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23. Aachener ERP-Tage

Planung und Regelung 4.0 – Das Zusammenwachsen von ERP und MES

Mit dem Motto der 23. Aachener ERP-Tage am 15. und 16. Juni 2016 trafen die Veranstalter

rund um das FIR an der RWTH Aachen offenbar den Nerv einer Branche: Rund 250 Teilnehmer

besuchten die kombinierte Vortrags- und Ausstellungsveranstaltung und informierten sich über

die zukünftigen Entwicklungen des Enterprise-Resource-Plannings (ERP).

Die umfassende thematische Klammer um die Veranstaltung bildeten die Impulsvorträge von Pro-

fessor Günther Schuh, Direktor des FIR, und Professor Peter Nyhuis vom Institut für Fabrikanlagen

und Logistik der Leibniz-Universität Hannover. Schuh stellte in seinemVortrag das gestufte Vorge-

hen von der dritten zur vierten industriellen Revolution vor, wie es am FIR und im angegliederten

Center Enterprise Resource Planning

‘ entwickelt wurde: von der Sichtbarkeit von Produktionsab-

läufen in den zugehörigen IT-Systemen über deren Verständlichkeit und Transparenz bis hin zu ih-

rer Prognostizierbarkeit und zum selbstlernenden und sich anpassenden Produktionssystem. „Wir

träumen von echter Produktionsregelung – bisher steuern wir aber nur gegen eine mittelwertba-

sierte Planung“, so Schuh, „wir nutzen heute also kaum das Potenzial der bereits bestehenden

IT-Systeme, da die vorhandene Datenbasis nicht ausreichend verwertet wird.“

Nyhuis unterstützte diese These und folgerte, dass die Funktionen bestehender IT-Systeme sich

zukünftig kaum ändern würden, vielmehr aber die Verfahren, wie diese zum Einsatz kämen. „Fort-

schrittsrückmeldungen werden zukünftig nicht mehr nur im MES verarbeitet, sondern auch zur

Kapazitätsplanung und sogar zur langfristigen Produktionsplanung herangezogen. Dafür müs-

sen wir allerdings zunächst sicherstellen, dass Daten in ausreichender Qualität verfügbar sind“,

ergänzte er Schuhs Ausführungen. Nyhuis stimmte mit den Vertretern des FIR überein, dass die

Digitalisierung schon deutlich länger Einzug in unsere Arbeitswelt hält, als uns seit fünf Jahren

das Schlagwort „Industrie 4.0“ vor Augen führen will – dass bis zur vollständigen Umsetzung

aber auch noch viele Schritte zu gehen sind. In den sich anschließenden Fachvorträgen wurde

dann erläutert, wie diese Entwicklung konkret vonstattengehen kann. Sie folgten einer logischen

Themenreihe: Im Strang über digitale Vernetzung bauten die drei Blöcke „Anforderungen an eine

dynamische Produktionsplanung“, „Die Vision der intelligenten Produktionsregelung“ und „Die

Digitalisierung der Supply-Chain“ aufeinander auf. Der Strang zum Thema „ERP und MES in der

Praxis“ beinhaltete mit der „Auswahl und Einführung von IT-Systemen“, mit „Betrieb und Op-

timierung von Unternehmenssoftware“ und mit der Idee von „Planung und Regelung 4.0 – Lö-

sungsansätze aus der Praxis“ weitere spannende Impulse und Diskurstreiberthemen.

In seinem Vortrag für die Saarschmiede GmbH Freiformschmiede demonstrierte zum Beispiel

Volker Schneider, wie eine Steigerung der Transparenz über die zukünftige Kapazitätsauslas-

tung herbeigeführt werden konnte, und ging dabei auch auf Fallstricke der IT-Anwendung ein.

Dr. Thomas Schermesser erläuterte, wie bei der SIG Combiblock GmbH ein MES in der globalen

Packstofffertigung eingeführt wurde. Er bemerkte treffend, die Einführung eines MES ohne

begleitendes ERP-System sei, „als würden sie den Keller und das Erdgeschoss neu machen

und das Dach offen lassen.“ Zudem sei das Training der Mitarbeiter ein enorm wichtiger Er-

folgsfaktor.