partizipation. Das Rollenverständnis von Führungskräften wandelt sich zum Begleiten und Ermöglichen. Führungskräfte haben nicht nur die Technik im Blick, sondern nehmen die Menschen mit und bieten die Freiräume dafür, dass Entscheidungen schnell getroffen werden. „Die Haltung macht den Unterschied und ist die Basis für die Führung“, sagt Joachim Giese, WBS TRAINING, und konstatiert: „Die Zeit von Anweisung und Kontrolle ist vorbei.“ Motivation zur Selbständigkeit, Vertrauen und Augenhöhe sind wesentliche Elemente zukünftiger Führung. Auch Dr. Joachim Hutfless, TRUMPF SE & Co. KG, verweist auf die neue Rolle der Führungskräfte und setzt zusätzlich auf sogenannte „Learning Agents“, die den Lernprozess von Mitarbeitenden begleiten und als verbindendes Zahnrad zwischen ihnen, den Führungskräften und Bereichen fungieren. Für Dr. Jacqueline Lemm, Drees & Sommer SE, und Prof. Dr. Christiane Vaeßen, Region Aachen Zweckverband, sind Emotionen ein wichtiger Teil von Führung und Kultur. „Man muss die richtige Balance finden, Wertschätzung gegenüber sich selbst und gegenüber den Mitarbeiter:innen ist wichtig“, so Lemm. Und Vaeßen bestätigt: „Wir brauchen auch die emotionale Welt. Nur wenn man voneinander lernt, hat man eine Chance.“ Dr. Saša Sopka, AIXTRA Kompetenzzentrum für Training und Patientensicherheit, sieht Teamzusammensetzung und Teamentwicklung als elementare Bestandteile für nachhaltiges Lernen. Mit zahlreichen Erkenntnissen und Best-Practices aus dem betrieblichen Alltag gab die 1. Konferenz Smart Work am FIR einen Rundumblick auf die Entwicklungen zukünftiger Arbeitswelten. Sie bot viele Insights und Anregungen dazu, innovative Lehr- und Lernkonzepte in die eigene Unternehmensstrategie zu integrieren und Führungsrollen neu zu denken. „Die Konferenz hat uns gezeigt, dass Forschungsförderung Sinn macht und die Ergebnisse in die Praxis übertragbar sind. Das belegen die heute präsentierten sowie die in den vielen gemeinschaftlichen Aktivitäten erarbeiteten Resultate. Wir haben gesehen, dass Vertrauen, Partizipation und Integration fundamentale Voraussetzungen für das Gelingen der Transformation und das Überwinden von Unsicherheiten sind. Der Mensch steht im Zentrum allen Handelns. Er benötigt Freiräume, um sich entwickeln zu können. Ihm die dazu notwendige Orientierung zu geben, wird zukünftig eine der wichtigsten Aufgaben von Führungskräften sein. Haltung und Kultur eines Unternehmens gewinnen größere Bedeutung als Fachwissen und Qualifikation. Sie müssen von der Führung vorgelebt werden und sind gleichzeitig die Basis für eine erfolgreiche Führung. Kompetenzmanagement, lebenslanges Lernen, digitales Lernen und Lehren, Leadership und Lernkultur, arbeitsnahes Lernen und lernförderliche Umgebungen sind die erfolgsrelevanten Themen, mit denen sich Unternehmen heute auseinandersetzen müssen, um sich und ihre Beschäftigten für die Zukunft erfolgreich aufzustellen“, fasst Senderek die Veranstaltung zusammen und stellt eine Fortsetzung im kommenden Jahr in Aussicht. Veranstaltungen > Konferenz „Smart Work“

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/ 31 Veranstaltungen > CDO Aachen „Zum fünften Mal CDO Aachen, zum dritten Mal digital“, begrüßten die Gastgeber aus dem FIR an der RWTH Aachen und dem Industrie 4.0 Maturity Center die Teilnehmer:innen der diesjährigen Convention on Digital Opportunities. Unter dem Motto „Sustainable Digitalization for the Era of Uncertainty“ ging es am 16. November 2022 um die Digitalisierung als Antwort auf die großen Herausforderungen unserer Zeit. Expert:innen aus Industrie und Forschung beleuchteten die Handlungsoptionen für Unternehmen in den drei Themenfeldern „Digitale Resilienz vs. Nachhaltige Digitalisierung“, „Nutzung von Technologien zur Bewältigung von Unsicherheiten“ sowie „Unternehmenskultur & digitale Technologien“. In Vorträgen und einer Panel-Diskussion teilten sie ihre Erfahrungen aus Digitalisierungsprojekten und -strategien sowie deren Bedeutung für Nachhaltigkeit und Resilienz. Neu im Programm waren Expert:innen-Talks, die Gelegenheit zum digitalen Vis-à-vis-Austausch mit den Spezialist:innen des FIR zu unterschiedlichen Themenstellungen boten. Virtuelle Führungen durch die Demonstrationsfabrik Aachen und das eLab auf dem RWTH Aachen Campus veranschaulichten das Potenzial neuer Technologien und innovativer Anwendungen im realen Produktionsbetrieb. Mit Einblicken in die Praxis rundeten sie das Programm ab. „Digitalisierung und Nachhaltigkeit führen zu fundamentalen Transformationen in den Unternehmen, die angesichts globaler Krisen und Unsicherheiten jetzt rasant voranschreiten.“ Im Impulsvortrag zu Beginn der Veranstaltung zeichnet Christian Hocken, Managing Partner des Industrie 4.0 Maturity Centers, ein Bild zur derzeitigen Lage in der Industrie. Nachhaltigkeit und Digitalisierung zusammenzubringen, ist für die Industrie eine Riesenchance, um die derzeit größten Herausforderungen – Supply-Chain-Resilienz, Energieversorgung und Dekarbonisierung – zu bewältigen. Max-Ferdinand Stroh, Bereichsleiter Informationsmanagement am FIR, ergänzt, dass der Erfolg der Verbindung nicht nur eine ökologische, sondern gleichwertig auch eine soziale und eine ökonomische Dimension hat: „Unternehmen müssen sich sowohl ökologisch weiterentwickeln als auch nachhaltig handeln und ihren sozialen Auftrag wahrnehmen, wollen Sie langfristig bestehen und ihre Ziele verwirklichen.“ Tobias Schröer, Bereichsleiter Produktionsmanagement am FIR, weist auf die verschiedenen Dimensionen der Digitalisierung hin und wirft die Frage auf: „Schaffen wir durch Digitalisierung Resilienz und stellen wir uns für alle Zeiten krisensicher auf, oder stehen wir vor einer Transformation hin zur Digitalisierung, die wir auf nachhaltige Weise gestalten müssen?“ CDO Aachen 2022 – Convention on Digital Opportunities Sustainable Digitalization for the Era of Uncertainty » cdo-aachen.de

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